Was passiert eigentlich, wenn die Zwischenlandung das eigentliche Ziel ist und dahingehend Flugsegmente ausgelassen werden? Können Airlines eine Neukalkulation des Ticketpreises starten?
Inhaltsverzeichnis
- Was sind die Beweggründe für das Auslassen eines Flugsegments?
- Was versteht man unter Crossticketing?
- Was versteht man unter Skiplagging?
- Was passiert, wenn ein Flugsegment ausgelassen wird?
- Flug bei Zwischenstopp beenden – Beispiele aus der Praxis
- Fazit zur Neukalkulation des Flugticketpreises bei ausgelassenen Flugsegmenten
Bei einem Flug Zwischenstopp aussteigen, gilt als umstrittene Praxis. Dennoch wird der Travel-Hack, der auch als Skiplagging bezeichnet wird, von Reisenden angewandt. Ein weiteres Paradebeispiel ist das Verfallen-lassen eines Rückflugs, da Oneway-Tickets in vielen Fällen teurer sind Hin- und Rückflug. Doch können Airlines bei ausgelassenen Flugsegmenten nachberechnen? Dieser Frage möchten wir in der Folge auf den Grund gehen.
Was sind die Beweggründe für das Auslassen eines Flugsegments?
Preisstrukturen bei Airlines sind oft nicht transparent. Durch die unterschiedlichen Buchungsklassen kann ein und derselbe Sitzplatz zu diversen Preisen angeboten werden. Überdies arbeiten Fluggesellschaften mit dynamischen Preisen, was die Preisgestaltung nochmals undurchsichtiger macht. Dem kommt hinzu, dass Abflüge aus dem Ausland oft zu besseren Konditionen verfügbar sind. Schließlich sind für Flüge ab Deutschland teils sehr hohe Luftverkehrsabgaben zu entrichten. Ferner können die unterschiedlichen Preisniveaus zwischen Oneway-Tickets sowie Hin- und Rückflügen ausschlaggebend für das Auslassen eines Flugsegments sein. Sehen wir uns als Beispiel die Preisunterschiede bei einem Oneway-Flug von Frankfurt nach New York JFK im Vergleich zu einem Umlauf auf dieser Strecke an:
Unabhängig von den unattraktiven Deals lässt sich eine enorme Preisabweichung zwischen den beiden Tickets feststellen. Aus dieser Überlegung würde es durchaus Sinn ergeben, den Hin- und Rückflug zu buchen, auch wenn Ihr lediglich den Hinflug antreten möchtet, und den Rückflug schlicht verfallen zu lassen.
Doch Vorsicht! Genau an dieser Stelle begebt Ihr Euch in eine Grauzone. Denn laut Beförderungsrichtlinien der Lufthansa & anderen Airlines, ist eben dieses Vorgehen untersagt!
Überdies möchten wir Euch darauf hinweisen, dass Ihr deutlich lukrativere Flugtickets für einen Business Class Flug zwischen Frankfurt und New York finden könnt. Dazu empfehlen wir Euch, ein Auge auf die Lufthansa Meilenschnäppchen zu haben. Sofern Ihr flexibel seid, was den Abflugort betrifft, lohnt es sich, die Suche etwas weiter zu fassen und etwa die Flying Blue Promo Awards einzubeziehen.
Was versteht man unter Crossticketing?
Basierend auf den eben genannten Preisunterschieden ist es durchaus plausibel, dass Reisende Strategien entwickelt haben, um die Preisstrukturen der Airlines zu umgehen. Geschäftsreisende leiden beispielsweise oft darunter, dass Hin- und Rückflug am selben Tag deutlich teurer sind als ein Rückflug am Folgetage. Als Lösung hat sich das sogenannte Crossticketing entwickelt.
Im Zuge dessen werden zwei Hin- und Rückflüge gebucht. Nehmen wir an, Ihr müsst am 15. eines Monats um sieben Uhr von Hamburg nach München und zurück um 18 Uhr. Dann wird ein beliebiger Hinflug für den 8. des Monats, mit Rückflug am 15. des Monats um 18 Uhr, und ein Hinflug für den 15. des Monats um 7 Uhr, mit beliebigem Rückflug am 22. des Monats gebucht. Zwei der Flüge lässt Ihr folglich verfallen, denn Ihr nehmt nur die Flüge am 15. des Monats in Anspruch. Dahingehend erhält Ihr schließlich im Verhältnis sehr preiswerte Tickets.
Was versteht man unter Skiplagging?
Eine weitere Umgehung höherer Ticketpreise ist das sogenannte Hidden City Ticketing, auch als Throwaway Ticketing oder wie eingangs erwähnt Skiplagging bekannt, worunter auch bei einem Flug Zwischenstopp aussteigen fällt. Hier wird die Problematik aufgegriffen, dass Flüge ab anderen Abflugorten oft wesentlich günstiger sind als direkte Flüge. Gebucht wird etwa ein Flug von Rom über Frankfurt nach Singapur.
Geflogen werden soll jedoch nur das Segment zwischen Frankfurt und Singapur. Dieses Vorgehen ist schlicht nicht möglich, da die Airline bei einem verfallenen Segment alle weiteren Flüge streicht. Kommt es hingegen am letzten Flug zu einem No Show, dann fällt Ihr in eine schwer nachweisbare Grauzone. Gerade im Premium-Segment, wie der Business Class und First Class, ist dieser Weg beliebt, denn durch den Abflug im Ausland lassen sich bei Hin- und Rückflügen oft hunderte, teilweise auch tausende Euro sparen.
Reisende mit aufgegebenem Gepäck sollten sich zudem über potenzielle Komplikationen informieren.
Was passiert, wenn ein Flugsegment ausgelassen wird?
Um dieser kontroversen Vorgehensweise entgegenzuwirken, haben viele Fluggesellschaften mittlerweile spezielle Absätze in ihren Beförderungsbedingungen untergebracht, wonach alle Segmente des Tickets geflogen werden müssen. Kommt Ihr dem nicht nach, kann Euer Folgeticket storniert werden oder Ihr dürft nur nach Zahlung einer Strafe weiterfliegen. Dahingehen ist es gut möglich, dass Euch ausgelassene Flugsegmente nachberechnet werden. So findet Ihr auch bei der Lufthansa folgende Passage unter 3.3.3. ihrer Beförderungsbedingungen:
Sofern Sie sich für einen Tarif entschieden haben, der die Einhaltung einer festen Couponreihenfolge vorsieht, beachten Sie bitte, dass wenn Sie die Beförderung nicht auf allen oder nicht in der im Flugschein angegebenen Reihenfolge der einzelnen Teilstrecken bei ansonsten unveränderten Reisedaten antreten, wir den Flugpreis entsprechend Ihrer geänderten Streckenführung nachkalkulieren werden. Dabei wird der Flugpreis ermittelt, den Sie in Ihrer Preisgruppe am Tag Ihrer Buchung für Ihre tatsächliche Streckenführung zu entrichten gehabt hätten. Dieser kann höher oder niedriger sein als der ursprünglich bezahlte Flugpreis.
Lufthansa Beförderungsbedingungen
Dass Airlines solche Nachberechnungen grundsätzlich vornehmen dürfen, um ein Unterlaufen ihrer Ticketsysteme zu verhindern, hat der Bundesgerichtshof 2010 in einem Urteil festgestellt.
Grundlegend gilt, wenn Ihr das erste Segment Eures Fluges verfallen lässt, dann verfällt Euer Ticket automatisch. Weniger problematisch war es bisher, das letzte Segment verfallen zu lassen, wie auch bei einem Flug Zwischenstopp aussteigen, denn die Handhabe für die Airlines ist an dieser Stelle sehr eingeschränkt.
Letztlich gilt, wenn sich die Reisepläne unvorhergesehen ändern, darf ein Segment nicht angetreten werden. Denn in diesem Fall liegt kein Versuch vor, die Bestimmungen der Airlines zu umgehen. Ein legitimer Grund wäre etwa eine Erkrankung. Inwiefern ihr dafür einen Nachweis braucht, gilt in der rechtlichen Praxis als umstritten.
Flug bei Zwischenstopp beenden – Beispiele aus der Praxis
Die umstrittene Praxis des Skiplaggings kam 2023 einem US-amerikanischen Teenager teuer. Wie auch derStandard berichtete, wurde er am Flughafen Gainesville in Florida ertappt, als er seine Bordkarten für den Flug nach New York abholen wollte. Nach einer Befragung beim Check-in von American Airlines stellte sich heraus, dass der damals 17-jährige beim Zwischenstopp in Charlotte im Bundesstaat North Carolina aussteigen wollte.
Wachsam wurden die Mitarbeitenden der Fluggesellschaft, als er seinen Führerschein gezeigt hatte, welcher in North Carolina ausgestellt wurde und genau so war es: Logan Parsons wollte gar nicht nach New York, sondern auf günstigem Weg nach Charlotte. Die Folge war die Stornierung seines 150 US-Dollar-Tickets. Daraufhin musste er ein neues Oneway-Ticket im Wert von 400 US-Dollar lösen.
Auch bei der Lufthansa kam es zu einem Fall von Skiplagging, der sich bis vor Gericht bewegte. Die Kranichairline klagte 2018 einen Passagier auf Nachzahlung wegen eines verfallenen Segments. Zwar wurde die Klage vom Amtsgericht Berlin-Mitte abgewiesen, die Airline blieb jedoch hartnäckig und legte gegen das Urteil Berufung ein.
Jedenfalls folgten die Berliner Richter der Ansicht des BGH und räumten der Lufthansa Maßnahmen ein, ihr Tarifsystem zu schützen, im konkreten Fall war jedoch nicht nachvollziehbar, wie sich die Nachforderung zusammensetze, die man vom Passagier gefordert hat. Auf Basis der damaligen Beförderungsbedingungen war nicht ersichtlich, welchen Berechnungsgrundsatz die Lufthansa den Nachforderungen zugrunde legte.
Fazit zur Neukalkulation des Flugticketpreises bei ausgelassenen Flugsegmenten
Skiplagging, Crossticketing & Co. sind umstrittene Herangehensweisen, um an vorteilhafte Flugticketpreise zu kommen. Wenngleich sich unter Anwendung der Travel-Hacks verlockende Möglichkeiten ergeben, um an günstigere Flugtickets zu kommen, ist von der Praxis abzuraten. Auch unter Berücksichtigung der oft schwer nachweisbaren Hintergründe, dass der Flug mutwillig ausgelassen wurde, gilt von den Tools Abstand zu nehmen. Denn im Zweifel sitzt Ihr auf dem kürzeren Ast.