Die neuen Premium-Sitze von Eurowings auf der Mittelstrecke sind buchbar – doch die Preise scheinen gänzlich weltfremd. Ein Blick auf das neue Angebot und die Konkurrenz.

Es ist ein großer Schritt für die Lufthansa Group. Abgesehen vom Zukauf ITA Airways bietet keine Airline der Gruppe in Kleinraummaschinen einen Business Class Sitz, der sich von der regulären Bestuhlung an Bord unterscheidet. Vor wenigen Monaten wurde angekündigt, dass sich das gerade bei Eurowings ändern soll. Nun sind die Sitze erstmals buchbar, allerdings scheint man bei der Preissetzung gänzlich den Halt verloren zu haben.

Die besten Tipps von reisetopia findet Ihr täglich in unserem Newsletter, aber auch auf Instagram und TikTok. Austauschen könnt Ihr Euch auch in unserer Facebook Gruppe!

Bis zu 990 Euro für einen breiteren Sitz mit mehr Beinfreiheit

Zur Erinnerung: Eurowings fliegt von mehreren deutschen Airports seit zwei Jahren nach Dubai und ist mit den neuen Verbindungen erfolgreich. Der Unterschied zu den meisten Konkurrenten, die Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate verbinden: Zum Einsatz kommen Kleinraummaschinen mit dem identischen Produkt, das man auch von Kurzstreckenflügen innerhalb Deutschlands oder Europas kennt.

Eurowings Business Class Sitz
Der neue Sitz erinnert eher an die Premium Economy Class

Ab dem 22. November 2025 soll sich das nun zumindest teilweise ändern, denn auf der Strecke von Berlin nach Dubai fliegt Eurowings testweise mit einem Airbus A320 mit drei Klassen. Neben der Economy Class und der regulären BizClass gibt es zusätzlich in den ersten beiden Reihen einen besonderen Sitz. Tituliert wird dieser als Premium BIZ Seat.

Was man dabei wohl nicht erwartet hatte, ist der Aufpreis für das neue Produkt, denn zusätzlich zum Business Class Ticket will Eurowings zwischen 399,99 und 989,99 Euro für den Sitzplatz, wie Recherchen von reisetopia zeigen. Vor der offiziellen Pressemeldung am 20. August, war der Sitz generell für 599,99 Euro buchbar, soeben gibt es mehr Varianz. Einzig: Der beworbene Einstiegspreis war bei unserer Rechercche an keinem Datum zu finden, dafür gibt es nun sogar noch krassere Ausreißer nach oben mit einem Aufpreis von sage und schreibe 989,99 Euro.

Eurowings Premium Biz Seat Aufpreis 1000

Dieser ist übrigens keineswegs analog zur ITA Airways Business Class ein flach verstellbarer Sitz, sondern nur eine breiterer Sessel mit mehr Beinfreiheit, wie man ihn aus der First Class innerhalb der USA kennt. Auch ein Vergleich zu den Premium Economy Sitzen anderer Airlines auf der Langstrecke ist für den neuen Eurowings Premium BIZ Seat angemessen.

Kaum Unterschiede bei den inkludierten Leistungen

Nach aktuellem Stand soll es zudem kaum Unterschiede zum regulären Service in der “Business Class” von Eurowings geben. Die Rede ist in der Buchungsmaske von Eurowings von mehr als einem Meter Beinfreiheit, zwei Sitzen in einer Reihe sowie einem ergonomischen Sitz mit Beinablage. Als weitere Höhepunkte werden ein Amenity Kit sowie Kissen und Decke genannt, wobei es Letzteres auch in der regulären BizClass gibt.

In der Pressemitteilung wurde nun ergänzt, dass es ein “hochwertiges” warmes Menü geben soll, genauso wie einen Aperitif.

Eurowings Business Class Sitz Details
Relevante Zusatzleistungen können Passagiere nicht erwarten

Für diese Zusatzleistungen und den bequemeren Sitz sollen Passagiere auf dem Hin- und Rückflug nach Dubai mindestens 800 Euro, allerdings nach unserer Recherche an den meisten Daten eher 1.200 bis 1.600 Euro zusätzlich auf den Tisch legen.

Damit aber noch nicht genug, denn wie uns mittlerweile bestätigt wurde, gibt es keine zusätzliche Meilengutschrift für den Premium-Sitz. Egal, ob man den teureren Sitz bucht oder nicht, gibt es nur die reguläre Gutschrift an Meilen und Statuspunkten. Besonders bitter ist das tatsächlich bei den Meilen: Hier würden bei einem beispielhaften Aufpreis von 1.200 Euro in der Regel 4.800 bzw. 7.200 Miles & More Meilen (je nach Status) zusätzlich gutgeschrieben, sofern dieser Teil des Ticketpreises und kein Aufpreis wäre.

Unverhältnismäßige Preise im Konkurrenzvergleich

Weltfremd mutet das aufgerufene Preisniveau seitens Eurowings insbesondere im Konkurrenzvergleich an. Selbst innerhalb der Lufthansa Group sucht man Beispiele dieser Art vergeblich. Die Suiten in der ersten Reihe bei ITA Airways kosten weniger als 200 Euro extra, selbst die Lufthansa Allegris Suiten gibt es ab 400 Euro Aufpreis. Einzig auf ganz langen Strecken fallen ebenfalls 600 Euro an. Wohlgemerkt ohne Varianz.

Doch noch problematischer ist ein Blick auf die Vergleichsangebote auf der Route von Berlin nach Dubai. Zwar lässt sich ein Hin- und Rückflug in der Business Class von Eurowings an manchen Daten für erstaunlich günstige 600 Euro buchen, teilweise sind es aber auch um die 1.000 Euro, sofern man an attraktiveren Tagen fliegen möchte.

Lufthansa Business Class Airbus A380 2 2 2 Konfiguration
Selbst die Lufthansa Business Class ist an vielen Daten günstiger

Rechnet man nun noch 800 bis 1.600 Euro Aufpreis hinzu, kommt man zu einem Gesamtpreis von 1.400 bis 2.600 Euro für den Hin- und Rückflug mit einem Sitz, der sich nicht flach verstellen lässt. Für diesen Preis lässt sich eigentlich an jedem Datum eine günstigere Alternative mit besserem Bordprodukt und einem Umstieg, oft sogar die Lufthansa oder die Swiss selbst, buchen. Die Premium Economy liegt preislich teils sogar bei der Hälfte, wenn man einen Umstieg in Kauf nimmt.

Auch das Verhältnis zur Economy Class auf dem Direktflug erscheint ausgesprochen bizarr: Für den komfortableren Sitz und ausgewählte Servicelemente wird je nach Datum der bis zu vierfache Preis gegenüber der Economy Class fällig. Selbst Fans von hohem Komfort dürften diesen Aufpreis wohl kaum bezahlen wollen, zumal selbst die reguläre BizClass mit freiem Nebenplatz und nahezu identischen Inklusivleistungen je nach Datum nur ein Drittel kostet.

Eine Anpassung des Aufpreises ist zwingend notwendig

Nun startet Eurowings gerade erst mit dem neuen Produkt und hat dieses erst heute in den Verkauf genommen. Entsprechend darf man davon ausgehen, dass sich der Aufpreis in den kommenden Monaten noch finden dürfte. Spätestens dann, wenn die Plätze in den ersten beiden Reihen auf den meisten Flügen leer bleiben, wird man wohl entsprechende Anpassungen vornehmen.

Gespannt sein kann man gleichwohl, wie lange Eurowings den besonders hohen Aufpreis durchhalten wird. Ebenfalls dürfte es interessant sein, ob man die Sitze, sofern sie denn nicht gebucht sind, beim Check-in kostenfrei reservieren kann. Dann wären die im Verhältnis preiswerten Business Class Flüge (ohne Aufpreis für den Sitz) tatsächlich ein besonders attraktiver Deal!

Die besten Tipps von reisetopia findet Ihr täglich in unserem Newsletter, aber auch auf Instagram und TikTok. Austauschen könnt Ihr Euch auch in unserer Facebook Gruppe!

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Moritz hat sich über die Jahre ein enormes Wissen über Finanzprodukte, Loyalitätsprogramme und Luxusreisen angeeignet. Für Luxushotels, First Class Flüge sowie die Details von Kreditkarten, Tagesgeldkonten und mehr ist Moritz genau der richtige Ansprechpartner!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Alles… was der Kunde in der Business Class doch eigentlich möchte… ist ein guter Sitz und ein guter Service – bei einem Preis, der die Konkurrenz nicht scheuen muss.
    Warum versteht das die Lufthansa (Gruppe) nicht?
    Wie gut, dass andere Fluggesellschaften da weit mehr verstehen und anbieten.

  • Man wird sehen wie sich der Preis einpendeln wird. Alles andere hört sich (mal wieder) nach billigem LH Bashing an. Die Preise bei eurer “Partner” Airline Condor sind ebenso teilweise nur absurd. Und mal geguckt was ein Emirates C Ticket kostet nach DXB und dann den Vergleich gezogen was das Ticket nach zb. SIN oder BKK kostet? Lächerlichkeiten solltet ihr eigentlich genug finden.

  • Nun, ich würde den Faktor Bequemlichkeit (nicht die des Sitzes, sondern die einer Direktverbindung) nicht außer Acht lassen. Sicherlich gibt es bessere Bordprodukte, mit denen Passagiere Richtung Dubai fliegen können. Allerdings muss dafür immer ein Umstieg in Kauf genommen werden. Meilen- und Segmente-Sammler werden sicherlich einen Umstieg in FRA, MUC, ZRH oder FCO in Kauf nehmen; der klassische Dubai-Urlauber – gerade für ein verlängertes Wochenende – wird die direkte Verbindung bevorzugen. Auch der Tourismus-Markt (z. B. für Kreuzfahrten) sollte nicht außer Acht gelassen werden. Hier “verschwindet” der Aufpreis nahezu im Reisepreis.

    Und auch wenn die Lufthansa Group die erzielbaren Preise ermitteln möchte, die der Markt bereit ist zu zahlen, ist es sinnvoller von oben zu beginnen. Letztendlich werden die Buchungszahlen sprechen.

    Nicht zu vergessen: auch die Meilen-Einlöser werden das evtl. zu spüren bekommen. Mich würde es nicht wundern, wenn zukünftig Einlösungen von BER nach DXB ganz zufällig nicht mehr über FRA oder MUC routbar sein werden. Ich bin gespannt, wie das Experiment ausgeht. Ich jedenfalls begrüße den Schritt sehr.

  • Die treuen Statusjäger werden die Erwartungen der LHG an dieses “Schnäppchen” schon erfüllen.

    Für klar denkende Menschen ist das jedenfalls nichts.

  • Das ist gaga. Und folgt dem (neuen) Muster des Upselling in der LHG. Ist bei den Sitzplätzen in Business oder auch Mittelsuite in First ähnlich. Teils unerhörte Aufschläge.

    Aber gut, die Lufthansa-Gruppe nimmt so hohe Preise, weil sie es wohl kann.

  • Naja der Vorwurf, eine Preisanpassung sei zwingend notwendig, ist aus Revenue Management sicht unzutreffend. Der Startpreis dient bewusst der Ermittlung der Zahlungsbereitschaft. Sollte die Auslastung sinken, werden die Preise dynamisch sowieso angepasst, bleibt die Nachfrage stabil, wird der Preis gehalten oder steigt…Dieses Yield Management ist in der Luftfahrt Standard und sichert optimale Erträge pro Sitz. Hast ja fast schon nur 50 EUR reine Steuern in DE pro Gast…Ecco lohnt eben nicht mehr.

    Insgesamt ist der Aufpreis daher wirtschaftlich rational: er maximiert die Wertschöpfung auf einer nachfragestarken Nonstop-Strecke, differenziert das Produkt klar von der Economy und klassischen Business Class und erlaubt Eurowings eine Positionierung im Premiumsegment, ohne sich mit den eigenen Konzernmarken direkt zu kannibalisieren.

    Liegesessel braucht kein Mensch bei einem 6h Flug. Lieber Direktverbindung ohne Umsteigerisiko und ein mega bequemer Sitz.

    • ich schlafe auch gern im liegen 3 Std auf einem Tagflug und würde für Lie Flat immer Umwege in Kauf nehmen, gibt auch mehr HON Punkte. Da ich zum Glück Frankfurt based bin kommt Eurowings sowieso nicht für mich in die Tüte.

    • Wer von einem EcoSitz als einer “klassischen Business Class” spricht hat sich von unseren europäischen “Premium”Airlines brav erziehen lassen. Viel Spaß mit diesem Produkt.

      Da flieg ich lieber mit QR oder TK.

      • „Business Class” ist ein Produkt definiert von der Airline.

        QR/TK spielen anders als LH ein komplett anderes Modell: Hub im Nirgendwo, extreme Umsteigerströme, Subventionen, und damit Spielraum für Luxus pur. Europäische Airlines fahren ein komplett anderes Setup.

        Wen Du also von Erziehung redest, zeigst du, dass du nicht verstanden hast, wie weltweite Airline Ökonomie funktioniert: RASK vs. CASK ist die Formel, nicht Businessclass Definitionen -)))

      • So “cool” muss man aber auch erstmal sein. Umwege und Zeit investieren um QR, TK oder Lie Flat zu fliegen.

      • @Andreas
        @Alexander

        Das Märchen von den bemitleidenswerten europäischen Airlines kann ich nicht mehr hören. Auf meinen Flügen Richtung SOA schaffen es Airlines wie SQ oder EVA regelmäßig, bessere Angebote als die Europäer zu machen. Aber das sind natürlich auch hochsubventionierte Unternehmen???

        Ich buche meine Flüge nach Preis- Leistungsverhältnis. Ein Zwischenstopp in IST oder DOH stellt auf dem Weg nach Dubai übrigens keinen Umweg dar. Und ein Plus von 2-3h Umsteigezeit sind bei mind. 11-12h Reisezeit durchaus vertretbar.

      • @mike…..wer SQ oder EVA mit LH oder EW vergleicht, vergleicht Subventions Hubmaschinen mit Hochkosten Punkt zu Punkt Carriern wie EW / LH……Das eine rechnet sich über Masse und Staatskissen, das andere über Effizienz im Hochpreisumfeld.

        Zwei komplett verschiedene Ökonomien.

        SQ, EVA oder QR leben von gewaltigen Umsteigeströmen über ihre Mega Hubs. Ein Großteil der Leute fliegt gar nicht ‚nach Singapur‘ oder ‚nach Doha sondern durch sie. Dazu kommen niedrigere Personalkosten, andere Regulierung, oft staatlicher Rückhalt und Subventionen bei Infrastruktur (Slots, Gebühren, Kerosinpreise).

  • 600€ oneway für ein Produkt, dass in anderen Teilen dieser Welt schon seit längeren gegen ein Flat-Bed Produkt ausgemustert wird oder mindestens zum Standard gehört….. oh Boy LH, oh boy

Alle Kommentare anzeigen (1)