Trotz des aktuellen Übernachtungsverbotes soll es in einigen Bundesländern über Weihnachten Ausnahmen für Besuche zu Familienzwecken geben. Auch wenn die Diskussionen dahin gehend hitzig sind, scheint mir die Aufhebung als durchaus sinnvoll.
Während wir weiterhin im Lockdown Light verharren und touristische Übernachtungen dadurch bis mindestens 10. Januar verboten sind, werden die Maßnahmen für Zusammenkünfte über die Weihnachtszeit gelockert. Dies bringt auch ein paar Änderungen im Hotel-Bereich mit sich, denn zumindest in einigen Bundesländern sollen Aufenthalte zu Familienzwecken erlaubt sein. Doch nicht jedes Bundesland zieht da mit, obwohl dies doch eigentlich deutschlandweit sinnvoll wäre.
Nicht alle Bundesländer heben Übernachtungsverbot auf
Weihnachten hatte sich dieses Jahr wohl jeder anders vorgestellt. Statt großen Familienzusammenkünften, Restaurantbesuchen und Ausflügen wird es dieses Jahr etwas beschaulicher. Maximal zehn Leute dürfen zusammenkommen, in Berlin beispielsweise sogar nur maximal fünf. Zudem wird von der Bundesregierung eigentlich davon abgeraten, während den Feiertagen zu verreisen, auch wenn hier kein Verbot herrscht. So sagte der Regierungssprecher Seibert deutlich, dass die Bürger dazu aufgerufen bleiben, touristische Reisen zu vermeiden. Doch viele Leute wollen natürlich trotzdem die besinnliche Weihnachtszeit mit ihrer Familie feiern, die sich nicht unbedingt immer in derselben Stadt befindet. Wer schon einmal in der Weihnachtszeit auf deutschen Autobahnen unterwegs war, um selbst zur Familie zu fahren, weiß: Die Straßen sind voll und viele Leute sind auf Reisen. Dass wir uns nun in einem Lockdown Light befinden und Hotels zu touristischen Übernachtungszwecken geschlossen haben, stellt hier den ein oder anderen natürlich vor eine enorme Herausforderung. Nicht überall kann oder will man in den eigenen vier Wänden Familienbesuch aufnehmen, womit eine Übernachtung in einer bezahlten Unterkunft die Lösung dessen darstellt, die mit dem aktuellen Übernachtungsverbot nicht realisierbar wäre.
So ist es nicht verwunderlich, dass inzwischen viele der Bundesländer in der Weihnachtszeit ihre Regelungen zum Übernachtungsverbot lockern. Die Bundesländer Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein haben sich schon dafür ausgesprochen, während dieser Zeit Aufenthalte zu Familienzwecken erlauben. Auch weitere Bundesländer ziehen dies in Betracht, während sich einige nicht konkret dazu äußern und Brandenburg dies gar nicht in Betracht zieht. Wie immer gibt es hier keine einheitliche Regelung der Bundesländer, wenn es überhaupt schon Details gibt. Denn von einigen Ländern weiß man noch nicht mal, in welcher Zeit ebendiese Übernachtungen möglich sein sollen. Doch auch wenn ich dies aufgrund der undurchsichtigen Lage natürlich mit einem kritischen Unterton sage, verstehe ich die Logik hinter der Aufhebung und erachte es gleichermaßen als Schade, dass andere Bundesländer hier nicht nachziehen.
Hotelübernachtungen entzerren Ansteckungspotenziale
Natürlich verstehe ich auch die Logik dahinter, Hotelübernachtungen nicht während der Weihnachtszeit für Familienbesuche zuzulassen, da so den Leuten teilweise suggeriert wird, dass Reisen zur Familie ok sind und dies gegensätzlich zum Aufruf der Regierung steht, auf touristische Reisen zu verzichten. Doch genau bei diesem Punkt gehen die Sichtweisen auseinander, denn die Bundesländer, welche eine Aufhebung des Übernachtungsverbotes während den Feiertagen durchsetzen, sehen den Weihnachtsbesuch bei der Familie nicht als touristische Reise an.
Ein Familienbesuch ist kein Tourismus.
Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister Nordrhein-Westfalen
So spricht sich Berlins Bürgermeister, Michael Müller ebenfalls klar dafür aus, dass eine Reise zu Familienzwecken klar abzugrenzen ist, da man sich dabei ja keine Sehenswürdigkeiten anschaut oder einkauft.
Doch unabhängig davon, ob der Familienbesuch jetzt als touristische Reise gilt oder eben nicht, besteht natürlich das Risiko, dass Leute durch die Aufhebung des Übernachtungsverbots Reisen, obwohl diese sonst eventuell zu Hause geblieben wären. Doch ich sage hier beabsichtigt eventuell, denn natürlich werden viele Leute trotzdem ihre Familie besuchen wollen, auch wenn dies nun andere Umstände mit sich bringt. Für viele bedeutet dies dann beengte Verhältnisse und eine Übernachtung auf dem Sofa oder mit dem Schlafsack auf dem Boden.
Der Berliner Senator für Kultur und Europa hat das Problem, dass durch nicht erlaubte Hotelübernachtungen zu Familienzwecken mit sich kommt, jedoch ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Denn er sagte ganz klar, dass es absurd wäre, Leute während einer Pandemie in beengte Wohnverhältnisse zu drängen, wenn es auch andere Möglichkeiten gibt, bei denen in diesem Fall Hotels sogar noch profitieren würden.
Das wäre genau das Gegenteil, was in der Pandemie-Situation geraten ist. Man entzerrt damit Ansteckungspotenziale.
Klaus Lederer, Berliner Senator für Kultur und Europa
Durch Übernachtungen in Hotels können Familien so mindestens etwas Abstand zueinander erlangen und so das Potenzial einer Ansteckung verkleinern.
Weiterhin Kritik von vielen Seiten
Wie schon erwähnt, ist die Logik hinter der Aufhebung des Übernachtungsverbotes bei Politikern der genannten Bundesländer vor allem darauf zurückzuführen, dass diese den Weihnachtsbesuch bei der Familie nicht als touristische Reise sehen. Doch genau hier sehen viele Politiker, allen voran die Kanzlerin, das größte Problem. Denn laut ihr, sei es nicht zu kontrollieren, ob die Hotelgäste für einen Verwandtschaftsbesuch zu Besuch sind oder nicht. Auch die Dehoga schaltet sich hier ein und kritisiert die Kontrolle der Lockerungen. So seien “Hotel-Mitarbeiter keine Polizisten, die den Wahrheitsgehalt der Angaben auf dem Anmelde-Formular überprüfen”. Insgesamt finde ich dieses Argument jedoch teilweise zweifelhaft, denn auch die Kontrolle bei Geschäftsreisen ist nicht optimal, oftmals sind die Kontrollen ebenso unzureichend. In Berlin muss man dafür beispielsweise gerade einmal ein Kreuz setzen, was für mich nicht unbedingt nach einer Logik klingt, die schwer zu umgehen ist, wenn man wirklich unbedingt reisen möchte. Deswegen ist an dieser Stelle auch nicht ganz klar für mich, woher die Angst kommt, dass Unmengen touristische Reisen stattfinden, vor allem mit Blick darauf, dass es während der Weihnachtszeit wohl kaum Geschäftsreisende gibt.
Auch Hotels selbst zweifeln bezüglich der Ankündigungen, denn die Umsetzung scheint diesen teilweise noch völlig unklar. Hinzu kommt auch das Problem, dass eine offizielle Erlaubnis für den Betrieb nicht gleich heißt, dass ein Hotel einfach wieder eröffnen kann – sofern es aktuell überhaupt geschlossen ist. Denn viele Hoteliers können sich aus finanzieller Sicht eine Öffnung für nur wenige Tage gar nicht leisten.
Aufhebung braucht klare Details zur Umsetzung
Auch wenn ich weiterhin der Meinung bin, dass die Aufhebung des Übernachtungsverbotes gerade aufgrund der Entzerrung des Ansteckungspotenzials, eine sinnvolle Lösung während der Weihnachtsfeiertage darstellt, halte ich die Kritik zur Lockerung des Verbotes gleichwohl für richtig. Dies zeigt auch, dass dahin gehend noch Handlungsbedarf besteht und Lösungen präsentiert werden müssen. Was wir deswegen jetzt brauchen sind weitere Details zur Umsetzung aus den einzelnen Bundesländern sowie eine klare Direktive. Nur so können wir die Aufhebung des Übernachtungsverbotes richtig durchführen und den Leuten ein Weihnachtsfest in ihrem engsten Kreis bescheren.
Ich bin gespannt, wie sich die anderen Bundesländer zu dem Verbot äußern werden und wie die genauen Details der Lockerungen für Übernachtungen zu Familenzwecken aussehen werden.
Wie steht Ihr zu dem Thema? Habt Ihr eine Hotelübernachtung über Weihnachten geplant?
Habe die Hoffnung das schon ab 20.12. erlaubt wird, weil ab dem Wochenende schon viele auf Reisen gehen. Verstehe eh nicht warum die Hotels geschlossen sind. Mir ist bisher nichts passiert. Da ist U-Bahn fahren gefährlicher.
Es sollte jedenfalls jeder für sich entscheiden können ob man im Hotel wohnen möchte oder nicht. Auch die Hotels und die Angestellten freuen sich bestimmt auf Gäste. Wir müssen zu einem normalen Leben zurückkehren. Dazu gehört fliegen und Hotelbuchungen und nicht Verbote die nicht nachvollziehbar sind.
Eine Rückkehr zum normalen Leben wird es hoffentlich spätestens im Sommer geben mit entsprechender Immunisierung der Mehrheit durch Impfungen. Vorher halte ich das leider trotz eventueller regionaler Besserungen für eine Illusion.