Im vergangene Jahr reisten so viele Menschen, wie lange nicht mehr und auch die Aussicht für dieses Jahr versprach Rekordzahlen. Durch die Coronakrise kam nun alles anders. Weltweit sorgte sie für Lockdowns, rückläufige Touristenzahlen und Passagierverluste von über 90 Prozent. Die Tourismusbranche hat es besonders hart getroffen, immerhin stellt die Branche mehr als drei Millionen Arbeitsplätze. Doch wie gehen die Hotels mit den neuen Einschränkungen um und was tun sie, um trotzdem Gäste zu genieren? In einem Interview erzählt der General Manager des Grand Hotel Heiligendamm, wie diese mit der Coronakrise umgehen.
Zahlreiche Hotels mussten aufgrund des Lockdowns ihre Türen schließen auch über die beliebte Reisezeit Ostern. Nach Wochen der Stille konnte man pünktlich zu Pfingsten auch wieder innerhalb Deutschlands Urlaub machen – natürlich unter strengen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften. Doch das Wetter war perfekt und kaum ein Ort ist so beleibt wie die Ostsee! Wir wollten wissen, wie ein Luxushotel in der beliebten Urlaubsregion mit der Krise umgegangen ist und was ihre Pläne bis zum Jahresende sind. Dazu konnte ich ein interessantes Interview mit dem General Manager des Grandhotels Heiligendamm Thies Bruhn führen.
Das Interview wurde im August 2020 geführt, durch das Hochschnellen der Infektionszahlen in den letzten Tagen können sich bestimmte Aspekte zuletzt wieder geändert haben.
Ein Interview mit dem General Manager des Grandhotel Heiligendamm – Thies Bruhn
Eines der wohl schönsten und luxuriösesten Hotels für mich ist das Grandhotel Heiligendamm in der Nähe von Bad Doberan. Das fünf Sterne Hotel liegt direkt an der Ostsee und wird aufgrund seiner Architektur auch die “weiße Stadt am Meer” genannt. Über reisetopia Hotels könnt Ihr dieses Luxushotel natürlich auch buchen, inklusiver wertvoller Vorteile! In einem persönlichen Interview, bei meinem jüngsten Besuch im Grand Hotel Heiligendamm, konnte ich mir ein genaueres Bild machen, wie ein so erfahrener Hoteldirektor mit der aktuellen Coronakrise umgeht.
Seit dem 1. Mai 2019 führt Thies Bruhn als General Manager das bekannte Grandhotel Heiligendamm direkt an der Ostsee. Zuvor war er fast 29 Jahre für die Luxushotelkette Kempinski Hotel & Resorts und auf der ganzen Welt als General Manager tätig, unter anderem in Deutschland, Slowenien, Kroatien sowie für andere Ketten in den USA und auf den Bahamas.
Herr Bruhn, was hat sich in der Hotelbranche im Wesentlichen im Vergleich zum Vorjahr geändert und wie sahen ihre Verantwortlichkeiten während des Lockdowns aus?
Am konkretesten hat sich das operative Geschäft geändert. Durch die Abstandsregelung können wir nur mit einer bestimmten Kapazität fahren, sowohl im Hotel als auch in den Restaurants. Im großen Ballsaal im Kurhaus arbeiten wir mit zwei Sitzungen zum Frühstück und zum Abendessen, wobei wir so mindestens 80 Plätze weniger anbieten können. In unseren Gourmetrestaurant Friedrich Franz ist das durch die Exklusivität des kleinen Raumes natürlich nicht möglich und auch bei unseren anderen Restaurants müssen wir mit Reservierungen im Voraus planen.
Wir haben seit dem Beginn des Lockdown bereits mit Annahmen gearbeitet: also was passiert, wenn wir wieder aufmachen können. Eine der Annahmen war, dass wir – wenn wir im Juni wieder öffnen-, dann geschieht sicherlich nur mit einer geringeren Auslastung. Damit einhergehend mussten wir im wirtschaftlichen Bezug natürlich auch unsere Raten hochfahren.
Wenn wir nur 50-60 Prozent der Auslastung haben dürfen, dann möchte ich auch die Gäste haben, die diese Raten zahlen.
Thies Bruhn
Wobei wir natürlich auch viele Mittelständler als Gäste haben. Aber wir hatten Glück, dass vor allen unsere Stammgäste wieder hier sind und auch bereit sind, diese Raten zu zahlen. Ich bin mir sicher, dass sich der Hotelmarkt nach der Krise konsolidieren wird, das heißt, dass sich Luxushotels wie wir, die auch diese besondere Qualität liefern, am Markt halten werden. Aber ich glaube, dass einige der vier Sterne Ketten (die überfinanziert sind) sich wieder vom Markt zurückziehen werden. Daher setzen wir auch ausschließlich auf den höchsten Luxus. Im Airline Business wird es sicherlich nicht anders aussehen und auch hier werden die großen Airlines bestehen bleiben.
Wie sieht es in Heiligendamm aktuell mit dem Personalbestand aus?
Der Präsident von Kempinski sagte einmal: „Der Krieg um die Talente hat begonnen“. Und das ist ein Problem, dass schon vor über 11 Jahren aufgekommen ist. Ich selber habe darüber schon vor einigen Jahren für Kempinski Vorträge in den wichtigsten Hotelfachschulen gehalten. Beispielsweise in der privaten Hotelfachschule in Villach, Bad Gleichenberg in Österreich und in Maribor in Slowenien. Dort konnte ich dann später das Palace in Slowenien und das Adriatic in Kroatien für Kempinski als Top-Hotels eröffnen. Als ich dann hier in Heiligendamm die Aufgabe als General Manager übernahm, habe ich als allererstes meine Personalchefin und meinen F&B Manager zur Talent – Suche nach Österreich und Slowenien geschickt und so konnte ich für dieses Jahr zur Hochsaison Juni, Juli und August 25 Österreicher und 3 Slowenen für das Grandhotel Heiligendamm gewinnen, die uns im Rahmen eines dreimonatigen Praktikums unterstützen.
„Gute Mitarbeiter wollen auch gut wohnen“ und deshalb ist das Personalhaus, bei dem uns auch der Eigentümer direkt unterstützt hat, eine sehr wertvolle Investition und eine gute Voraussetzung für ein gutes Arbeitsumfeld. Wir müssen den Mitarbeitern eine Perspektive geben und mittlerweile haben wir hier auch selbst schon sehr gute Talente entwickelt, die wir gezielt fördern. Wir werden demnächst auch einen Trainingsmanager einstellen, der unsere Mitarbeiter dementsprechend trainiert, um das nächste Level zu erreichen.
Für mich ist das Grandhotel Heiligendamm eines der schönsten Hotelresorts in Europa und muss in einem Atemzug mit der Villa d’Este am Lago de Como und auch mit Schloss Elmau genannt werden.
Thies Bruhn
Ich habe viel mit unseren Stammgästen gesprochen, die jetzt im Sommer hier waren und sie sind mit der Entwicklung mehr als zufrieden.
Der Außenpool war eine sehr wichtige und auch lang erwartete Investition für ein Grandhotel wie Heiligendamm – gibt es noch weitere Pläne? Und was ist umgekehrt durch die Krise an Angeboten weggefallen?
Die traditionellen und beliebten “White Nights” direkt am Strand fallen erst mal bis auf Weiteres weg, denn die oberste Priorität, die ich habe, ist die Sicherheit meiner Gäste und meiner Mitarbeiter. Wir haben hier den großen Vorteil, dass das Gelände sehr weitläufig ist, wodurch sich die Gäste auch sicher fühlen. Diese freuen sich auch, dass wir das Hotel nicht zu 100 Prozent auslasten – was wir durch unsere Maßnahmen auch gar nicht schaffen würden. Momentan sind es 70 Prozent und bei unserem Preis müssen wir den Gästen natürlich einen umfassenden und adäquaten Service bieten. Auch das Ordnungsamt kontrollierte schon unangemeldet den Abstand und die getroffene Hygienemaßnahmen. Partys am Strand wären damit einhergehend verantwortungslos und auch ein schlechtes Zeichen, das wir senden würden.
Auch das Konzept Ronny Sievert & Friends werden wir ändern – aus einer Küchenparty wird ein gesetztes Dinner mit 60-70 eingeladenen Gästen – nur so können wir für die Sicherheit garantieren.
Weiterhin wollen wir daran arbeiten, dass Ronny Sievert mit dem Gourmetrestraurant „Friedrich Franz“ einen zweiten Stern erkocht. Er ist seit Jahren unangefochten der beste Koch Mecklenburg-Vorpommerns und soll sich deshalb zukünftig auch stärker international etablieren. Nach der Krise möchte ich ihn gerne auf das internationale Gourmet-Festival nach St. Moritz schicken, wo viele zwei und drei Sterneköche vertreten sind. Hier oben kennt ihn jeder und das soll sich dann gezielt auch auf den Süden ausweiten.
Beliebte und traditionelle Veranstaltungen, Events, Lesungen und auch zahlreiche Hochzeiten konnten aufgrund der Coronakrise leider in diesem Jahr nicht stattfinden. Wie ist hier die Situation?
Viele Hochzeiten wurden auf den Herbst verschoben, es musste aber leider auch vieles abgesagt werden. In der Schließphase haben wir alleine 2,6 Millionen Euro an Umsatz verloren und einige unserer Mitarbeiter sind weiterhin auf Kurzarbeit, vor allem aus der Administration.
Wir müssen versuchen die verlorenen Umsätze wieder hereinzubekommen, denn durch die weggefallenen Veranstaltungen fehlen uns durchaus wichtige Einnahmen für dieses Jahr. Für uns wird der größte Gewinn sicherlich aus den Übernachtungen gezogen und hier versuchen wir natürlich einiges wieder hereinzubekommen.
Gibt es schon weitere Pläne für dieses Jahr, zum Beispiel für Weihnachten und Silvester?
Für Weihnachten und Silvester läuft natürlich die Planung schon auf Hochtouren. Aber da wir mit der Abstandsregelung gerade in der Gastronomie und Hotellerie meiner Meinung noch mindestens ein Jahr leben müssen, werden wir auch hier unsere Kapazitäten anpassen. Wir werden also wie in der Vergangenheit keine 380 Gäste im Haus haben, sondern eher nur 240 Gäste Abends zum Essen begrüßen.
Wir können zu den traditionellen Festtagen an Weihnachten und Silvester natürlich auch nicht mit zwei Sitzungen arbeiten. Daher haben wir auch einen Competition Check gemacht, also was macht das Adlon oder was macht Schloss Elmau? Denn hier sehen wir natürlich unsere direkte Konkurrenz. Unsere Gäste überlegen sich – fahre ich in die Berge oder ans Meer und mit dem Grand Hotel Heiligendamm und Schloss Elmau gibt es ebendiese zwei direkten Bewerber.
Kundenbindung ist gefragter denn je! Gibt es bei Ihnen auch ein Loyalitätsprogramm, um Kunden langfristig noch stärker an sich zu binden?
Wir sind jetzt in der „Global Hotel Alliance – Discovery“. Der Major Shareholder ist Kempinski und bietet uns kollegial dadurch eine hervorragende Möglichkeit. Überall auf der Welt gibt es dieses Programm verteilt mit verschiedenen Hotelpartner – vorrangig in den Ländern, wo Kempinski selbst keine eigenen Hotels hat.
Für Asien ist zum Beispiel die starke Marke Anantara im Programm. Für uns ist es eine besondere Ehre, da wir im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern nur ein einzelnes Hotel sind und keine Kette. Die verschiedenen Statuslevel können dann durch Umsätze erreicht werden.
Gibt es schon Pläne für das kommende Jahr 2021?
Unser Ausblick für das kommende Jahr ist durchaus positiv. Wir wollen an der Suhsi Bar einen Wintergarten anbauen, um auch hier Wetterunabhängiger zu werden.
Auch im Spa wollen wir noch einiges ändern, beispielsweise das Hamam wieder aktivieren und zusätzlich auch eine Eisgrotte bauen.
Fazit zum Interview mit dem General Manager des Grandhotel Heiligendamm Thies Bruhn
Es war ohne Zweifel eines der spannendsten Gespräche, die ich mit einem Hotelmanager führen durfte. Das liegt ganz klar auch an der momentanen Situation, denn die Coronakrise hat die Tourismusindustrie schwer getroffen und auf eine harte Probe gestellt. Das Grandhotel Heiligendamm hat den Lockdown genutzt, um sich zu strukturieren und ein umfassendes Hygiene- und Sicherheitskonzept auszuarbeiten, dass den hohen Anforderungen des fünf Sternehotels in jeder Hinsicht gerecht wird. Auch während meines Aufenthaltes konnte ich den Eindruck gewinnen, dass hier alle an einem Strang ziehen und sich der Service weiter verbessert hat. Kulinarisch und auch landschaftlich bleibt das Hotel eines der Besten in Deutschland und mit dem neuen Außenpool wurde pünktlich zur Wiedereröffnung ein neues Highlight geschaffen, auf das man sich auch jetzt im Herbst und im Winter freuen kann!
Verstehe ich das richtig , das heiligendamm ist wieder ein kempinskihotel?
Als wir im vergangenen Jahr dort wohnten war es keines mehr (siehe alten Kommentar von mir).
Hallo Klaus,
Nein, das Grandhotel Heiligendamm ist kein Kempinski. Der neue General Manager war zuvor bei Kempinski und bringt seine Erfahrungen nun mit ein. Aufgrund dessen kommt im Interview Kempinski öfters zu Sprache!
Ich war oft in Tophotels auf der ganzen Welt….aber bin nicht mehr bereit, die Wucherpreise zu bezahlen! Die Preise stehen in überhaupt keinem Verhältnis zur angebotenen Leistung, egal, ob in Heiligendamm oder in Dubai, es ist einfach nur dreist…..das braucht kein Mensch!
Sagen wir so, man kann entweder das “Erlebnis Hotel” genießen oder das Hotel nur als Übernachtungsmöglichkeit für einen Besuch “außerhalb”, zB für Städtereisen oder den Besuch von Landschaften, betrachten.
Im ersten Fall muss man halt den unzweifelhaft anfallenden Aufwand für Top-Angebote bezahlen (der Hotelbetreiber kann und will natürlich nicht draufzahlen), in zweitem Fall reicht natürlich auch eine einfache Kajemme mit Ü/F, so lange sie halbwegs verkehrsgünstig gelegen ist.
Wenn es dir persönlich zu teuer ist (was durchaus legitim ist), so weichst du halt auf billigere Alternativen aus…
Aber wie aus dem Interview hervorgeht, steuern sie (bei wegen COVID19 verringerter Kapazität) die Kundschaft sogar ganz bewusst über den Preis so, dass die Billigheimer zu Hause bleiben und die Zimmer nur hochpreisig an zahlungswillige Gäste, um bei gleichbleibenden Kosten halbwegs wirtschaftlich über die Runden zu kommen.
Eventuell übrigbleibende Kapazitäten außerhalb der Saison werden dann halt über die einschlägigen Portale an Schnäppchenjäger verramscht… Win-Win für alle.
Ich war oft am Strand und im Ort. Mir gefällt die Abgeschiedenheit und die sterile abgehobene Art der Anlage nicht. Es passiert dort alles sehr in abgeschirmter Form. Da bin ich viel lieber im Nachbarort Kühlungsborn wo das Leben auf der Straße existiert und tolle extravagante Möglichkeiten des abendlichen Schlendern und der Esseneinnahme in vielfältiger Art gelebt wird.
Andere fahren genau deshalb da hin… um dem lärmenden einfachen (Party-) Volk aus dem Weg zu gehen. So lange man die Auswahl hat, ist doch alles gut.