Die schwer verschuldete Gruppe der Air France-KLM sorgt sich weiterhin um ihre Zukunft und sucht nach zusätzlichen finanziellen Hilfsgeldern in Milliardenhöhe bei ihren beiden staatlichen Aktionären und anderen Investoren.
Dass Air France-KLM wie die meisten Fluggesellschaften gerade erneut verstärkt um ihre Zukunft bangen müssen, kommt wenig überraschend. Bereits im September hatte sich die Holdinggesellschaft eingestehen müssen, dass sich ihre Staatshilfen dem Ende neigen, ihre Verschuldung dagegen rasant zunimmt und sie daher dringend auf weitere notwendige Unterstützung angewiesen ist. Besonders die Unsicherheit über die kommende Zeit ist größer denn je, was den Airlines zusätzlich erschwert auf finanzieller Ebene zu planen. Nun hofft Air France-KLM auf weitere Hilfsgelder in Höhe von 3 Milliarden Euro aus Frankreich und eine Milliarde Euro aus den Niederlanden, sowie weitere 2 Milliarden Euro durch die Aufnahme von Hybrid-Krediten, wie die französische Tageszeitung Le Monde zuerst berichtet hat.
Verschuldung übersteigt 12 Milliarden Euro
Ein schwerer Schlag für Air France-KLM, die bis heute einen riesigen Schuldenbergs in Höhe von 12 Milliarden Euro aufgetürmt hat, und erneut auf finanzielle Unterstützung von ihren beiden staatlichen Aktionären hoffen muss. Die 10,4 Milliarden Euro, welche die Gruppe Anfang des Jahres durch eine staatlich unterstützte Rettungsaktion erhalten hat, sind bald aufgebraucht. Die Hoffnung auf eine Erholung zumindest in Richtung Weihnachten hat die Airline-Gruppe derweil komplett aufgegeben. In Anbetracht der strengen Einreisebeschränkungen und Lockdown-Maßnahmen, über die in Frankreich bereits über eine Verlängerung dieser diskutiert wird, ist keine Hoffnung in Sicht.
Zuletzt hatte Air France aus diesem Grund auch noch weiter ihren Flugplan für den Monat November zusammengestrichen. Darüber hinaus sind auch die Prognosen in Europa in den kommenden Wochen und Monaten alles andere als vielversprechend. Air France-KLM ist infolgedessen wirtschaftlich auf einen Tiefpunkt herabgesunken, an dem sie in naher Zukunft keinerlei Hoffnung auf eine Erholung mehr erwartet.
Die Erholungsszenarien müssen nach unten revidiert werden, und die kurz- und mittelfristigen Aussichten sind nicht ermutigend, räumt das Management ein.
Vorstand von Air France-KLM gegenüber Le Monde
Aus diesem Grund ist die Gesellschaft nun dringend auf ein Rettungspaket von ihren beiden Aktionären angewiesen, wobei Frankreich drei Milliarden Euro beisteuern könnte und die Niederlande eine Milliarde Euro. Ziel sei es dann später im ersten Quartal 2021 weitere zwei Milliarden Euro von Investoren durch Hybrid-Kredite aufzunehmen.
Dabei hatten die beiden Fluggesellschaften ursprünglich zu den beliebten Reisedestinationen den Westindischen Inseln und die Insel Reunion ein großes Wachstumspotenzial von über 20 Prozent über den Winter gesehen. Laut Informationen von Le Monde hat Air France nun aber wieder einen schweren Geldabfluss von rund 15 Millionen Euro pro Tag zu bewältigen, ein Ausmaß, das die Fluggesellschaft am Anfang der Pandemie bereits zu spüren bekam.
Das lässt sich in erster Linie darauf zurückführen, dass die Airline mit einer durchschnittlichen Auslastung von 30 Prozent schlichtweg nur noch mehr als halbleere Flugzeuge im Einsatz hat, sodass die Kosten die Einnahmen seit einem langen Zeitraum im großen Maß übersteigen. Das gilt ungeachtet dessen, dass ein Großteil der Flotte von Air France überhaupt nicht fliegt und zahlreiche Maschinen, darunter alle Airbus A380, bereits die Flotte verlassen haben. Daran kann leider auch der Frachtverkehr nichts ändern, der mit 48 Prozent der Einnahmen im Langstreckenbereich aktuell ein kleiner Trost für die Fluggesellschaft darstellt.
Impfstoff-Ankündigung als einziger Trost
Die einzigen positiven Nachrichten, über die sich Air France-KLM in den letzten Tagen erfreuen konnte, war der gestiegene Aktienkurse infolge der beiden Ankündigungen eines neuen Covid-Impfstoffes. In diesem Zusammenhang stieg der Aktienkurs der französisch-niederländischen Fluggesellschaft innerhalb einer Woche um 27 Prozent auf knapp über 4 Euro. Dass mit Moderna nun ein weiteres Unternehmen bekannt gegeben hat, einen Impfstoff hergestellt zu haben, der zu 94,5 Prozent wirksam ist, dürfte sicherlich ebenfalls einen positiven Effekt für die Airline hervorrufen. Man darf gespannt bleiben, wie die Impfstoff-Entwicklung weiter vorangehen wird und was diese Nachrichten letztendlich für die Reisebranche und vor allem für die Fluggesellschaften bedeuten werden.
Doch bis dahin hat Air France-KLM noch einen langen Weg und harten Winter voller Herausforderungen vor sich. Die Airline benötigt daher umgehend die Unterstützung ihrer Aktionäre, da andernfalls bis Frühjahr ihre Bargeldreserven aufgebraucht sein würden. Daher wird die Gruppe um eine Rekapitalisierung nicht herumkommen. Wann Air France-KLM die Hilfsgelder von den französischen und niederländischen Anteilseignern und in welcher Höhe letztendlich zur Verfügung stehen werden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen!
Fazit zum 6 Milliarden Euro Hilfspaket für Air France-KLM
Die globale Pandemie hält Air France-KLM weiterhin fest im Griff. Zuletzt haben auch die strengen Einreisebeschränkungen und Lockdown-Maßnahmen die beiden Fluggesellschaften erneut stark zurückgeworfen. Die Gruppe ist wirtschaftlich auf einen Tiefpunkt herabgesunken und verzeichnet mittlerweile einen Schuldenberg von 12 Milliarden Euro, bei einem Geldabfluss von rund 15 Millionen Euro pro Tag. Daher hofft Air France-KLM nun auf zusätzliche Hilfsgelder der beiden Aktionäre in einer Gesamthöhe von 4 Milliarden Euro – diese dürfte es mit Blick auf das Interesse der Staaten an der Rettung der Airline immerhin auch geben.