Großbritannien erwägt nun doch einige Länder mit geringen Infektionszahlen, von den geplanten Quarantänemaßnahmen bei Einreise auszuklammern, nachdem die Reisebranche den Druck erhöht hat.
Die britische Regierung erwägt wohl zurzeit einige Länder von den Plänen auszunehmen, Reisende, die nach Großbritannien einreisen, unter Quarantäne zu stellen. Zuvor stieg der Unmut der konservativen Abgeordneten, die sich über den Schaden, den solche Maßnahmen dem britischen Reise- und Gastgewerbe zufügen würden.
Reisebranche wehrt sich – Bürger unterstützen Pläne
Die Verbündeten von Boris Johnson bestätigten, dass zurzeit darüber diskutiert werde, ob zwischen Großbritannien und Ländern mit niedriger Coronavirus-Infektionsraten sogenannte “Transportkorridore” oder auch “Luftbrücken” geschaffen werden könnten, sodass sich Reisende aus jenen Staaten nicht an die 14-tägige Selbstisolierungsfrist halten müssten. Der Reise- und Gastgewerbe-Sektor Großbritanniens hat davor gewarnt, dass der ursprüngliche Quarantäneplan – der am 8. Juni in Kraft treten soll – die entsprechenden Industriezweige, die von der Viruskrise hart getroffen wurden, weiter schädigen wird.
Graham Brady, ein Vorsitzender der konservativen Abgeordneten, sagte zu den geplanten Maßnahmen, dass es sinnlos wäre, eine “pauschale Quarantäne einzuführen, einschließlich Reisen aus Ländern mit sehr geringer – oder keiner – COVID-19-Infektion”. Schließlich müsse man sich fragen, welche Menschen schon nach Großbritannien reisen würden, denen eine Quarantäne bevor stehe. Deswegen seien Ausnahmen von weniger betroffenen Ländern notwendig. Eine weitere Hoffnung der Konservativen ist, dass die Menschen alternativ an britischen Flughäfen direkt auf das Virus getestet werden könnten. Der ehemalige Kabinettsminister David Davis sagte, der Quarantäneplan sende “ein schreckliches Signal an den Rest der Welt”, dass Großbritannien sich weiter isoliere, während andere Länder aus der Quarantäne herauskommen.
Laut neuster Meinungsumfragen scheint der Plan der Regierung bei der Öffentlichkeit jedoch gut anzukommen, wo gut 80 Prozent der britischen Bürger dem Vorhaben zustimmen. Auch, dass Reisende, die sich nach der Einreise nicht in eine 14-tägige Selbstisolation begeben, mit einer 1.000 Pfund schweren Geldstrafe belegt würden. Nun sollen jedoch Regierungsbeamte daran arbeiten und prüfen, ob solche Transportkorridore, beziehungsweise Luftbrücken, zwischen Großbritannien und Ländern mit niedrigen Virusinfektionsraten geschaffen werden könnten. Die Quarantänevorkehrungen sollen nach drei Wochen erneut überprüft werden und dieser Zeitpunkt könnte dann eine Gelegenheit für Großbritannien sein, Ausnahmen für bestimmte Nationen einzuführen.
“Schlecht durchdacht und schädlich”
In einem Brief an Regierende, den mehr als 290 Vorsitzende aus dem Reise- und Gastgewerbe im Vereinigten Königreich unterzeichnet haben, wird davor gewarnt, dass die Quarantänepläne “nicht durchführbar, schlecht durchdacht und bereits schädlich für den Absatz in der Reisebranche” seien. Schätzungen sehen mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätze des Gastgewerbes und Reisesektor in Gefahr. Der Quarantäneplan kommt zu einem Schlüsselzeitpunkt für den britischen Reise- und Gastgewerbesektor, wo die Hoffnungen gestiegen waren, dass Buchungen von europäischen Touristen aus Ländern mit gelockerten Reisebeschränkungen wieder eintrudeln würden.
Während also die Regierungsbeamten die Möglichkeit von Transportkorridoren mit anderen Ländern prüfen, haben bereits mehrere europäische Staaten bekannt gegeben, dass keine britischen Touristen in diese Länder einreisen dürften, bis sich die Virus-Situation in Großbritannien verbessert hat. So teilte Maria Reyes Maroto, Spaniens Tourismusministerin, jüngst mit, dass Besucher aus Deutschland und skandinavischen Ländern wahrscheinlich als Erste wieder nach Spanien einreisen dürfen. Auf die Frage nach dem Vereinigten Königreich soll sie geantwortet haben: “Dort muss sich die Gesundheitssituation noch verbessern. Für uns ist es wichtig, zu garantieren, dass die Menschen gesund ankommen und gesund wieder abreisen”. Das Vereinigte Königreich ist auch von der “weißen Liste” Griechenlands, mit 19 Ländern aus denen Touristen willkommen sind, ausgeschlossen.
Fazit zu den Plänen Großbritanniens
In Großbritannien ticken die Uhren aktuell noch ein wenig anders. Kein Wunder, ist die Corona-Situation bei den Briten auch noch lange nicht überstanden. Dennoch geht der Blick vermehrt in Richtung der anderen europäischen Länder, wo nahezu täglich neue Meldungen über diverse Lockerungen von Reisebeschränkungen und anderer Maßnahmen zu vernehmen sind. Natürlich steht die Reise- und Gewerbeindustrie auf der Insel unter gehörigem Druck, weshalb die Regierung nun die Alternativen durchgeht. Letztlich müssen wir den Stichtag abwarten, der Gewissheit bringen wird.