Eigentlich sollte das Jahr 2020 ein erfolgreiches Wachstumsjahr werden – doch die Corona-Pandemie hat jegliche Pläne über den Haufen geworfen und eine Erholung der angespannten Lage ist kaum in Sicht. Hochrangige Swiss Manager haben vor wenigen Tagen nun in einem Expertengespräch erläutert, warum der Weg zurück zur Normalität sich so schwierig gestaltet.
Swiss versucht langsam wieder auf die Beine zu kommen und das Streckennetz wieder aufzubauen. Gleichzeitig müssen Kosten eingespart werden und schnell auf die dynamischen Änderungen im Infektionsgeschehen reagiert werden. In dieser Situation eine Balance herzustellen gestaltet sich als noch schwieriger als gedacht. Manager der Swiss haben nun bekannt gegeben, dass sie, wie andere Airlines auch, nicht vor 2024 mit einer Rückkehr in die Normalität rechnen. Das berichtet unter anderem Travelnews.ch.
Möglichst hohe Verbindlichkeit des Angebots
Swiss hatte für das Jahr 2020 große Pläne – Kapazitäten sollten erweitert werden, die Flotte ausgebaut und mehr als 100 Destinationen angeflogen werden. Doch der Ausbruch der Corona-Pandemie gefolgt von dem weltweiten Lockdown, machte der Airline einen Strich durch die Rechnung. Die Planung wurde zeitweise um 97 Prozent verfehlt. Es wurden nur noch einige wenige Flüge, hauptsächlich im europäischen Raum, durchgeführt. Die Langstrecken wurden teilweise mit für Swiss unüblichen Frachtflügen besetzt. Dadurch konnte die Airline jedenfalls noch einen Teil der Einnahmen erzielen.
Doch Swiss möchte natürlich so schnell wie möglich ihrer eigentlichen Bestimmung nachgehen und Passagiere durch die Welt fliegen. Dabei ist der wichtigste Punkt die Verbindlichkeit und Attraktivität des Angebots. Dies gestaltet sich jedoch nicht so einfach, denn es muss tagesaktuell auf neue Einreisebestimmungen geachtet und behördliche Auflagen eingehalten werden. Ebenfalls muss für die nicht weit im Voraus planbaren Flüge aber auch die benötigte Besatzung sowie die geeigneten Flugzeuge verfügbar sein. Da diese Herausforderungen nicht leicht zu bezwingen sind, sehen sich Passagiere aktuell häufig mit “unzuverlässigen, löchrigen” Angeboten konfrontiert.
“Der Ausblick ist unklar”
Besonders erschwert wird die Planung durch die sich dynamisch ändernden Reisebeschränkungen, die bereits angesprochen wurden. Daher will die Airline von ihren konventionellen Planungsansätzen abweichen. Man analysiere das Buchungsverhalten genau und versuche sich bestmöglich danach auszurichten.
70% der Änderungen gibt es aufgrund der Reiserestriktionen und der negative Trend bei den Buchungen hält selbst nach Aufhebung der Quarantänepflicht an, wie das Beispiel Belgrad/Serbien zeigt.
Michael Trestl, Senior Director Head of Network Management von Swiss
Unter den aktuellen Gegebenheiten kann so gut wie nichts langfristig geplant werden, da Reisebeschränkungen, Quarantäneregelungen und Risikoländer-Listen stetig aktualisiert werden und die Nachfrage stark beeinflussen – positiv als auch negativ. Als beispielsweise der Schengen Raum wieder geöffnet wurde und die Sommerferien vor der Tür standen, stiegen die Buchungen wieder an. Sobald die Risikoländer-Liste des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit allerdings beliebte Feriendestinationen mit aufnahm, brach die Nachfrage direkt wieder ein. Auch dass die Schweiz nun selbst von einigen Ländern auf die Risikoländer-Liste gesetzt wurde, trug zu einem weiteren Rückgang bei.
Eingestehen muss sich Swiss unter diesen Umständen, dass sie in der näheren Zukunft nicht mehr wie vorher mit 100.000 Fluggästen zu rechnen braucht, sondern nur einigen Tausend.
Der lange Weg zurück zur Normalität dürfte frühestens 2024 eintreffen.
Michael Trestl
Diesen Winter wird Swiss im Vergleich zum Vorjahr nur noch eine Kapazität von 30 Prozent anbieten.
Fazit zu Swiss’ langem Weg zurück in die Normalität
Swiss hat in einem Expertengespräch verdeutlicht, wie schwer es unter den aktuellen Bedingungen ist, wieder zur Normalität zurückzufinden. Genaue, verlässliche Angaben zu machen ist so gut wie unmöglich. Daher rechnet die Airline nicht damit, vor dem Jahr 2024 wieder beim Vorkrisen-Niveau angelangt zu sein. Was das langfristig für den Konzern bedeutet, ist unklar. Wir werden Euch auf dem Laufenden halten, wenn sich Änderungen ergeben.