Air India ist nicht gerade als exklusivste Airline überhaupt bekannt. Aktuell ändert sich allerdings viel. Kann die Air India Business Class mittlerweile überzeugen?
Der Wandel bei Air India ist seit Kurzem angestoßen, denn durch die Beteiligung von Singapore Airlines und der Fusion mit Vistara soll Air India zu einer echten Premium-Fluggesellschaft werden, zahlreiche neue Flugzeugbestellungen inklusive. Auf meinem Flug von Mumbai nach Frankfurt konnte ich einen ersten Eindruck der “neuen” Air India bekommen – passenderweise in einer Maschine von Vistara.
Gute Sitze mit direktem Zugang zum Gang
Bei meinen ersten Eindrücken der Air India Business Class sollte man im Blick behalten, dass ich mit einer ziemlich “besonderen” Maschine unterwegs war. Der Jet, der zwischen Frankfurt und Mumbai pendelt, ist nämlich selbst für Vistara eine Besonderheit, da er von der HNA Group übernommen wurde und somit ein anderes Business Class Produkt im Reverse Herrigbone-Muster bietet.
Die regulären Maschinen von Vistara (Boeing 787-9) bieten dagegen dieselben Sitze, wie man sie auch in der Singapore Airlines Business Class in der Boeing 787 findet. Aktuell noch abzuraten ist von den Boeing 787-8 und Boeing 777 Maschinen, die auch vor der Fusion schon von Air India betrieben wurden, findet man hier doch ein veraltetes Business Class Produkt. Die ganz neue Premium Business Class von Air India gibt es dagegen nur in den neuen Airbus A350.
Das Produkt der Vistara-Maschine auf meinem Flug nach Mumbai ist insgesamt als gut zu beschreiben, handelt es sich doch um ziemlich typische Reverse Herringbone-Sitze, die man so auch bei einigen anderen Airlines findet. Die Sitze wirken zwar auf den ersten Moment etwas eng, bieten aber an sich genug Beinfreiheit und auch ausreichend Ablagefläche für die üblichen Utensilien, die man bei einem Flug benötigt. Einzig die Privatsphäre ist nicht allzu groß.
Angenehm finde ich zudem, dass man von den Sitzen problemlos aus dem Fenster blicken und dank des mittelgroßen Tisches an der Seite auch immer etwas ablegen kann. Einzig der kleine und wenig stabile ausklappbare Tisch enttäuscht und ist sowohl beim Essen als auch beim Arbeiten wegen seiner fehlenden Stabilität ziemlich nervig. Generell fällt auch auf, dass die Sitze nicht allzu sauber und auch nicht perfekt instand gehalten sind – hier muss Air India definitiv auch noch besser werden.
In Teilen auf dem Weg zu einer Premium-Airline
Spannend fand ich meinen Test von Air India, insbesondere mit Blick auf den Service an Bord. Dabei ist mir sofort aufgefallen, dass man in den vergangenen Monaten schon viel investiert hat, um das Erlebnis an Bord zu verbessern. So liegt etwa schon beim Start umfassendes Bettzeug bereit, darunter eine Matratzenauflage, eine angenehme Decke sowie ein Kissen. So findet man auf den zum Schlafen durchaus gut geeigneten Sitzen auch ausreichend Komfort für die Nachtruhe.
Ebenfalls gibt es mittlerweile ein neues Amenity Kit, das sogar in einem gesonderten Beutel gebracht wird. Zudem wird sogar ein Pyjama in der gewünschten Größe gereicht, was mich auf einem technisch gesehenen Tagflug doch ziemlich positiv überrascht hat. Ebenfalls gibt es Hausschuhe, was in der Business Class auch nicht immer der Fall ist. Eine Tagesdecke gibt es ansonsten auch, sodass man fast schon ein wenig Probleme hat, alle Annehmlichkeiten auch unterzubringen.
Auf dem mittelgroßen Bildschirm, der allerdings unglücklicherweise zu Start und Landung eingeklappt werden muss, findet man eine durchaus gute Auswahl an Filmen und Serien, wobei das System in diesem Fall noch mit dem Vistara-Branding versehen war. Die Bildqualität ist in Ordnung, dafür sind allerdings die Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung nicht schlecht – hier merkt man auch schon Fortschritte im Vergleich zur alten Air India.
Erwähnenswert ist zudem, dass in der Boeing 787 Flotte von Air India mittlerweile auch WLAN verfügbar ist, das aktuell sogar noch generell kostenfrei ist. Zu meiner Überraschung hat das Internet während meines Fluges auch großenteils gut funktioniert, wenngleich die Geschwindigkeiten nicht überragend waren.
Schwächen beim Service und Catering bei Air India
Einen etwas weiteren Weg hat Air India dagegen noch beim Thema Service und Catering zu gehen. So liegen zwar beim Start schon Menü und Getränkekarte in einem schicken Design bereit und auch Willkommensgetränke werden angeboten. Zum einen gibt es aber nur eine Art Buttermilch und Cranberry-Saft zur Auswahl, zum anderen fehlt es an Nüssen oder Ähnlichem.
Problematischer fand ich allerdings, dass der Service generell unglaublich langsam und auch alles andere als proaktiv war. Bis die erste Mahlzeit serviert wurde, sind knapp zwei Stunden vergangen und auch die Details waren teils kurios – so wurde meine Vorspeise zwar mit Brotteller, aber ohne Brot serviert. Auf Nachfrage hieß es dann, dass einem dieses erst zum Hauptgang angeboten wird.
Dass die Qualität des Essens nicht überragend war, passt da ins Bild – besser als die Vorspeise war noch die indische Hauptspeise, auch das Dessert war lecker. Störender fand ich in dieser Hinsicht aber auch, dass Getränke immer nur auf explizite Nachfrage angeboten oder aufgefüllt wurden. Mein aufgegessenes Dessert stand zudem eine gute Stunde am Platz herum, ohne dass vorbeigehende Flugbegleiter es je eingesammelt hatten – auch hierfür musste ich gesondert nachfragen.
Gerade beim Service muss sich in der Air India Business Class noch viel tun, denn hier erinnert das gesamte Vorgehen noch stark an das, was man von der früheren Air India kannte. Sofern man hier wirklich mehr zu einer Singapore Airlines Indiens werden möchte, muss noch sehr viel Zeit in die Schulung der Crews investiert werden. Ein erster Schritt wäre allerdings schon, dass der Auftritt der Flugbegleiter freundlicher wird.
Fazit zu den ersten Eindrücken der Air India Business Class
Mein erster Eindruck des neuen Air India Business Class Erlebnisses war durchaus positiv, denn man merkt, dass die Airline in vielerlei investiert. Beim zweiten Blick fallen aber noch evidente Schwächen beim Service auf, die es in den nächsten Jahren auszumerzen gilt. Ich bin auf die weitere Wandlung dennoch sehr gespannt und freue mich insbesondere auf das Paradeprodukt im Airbus A350, das Air India potenziell endlich auf ein Niveau von anderen Airlines in Asien bringen könnte.