Eine Pressemitteilung und ein Hoffnungsschimmer am Horizont sind genug – der 9. November könnte für viele Fluggesellschaften zu einem Wendepunkt werden. Die Aktienkurse geben einen guten Vorgeschmack.
Die meisten Monate in den letzten Wochen waren für die Reisebranche eher ernüchternd – neue Schreckensmeldungen zum Start in die Woche gehörten zur Tagesordnung. Entsprechend hatte wohl auch niemand damit gerechnet, dass der 9. November anders werden würde. Doch gegen 13 Uhr deutscher Zeit sollte eine Ankündigung die Reisebranche aus ihrem geplanten Winterschlaf ruckartig zurückholen. In einer Pressemitteilung hat der Mainzer Konzern BioNTech gemeinsam mit seinem Partner Pfizer angekündigt, nach positiven Ergebnissen der dritten Stufe des klinischen Tests eines Impfstoffes möglicherweise schon kommende Woche eine Zulassung in den USA beantragen zu wollen. Eine Ende der Pandemie bedeutet die Meldung noch lange nicht – aber sie bringt etwas Entscheidendes zurück: Hoffnung.
Fluggesellschaften sehen großen Hoffnungsschimmer am Horizont
Dass sich mit Blick auf die vielen Unwägbarkeiten und auch die zu erwartende Dauer einer Impfung relevanter Gruppen die allermeisten Politiker und Beobachter mit allzu positiven Statements zurückhalten, dürfte niemanden überraschen. Wie gewohnt allerdings sieht die Welt auf den Aktienmärkten anders aus, denn hier geht der Blick primär in die Zukunft – und zudem spielt Hoffnung eine deutlich größere Rolle als in der Realpolitik. Wie enorm wichtig die Ankündigung von BioNTech dahingehend war, zeigen die Aktien der Fluggesellschaften. Die Aktie der British Airways-Mutter IAG etwa ist um fast 30 Prozent gestiegen – und dass innerhalb von nur wenigen Stunden.
Ein Einzelfall? Mitnichten, denn auch für die Lufthansa ist der 9. November sicherlich ein Tag, der positiv in Erinnerung bleiben wird. Der Aktienkurs der größten deutschen Fluggesellschaft hat mit knapp 20 Prozent einen so großen Sprung gemacht wie seit Jahren nicht mehr.
Auch auf anderen Kontinenten hat die Ankündigung hohe Wellen geschlagen und die Aktienkurse von Fluggesellschaften in die Höhe katapultiert, etwa den von American Airlines.
Selbst im vom Coronavirus aufgrund eines rigiden Lockdowns mittlerweile kaum mehr betroffenen Australien hat die Ankündigung eine enorme Bedeutung für die Aktie von Qantas – immerhin hat die Fluggesellschaft in normalen Zeiten ein nicht zu vernachlässigbares internationales Geschäft.
In allen Märkten und bei allen Airlines zeigt sich im Prinzip dasselbe Bild: Die ganz düsteren Prognosen für eine lange Flaute in der Luftfahrt sind vom Tisch. Die Kurse sind zwar in den meisten Fällen noch weiter unter dem Niveau dessen, was die Airlines vor der Krise wert waren. Die Anleger scheinen gleichzeitig aber schon sicher, dass die Luftfahrt in nicht allzu ferner Zukunft wieder in relevantem Maße zurückkommt.
Aktienmärkte blicken nicht auf Wochen, sondern denken langfristig
Nun sollte man mit Blick auf die stark gestiegenen Aktienkurse nicht in einem enormen Freudentaumel verfallen und darauf bauen, dass die Lufthansa und ihre Konkurrenten schon in den kommenden Wochen zu alter Stärke zurückfinden. Im Gegenteil, denn Aktienkurse haben selten etwas mit der Realität oder auch nur der nahen Zukunft zu tun – viel mehr geht es um eine Art Wette auf die Zukunft. Das bedeutet auch, dass die Aktienkurse nicht relevant mit der Entwicklung der nächsten Wochen und vermutlich auch nicht Monate korrelieren, sodass die Ausschläge im ersten Moment einmal die Hoffnung auf eine rosigere Zukunft der Fluggesellschaften bedeuten. Gleichzeitig allerdings ist dieser Hoffnungsschimmer so entscheidend, denn er bringt Fluggesellschaften die Möglichkeit, zumindest wieder langfristig zu planen.
Wenn eine börsennotierte Fluggesellschaft das Vertrauen der Märkte zurückgewinnt, ist eine Durststrecke besser durchzustehen und möglicherweise auch eine Rekapitalisierung für einen Angriff nach der Krise möglich. Das alles bedeutet nicht, dass die kommenden Monate für Airlines leicht werden, aber gerade die gut kapitalisierten Unternehmen – zu denen die Lufthansa durch ihre Staatshilfen gehört – dürfen auf eine positive Zukunft hoffen. Sollten die Pläne von BioNTech und Pfizer aufgehen, könnte das Geschäft deutlich schneller zurückkehren, als die meisten Analysten in den letzten Wochen angenommen hatten. Nicht zu vergessen ist ein weiterer Effekt: Nach unzähligen negativen Nachrichten der letzten Wochen, gibt es endlich wieder einen Silberstreifen am Horizont – schon das könnte Airlines wie Kunden beflügeln.
Fazit zu den Entwicklungen auf den Aktienmärkten
Ein Blick auf die Aktienmärkte sorgt schnell dafür, dass man nicht nur als Airline-Manager in einen spontanen Freudentaumel verfallen könnte. Das mag nach schweren Monaten nachvollziehbar sein, ist gleichzeitig aber verfrüht. Die Ankündigung vom 9. November hat einen guten Klang und macht deutlich, dass es Hoffnung darauf gibt, dass “normale” Reisen schon in einigen Monaten wieder möglich sein könnten – die Monate bis dahin werden aber garantiert weiterhin hart. Mit einem Hoffnungsschimmer im Blick mögen sie sich aber weniger schlimm anfühlen.
Hunderte von renommierten Wissenschaftlern warnen eindringlich vor nicht umfassend und ausgedehnt geprüften Impfstoffen und der Unabsehbarkeit von unberechenbaren Nebenwirkungen in der Zukunft und die Airlines jubeln. Da fällt mir jetzt nix mehr ein. Menschen die sterben oder lebenslange Schädigungen von sich tragen werden sicher nicht mehr fliegen.