Cathay Pacific bietet in der Business und First Class relevante Erleichterungen bei der Maskenpflicht. Zu einem Vorbild sollte die Airline damit nicht werden.

Die Diskussion um Privilegien rund um eine Impfung tobt nirgendwo anders so scharf wie in Deutschland. Entsprechend groß wäre wohl auch der Aufschrei, wenn die Lufthansa in der Business und First Class auf einmal die Maskenpflicht einschränken würde. Wer das Privileg der höheren Reiseklasse hat, muss weniger für den Kampf gegen die Pandemie “leiden”? – kaum vorstellbar. Genau diesen Weg geht nun Cathay Pacific und ist damit alles andere als ein gutes Beispiel, denn so nachvollziehbar die Maßnahme ist, so fad ist doch der damit verbundene Beigeschmack.

Nicht jede nachvollziehbare Entscheidung ist richtig

Die Airline aus Hongkong erklärt ihre Maßnahme damit, dass es in der Business und First Class genügend Platz zwischen den Sitzen gibt und durch die HEPA-Filter auch eine Ansteckung über Aerosole nahezu nicht gegeben ist. Nachvollziehbar ist das zweifelsfrei, denn so undurchsichtig die Datenlage zu Ansteckungen im Flugzeug ist, erscheint die Logik doch treffend. Sitzt man drei Meter voneinander entfernt, ist die Ansteckungswahrscheinlichkeit vermutlich geringer als bei einem Abstand von 30 Zentimetern – das gilt nicht nur für Flugzeuge, sondern auch für alle anderen Situationen im Leben. Genau auf dieser Logik fußen zahlreiche Entscheidungen rund um die Corona-Pandemie, etwa zur Öffnung von Geschäften oder auch dem Präsenzunterricht in Schulen. Im Grunde kann man also sagen: Eine nachvollziehbare Entscheidung.

cathay pacific first class boeing 777 sitz 7

Doch genau da kommen wir auch zu dem Problem, dass eine nachvollziehbare Entscheidung eben noch nicht die richtige ist. Die Schwierigkeit ist und bleibt die Nachricht, die Cathay Pacific mit der Ankündigung sendet: Wer viel Geld hat, kann sich das Leben in der Pandemie leichter machen. Wäre es vermessen zu sagen, dass das nicht sowieso der Fall ist? Absolut nicht, denn natürlich muss man in der privaten Limousine nicht zwingend eine Maske tragen, während das im ÖPNV vorgeschrieben ist. Doch das heißt eben auch noch lange nicht, dass man die vorhandenen Diskrepanzen auch noch auf andere Lebenslagen erweitern muss, denn dadurch erodiert irgendwann der Rückhalt für die Maßnahmen zur Bekämpfung gegen das Coronavirus. Das zeigt die ewige Diskussion um die Reihenfolge beim Impfen genauso wie die ständige Kritik über Frisuren von Profifußballern.

Gemeinsam zurück in die Normalität

Ich kann mir kaum vorstellen, wie groß der Aufschrei in Deutschland wäre, wenn bei der Deutschen Bahn Masken auf einmal nur noch in der 2. Klasse vorgeschrieben wären oder die Lufthansa nicht nur beim Catering, sondern auch bei der Maskenpflicht differenzieren würde. Gewissermaßen geht es dabei sicher auch immer um eine Neiddebatte, doch das ist in diesem Fall tatsächlich nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, dass der Kampf gegen die Pandemie wie wohl kaum eine Situation im Leben zuvor, ein gemeinsamer Kampf ist. Nur wenn alle gemeinsam die Maßnahmen umsetzen, gelingt eine schnelle Rückkehr zur Normalität. Dies einzusehen, ist insbesondere für all diejenigen entscheidend, die Reisen lieben. Wer aktuell verzichtet und Einschränkungen hinnimmt, sorgt nicht nur dafür selbst schneller wieder reisen zu können, sondern auch dafür, dass die gesamte Gesellschaft früher wieder die Welt erkunden kann.

DB Bahn ICE 3 Velaro D 1. Klasse

Natürlich ist die Maskenpflicht in der Business und First Class am Ende nichts als ein Tropfen auf den heißen Stein im Zeichen der Pandemiebekämpfung – zumal die meisten Jets sowieso nahezu leer unterwegs sind. Doch das heißt nicht, dass man eine Nachricht senden sollte, die in der Pandemiebekämpfung schlichtweg schädlich für das Gemeinschaftsgefühl ist und damit am Ende Öl ins Feuer von all denjenigen gießt, die gegen die Maßnahmen und die Eindämmung der Pandemie sind. Dabei ist eben dieses Gemeinschaftsgefühl, welches notwendig ist, um schnell wieder Reisen zu können. Man kann also nur hoffen, dass sich andere Airlines kein Beispiel an Cathay Pacific nehmen.

Willkür wird Tor und Tür geöffnet

Problematisch ist die Maßnahme allerdings nicht nur, weil sie das Gemeinschaftsgefühl schwächt, sondern weil sie gewissermaßen willkürlich daherkommt. Viele Flugzeuge sind aktuell besonders auf Langstrecken mit einer Auslastung von weniger als 20 Prozent unterwegs. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass in der Economy Class auch niemand eine Maske tragen muss, sofern die Passagiere gut genug im Flugzeug verteilt sind? Laut Cathay Pacific ist das nicht der Fall, sodass am Ende in der Business Class mehr Leute auf engerem Raum zusammensitzen könnten – ohne Maske – während in der Economy Class eine Maske verpflichtend ist, obwohl weniger Menschen weiter voneinander entfernt sitzen. Natürlich ist das ein theoretisches Modell, doch es zeigt gut, wie willkürlich die Regelung am Ende sein kann, wenn sie nur auf die Reiseklasse und eben nicht auf die konkrete Buchungssituation abzielt.

Cathay Pacific Business Class Airbus A350 Sitz 2

Auch hier wären Parallelen wieder einfach: Ist es okay, wenn ich die Maske abnehme, wenn mein Wagon im Zug fast leer ist? Kann ich im Bus die Maske abnehmen, weil gerade der letzte andere Fahrgast ausgestiegen ist? Muss ich die Maskenpflicht im Supermarkt auch nach 21 Uhr einhalten, wenn sowieso niemand mehr im Laden ist? In all diesen Fällen kann man argumentieren, dass es sinnvoll ist, “temporäre Privilegien” zu schaffen, die jeder für sich willkürlich interpretieren kann. Genau um das zu verhindern, gelten die meisten Regeln allerdings eher zu weitreichend als zu kurz. Cathay Pacific geht gerade hier einen anderen und eben leider falschen Weg. Immerhin kann man davon ausgehen, dass Airlines in Europa sich zu einem solchen Schritt nicht trauen werden.

Was haltet Ihr von den Ausnahmen der Maskenpflicht? Sagt es uns in den Kommentaren!

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Ich kann es nachvollziehen. Wenn Menschen im Flieger Abstand haben, hinter Trennwänden liegen, hey, sollen sie doch die Masken abnehmen. Natürlich können sich Menschen mit Geld mehr Komfort leisten. Das gilt für die Flieger, mit Suit-artigen Sitzen.
    Im Zug sollte auch für die 1. Klasse Maskenpflicht gelten.

  • Ich find das gut. Wär für mich auch ein Pluspunkt und ein paar Euro mehr wert so einen Flug zu buchen!!!
    Als nächstes muss diskutiert werden, wo die Maskenpflicht noch fallen kann! Es ist wenigstens schon mal ein Anfang! Da in einigen Bereichen wie Krankenhäusern usw. die Maskenpflicht wohl spät oder überhaupt nicht mehr fallen wird, kann man den Punkt “Solidarität in dem Punkt sowieso nicht ansetzen!

  • Bitte nicht ständig die Tatsachen verdrehen!
    Hört endlich damit auf, von „Privilegien“ zu reden wenn es um Normalität geht, und gleichzeitig die aktuellen Beschränkungen als „neue Normalität“ darzustellen.

    Wenn man im Büro am Schreibtisch keine Maske tragen braucht weil der Abstand ausreichend ist, dann braucht man das in einer First oder Business bei ausreichendem Abstand auch nicht.

    Eine solidarische Maskenpflicht für alle unabhängig von der jeweiligen Situation (sprich Abstand zu anderen) ist genauso sinnfrei (und unwirksam) wie die Maskenpflicht für den weit und breit einzigen Wartenden an einer Bushaltestelle.

  • Endlich ein Schritt in die richtige Richtung, weg von der Willkür immer neuer, teils fragwürdiger, Einschränkungen. Ja, es ist aus meiner Sicht völlig logisch und absolut richtig in der letzten Reihe in einem leeren Bus keine Maske zu tragen. Willkür ist nicht situationsbedingt (richtig) zu entscheiden, Willkür ist z.B. eine Maske tragen zu müssen, auch wenn kein Risiko der Übertragung besteht.
    Ich empfinde die Aufmachung dieser „Story“ auch irreführend. Hier wird eine Meinung oder die Meinung des Teams als Fakt beschrieben „ Man kann also nur hoffen“ statt „ich hoffe / wir hoffen“. oder „Cathay Pacific geht gerade hier einen anderen und eben leider falschen Weg“.
    Des Weiteren ist durch die Einschränkung – nur während dem liegen – eine ganz klare und eindeutige Grenze gezogen worden.

    • Hi Steve, es handelt sich hierbei auch eindeutig um einen Meinungs-Artikel und das sollte auch so gekennzeichnet sein. In der Tat gab es dabei aber einen Fehler im Story, weswegen die Über-Kategorie angezeigt wurde. Ich habe das behoben – Entschuldigung.

  • Ausgiebig begründet werden muss immer nur die Einschränkung eines Grundrechts, die immer nur so stark und so lange sein darf wie nötig, um den Zweck zu erzielen.

    Eine Einschränkung muss zurückgenommen werden, sobald sie nicht mehr erforderlich / nicht mehr gerechtfertigt ist, also wenn zB in einer bestimmten Platzkategorie eine Ansteckung nahezu ausgeschlossen ist.

    Wenn man sich so den Neid der Billigflieger zuzieht, bei denen die Gefahr noch besteht, dann ist das halt so. Ich persönlich halte eine Maske nicht für eine unzumutbare Einschränkung, einen Aufpreis allein deswegen würde ich noch nicht mal zahlen.

    Im Gegensatz zu “Privilegien” (die eigentlich keine Privilegien sind, sondern unvoreingenommen der nicht eingeschränkte Normalfall) im Zusammenhang mit einer Immunisierung lässt sich bei einem Blick auf die Bordkarte sehr leicht feststellen, zu welcher Gruppe von Reisenden man gehört, so dass das Argument der Kontrollierbarkeit wegfällt..

      • Schon die Conclusion der zitierten Studie widerlegt deine Aussage: “The recommendation to wear surgical masks to supplement other public health measures did not reduce the SARS-CoV-2 infection rate among wearers by more than 50% in a community with modest infection rates, some degree of social distancing, and uncommon general mask use. The data were compatible with lesser degrees of self-protection.” -> “nicht mehr als 50 Prozent” ist alles andere als “gleich hoch”

        Davon abgesehen handelt es sich um eine Studie, die einen gesonderten Fall (“out of home”) behandelt und damit nicht generalisiert werden kann.

    • @Ralf:

      Das mit der Bordkarte wäre wirklich so ne Sache. Am Ende wird dann die Economy noch unterteilt in Vaccinated Area und Non-Vaccinated Area mit 2 freien Reihen dazwischen und einem Vorhang wie in auf der Kurzstrecke zwischen C und Y. Im vorderen Bereich dann nur noch ohne Maske. Auf verrückte Ideen kommt man sehr leicht.

      In vielen Fällen finde ich die Maskenpflicht auch überzogen. Uns wird dies als neue Normalität verkauft und so werden wir die Masken nie wieder los. Bei vielen ist immer noch nicht angekommen, dass dies in Asien nur normal für die Menschen ist, da sie die Masken aus freier Entscheidung tragen möchten. WIR hingegen, werden dazu gezwungen.

      • Du meinst, die Asiaten, die die Maskefreiwillig tragen, sind vernünftiger als unsere Querulanten, bei denen die Welt untergeht, wenn sie Maske tragen sollen?

        Jo mei, wea azu deppert is, muss halt g’zwunge weade 😉

  • Ich finde es richtig und im Übrigen auch falsch, pauschal überall Maske vorzuschreiben. Wo es eng ist, hat sie ihre Berechtigung. Aber in Innenstädten unter freiem Himmel oder auch im Flugzeug bei viel Weite – da ist es einfach sinnfrei. Hoffen wir mal weiter auf die Impfung, damit der Spuk ein Ende hat.

  • Finde ich gut. Ein Flugzeug ist ja kein Treiber. Oder hast Du schon gehört das sich jemand angesteckt hat? Essen kann ich ja auch im Flieger…da habe ich die Maske ebenfalls nicht auf. Ein Tipp von mir. Pistazien mit an Bord nehmen…

  • Sehr differenzierter Artikel, insbesondere die Feststellung, dass alle die, die Reisen lieben, durch ihr gemeinsames Verhalten zum Ende der Krise beitragen. Nicht leicht, nicht gefällig, aber vermutlich richtig. Daneben noch die technische Feststellung: auch in der First kann man anderen Gästen nahekommen, auf dem Weg zum Waschraum, Gepäckfach/Schrank, etc. und beim angemessen ausführlichen Service auch der Crew.

    • Cathay befreit, wenn ich es in deren Newsletter richtig gelesen habe, ja auch nur während des Liegens/Schlafens in Biz und First von der Maske…

  • wieso denn hier wieder den Moralischen rausholen. Es ist ganz simpel: Ich kann die Vorteile aufgrund des Platzes verargumentieren als Airline und so mehr Menschen zum Kauf einen teureren Tickets motivieren. Komplette Maskenfreiheit wäre mir auch einen Aufpreis wert.

Alle Kommentare anzeigen (1)