Ein Tarifexperte befürchtet ein rekordverdächtiges Streik-Jahr. Bereits 2023 wurde die Wirtschaft aufgrund der Arbeitskämpfe gebeutelt – das könnte erneut passieren.
Das Jahr 2024 ist erst fast drei Monate alt. Doch in dieser Zeit wurden bereits rekordverdächtig viele Streiks sowohl auf der Schiene als auch im Luftverkehr verzeichnet. Und obwohl das vergangene Jahr auch extrem von Arbeitskämpfen gebeutelt wurde, hält ein Tarifexperte 2024 eine Steigerung für möglich, wie Bahnblogstelle berichtet.
Steigerung im Vergleich zum Vorjahr?
In den ersten Monaten des Jahres jagte eine Streik-Ankündigung die nächste. Sowohl im Januar als auch im Februar gab es immer wieder Chaos mit Bahn und Fluggesellschaften. Damit ging diesbezüglich das Jahr 2023 nahtlos in das Jahr 2024 über. Hagen Lesch ist Leiter des Clusters Arbeitswelt und Tarifpolitik bei dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Er blickt mit Sorge auf das aktuelle Jahr:
Es ist nicht auszuschließen, dass im laufenden Jahr die Arbeitskonflikte stärker eskalieren als 2023.
Hagen Lesch, Leiter des Clusters Arbeitswelt und Tarifpolitik bei dem IW
In dem potenziell bevorstehenden Chaos stehen Reisende aber nicht ohne Rechte dar. Sowohl im Zug- als auch im Flugverkehr greifen gewisse Rechte in Streik-Situationen:
Bezüglich der aktuellen Streiklage spricht Lesch bereits von einem Spitzenwert. Wie sich der Wert weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Für das Jahr 2023 registrierte das IW 436.000 Ausfalltage aufgrund von Arbeitskämpfen. Übertroffen wurden diese Zahlen zuletzt 2018 und 2015. Für die Wertschöpfung haben die Streiks 2023 einen Verlust von 300 Millionen Euro bedeutet.
Wenn es 2024 mit einer solchen Streik-Intensität wie im Vorjahr weitergeht, wird auch dieses Jahr mit wirtschaftlichen Einbußen zu rechnen sein. Dieser Meinung ist auch Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung:
Die ungelösten Arbeitskonflikte bei der Bahn, im öffentlichen Nahverkehr und in der Luftfahrt lähmen die Wirtschaft und wirken sich negativ auf die Erwartungen aus. Sie tragen zur allgemeinen Unsicherheit bei. Und das ist schädlich für Investitionen.
Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung
Unter anderem auch aufgrund der Streiks war Deutschland 2023 das Land mit den meisten Flugausfällen innerhalb Europas. Zum Fortgang des Streik-Marathons richten sich alle Blicke aktuell gespannt auf Ostern. Im Tarifkonflikt zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Lufthansa-Bodenpersonal laufen aktuell Urabstimmungen über unbefristete Streiks. Bis Ostern soll eigentlich eine Einigung per Schlichtungsverfahren erzielt werden. Im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) besteht Hoffnung, nachdem beide Parteien an den Verhandlungstisch zurückkehren wollen.
Fazit zum Streik-Jahr 2024
Die Auswirkungen der vielen Streiks sollten mittlerweile alle am eigenen Leib erfahren haben. Die Einschätzung des Tarifexperten kommt also nicht sonderlich überraschend. Nach seiner Aussage könnte es im laufenden Jahr zu einem neuen Rekord in puncto Streiks kommen, welche sich negativ auf die Wirtschaft auswirken. Es bleibt also abzuwarten, ob sich diese Einschätzung bestätigt oder nicht.
Endlich machen die Gewerkschaftenw ieder das, wofür sie gegründet wurden,nämlich bessere Bedingungen für die AN auszuhandeln, sie waren lange genug Papiertiger. Daher habe ich gerade bei DB und LH vollstes Versändnis für die Streiks.