Nach einem eher düsteren Start ins Coronajahr 2021 hat die Deutsche im Sommer das Fernweh gepackt, wie die Passagierzahlen zeigen.
Bereits gestern gab es positive Meldungen vom Hauptstadtflughafen BER. Für September werden hier mit 1,5 Millionen Passagieren genau so viele erwartet, wie im gesamten ersten Halbjahr. Doch der Trend zu mehr Reisen zeigt sich nicht nur in Berlin. Schon der Flugverkehr im August konnte alle Erwartungen übertreffen. Bereits 71 Prozent des Flugverkehrsaufkommens vom Vergleichsmonat im Jahr 2019 konnte hier erreicht werden. Ein Blick auf den 12-wöchigen Sommer zeigt einen positiven Trend, wie fvw bereits bekannt gab.
28,6 Millionen Reisende in Deutschland
Der Sommer 2021 in Deutschland war im Schnitt der durchwachsen. Während einige Regionen mit neuen Hitzerekorden zu kämpfen hatten, spüren andere noch immer die Folgen des verheerenden Hochwassers im Südwesten Deutschlands. Doch viele nutzen den Sommer, die niedrigen Inzidenzen und die zahlreichen Lockerungen der Coronamaßnahmen für den langersehnten Urlaub. Nicht nur Deutschland war in diesem Jahr eines der Lieblingsreiseziele – 14,9 Millionen Passagiere mehr als im Sommer 2020 verzeichneten die deutschen Flughäfen in diesem Jahr. Wie der Flughafenverband ADV mitteilt, flogen in dem 12-wöchigen Sommer-Zeitraum 28,6 Millionen Passagiere von und nach Deutschland.
Dem Vorkrisenniveau entspricht diese Zahl allerdings noch nicht. Im Vergleich zu 2019 entspricht dies gerade einmal der Hälfte. Doch schon im August konnte sich der positive Trend bemerkbar machen, wobei das Verkehrsaufkommen hier 61 Prozent betrug.
Die Menschen wollen wieder Flugreisen wahrnehmen, trotz der sich häufig verändernden Reisebestimmungen, die die Pandemielage mit sich bringt. Anhand der Buchungszahlen ist davon auszugehen, dass sich das aktuell gute Niveau im Oktober fortsetzt. Mit dem Ende der Urlaubszeit kommt auch die Geschäftsreisenachfrage wieder zurück.
Ralph Beisel, ADV-Hauptgeschäftsführer
Viele Airlines hoffen nun auch auf einen ebenso starken Winter – gerade im Hinblick auf Buchungen für die wieder geöffneten USA und Thailand. Die Einreisebestimmungen wechselten im Sommer häufig und dürften wohl auch weiterhin viele Reisende abgeschreckt haben. Mit Blick auf den Winter halten weiterhin einige potenzielle sommerliche Reiseziele ihre Grenzen geschlossen beziehungsweise haben nur unter strengen Auflagen – auch für Geimpfte – wieder geöffnet.
Weiterhin finanzielle Sorgen
Auch wenn die steigenden Buchungsanfragen und Passagierzahlen für positive Ausblicke sorgen, so macht die finanzielle Situation noch immer vielen Flughäfen zu schaffen. Nach Angaben der ADV verlieren die deutschen Flughäfen auch weiterhin circa 250 Millionen Euro an Umsatz.
Wie im Vorjahr werden auch 2021 die deutschen Flughäfen mit einem Milliardenverlust abschließen.
Ralph Beisel, ADV-Hauptgeschäftsführer
Neben den strengen Hygienemaßnahmen, die an den Flughäfen für lange Schlangen bei den Sicherheitskontrollen sorgen und bereits im August für bis zu 20 Prozent der Verspätungen verantwortlich waren, machen den Flughäfen auch die zahlreichen kurzfristigen Buchungen zu schaffen. Diese erschweren zum Teil den operativen Flughafenprozess. So bleibt beispielsweise das fertige Terminal 2 am BER weiterhin geschlossen. Viele Flughäfen fahren derzeit auf eingeschränkte Sicht, so auch der BER. Die sechs Wochen, mit denen der Flughafen im Voraus plant, werden auch für die Inbetriebnahme des Terminal 2 benötigt.
Neben der Inanspruchnahme weiterer finanzieller Coronahilfen müssen sich Passagiere also auch in den kommenden Monaten auf Geduld bei den Kontrollen einstellen.
Fazit zum Passagieranstieg im Sommer
Der goldene Herbst hat in Deutschland Einzug gehalten und die Luftfahrt zieht eine erste Sommer-Bilanz. Durchaus positiv kommen die deutschen Flughäfen dabei weg und konnten in dem 12-wöchigen Zeitraum einen massiven Passagieranstieg verzeichnen. In der Tat war der Sommer 2021 kein Vergleich zum Corona-Sommer 2020. Niedrige Inzidenzen, Impfstoffe und die steigenden Impfquoten machten in diesem Jahr Sommerurlaube ohne große Einschränkungen möglich. Bleibt am Ende nur zu hoffen, dass sich der Trend auch in den kommenden Wochen und Monaten – über den Winter hinaus fortsetzt. Denn ein Aufatmen kommt für die Flughäfen angesichts der finanziellen Lage noch nicht infrage!
“Neben den strengen Hygienemaßnahmen, die an den Flughäfen für lange Schlangen bei den Sicherheitskontrollen sorgen…”
Das ist so nicht richtig, an der Siko spielen Hygienemaßnahmen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Die Passagiere stehen im Gegenteil dicht an dicht.
Es liegt vielmehr am fehlenden Personal (finanzielle Gründe?), so dass nicht ausreichend Kontrollstellen geöffnet werden können oder sogar geöffnete Spuren trotz Andrangs wegen Pause kurzerhand geschlossen werden. Das anwesende Personal ist zudem vorwiegend äußerst passiv, so dass ungeübte Reisende zusätzlich alles aufhalten, weil ihnen klare Anweisungen fehlen.