Die neue Swiss First Class bringt nicht nur mehr Luxus, sondern auch deutliche Umweltprobleme mit sich. Besonders der zusätzliche CO₂-Ausstoß durch Bleiplatten sorgt für Kritik.

Mit der Einführung der neuen First Class im A350 ab Spätsommer 2025 möchte Swiss ein neues Reiseerlebnis bieten – mit mehr Privatsphäre, Sitzheizung und komplett abschließbaren Suiten. Während sich viele Vielflieger über die neue Kabine freuen dürften, sorgt das Konzept nun auch für Kritik. Denn wie Infosperber aufzeigt, bringt das neue Produkt erhebliche ökologische Nachteile mit sich.

Das Wichtigste in Kürze

  • Einführung der neuen Swiss First Class im A350 ab Spätsommer 2025 geplant
  • Bis zu 1,5 Tonnen Bleiplatten sollen zur Gewichtsverlagerung eingebaut werden
  • Jährlich rund 33.000 Tonnen zusätzlicher CO₂-Ausstoß erwartet

Bleiplatten als Folge des Luxus

Mit der neuen First Class im A350 setzt Swiss auf deutlich mehr Komfort und Privatsphäre – inklusive verschließbarer Suiten, Sitzheizung und großem Bildschirm. Bei den neu ausgelieferten Maschinen ist das zusätzliche Gewicht der Kabine bereits berücksichtigt. Anders sieht es bei der bestehenden A330-Flotte aus: Ab dem kommenden Winter sollen 14 dieser Flugzeuge nachgerüstet werden, was zu technischen Herausforderungen führt.

Die neuen, deutlich schwereren Sitze führen dabei zu konkreten Gewichtsproblemen – insbesondere, weil sie in der vorderen Flugzeughälfte montiert werden und so ein Ungleichgewicht entsteht, das ausgeglichen werden muss. Hinzu kommt, dass das genaue Gewicht der Sitze im Vorfeld nicht exakt bekannt ist – die Hersteller liefern lediglich Richtwerte, was die Planung zusätzlich erschwert.

Swiss A330 Am Gate
Der Airbus A330

Um dem entgegenzuwirken, sollen rund 1,5 Tonnen Bleiplatten im Heck der Flugzeuge eingebaut werden. Die Folge: ein jährlicher Mehrverbrauch von etwa 10’000 Tonnen Kerosin und zusätzliche CO₂-Emissionen von rund 33.00 Tonnen – was knapp einem Prozent der gesamten Emissionen der Airline entspricht.

Weniger Sitze, mehr Emosionen pro Kopf

Auch in den neuen Airbus A350 setzt Swiss auf Exklusivität – allerdings auf Kosten der Gesamtkapazität. Obwohl der A350 größer ist als der bisher eingesetzte A330, wird Swiss in der neuen Konfiguration nur 242 Passagiere an Bord nehmen. Zum Vergleich: Bei Lufthansa, der Muttergesellschaft, finden im selben Flugzeugtyp zwischen 267 und 318 Gäste Platz – also rund 10 bis 30 Prozent mehr. Grund dafür ist vor allem der großzügige Platzbedarf der neuen First- und Business-Class. Die Folge: Der CO₂-Ausstoß pro Passagier steigt, da weniger Menschen auf gleicher Strecke transportiert werden können.

Swiss First Class Airbus A330 Sitz 6
Swiss First Class im A330

Bereits im März hatte Swiss das neue Kabinenkonzept vorgestellt, bei dem First, Business und Economy Class überarbeitet wurden. Dazu haben wir auch eine Übersicht zu allen Details der neuen Swiss First Class.

Überhöhtes Gepäckvolumen als Umweltfaktor

Ein weiterer Aspekt, der zur Umweltbelastung beiträgt, ist das zulässige Gepäckgewicht in der First Class. Laut dem Artikel dürfen Passagiere in der höchsten Buchungsklasse bei Swiss bis zu 112 Kilogramm Gepäck mitführen – bestehend aus drei aufgegebenen Koffern à 32 Kilogramm und zwei Handgepäckstücken à 8 Kilogramm.

Swiss First Class Airbus A330 Kabine 2
Die Swiss First Class im A330

Zum Vergleich: In der Economy Class sind es maximal 31 Kilogramm, verteilt auf einen Koffer und ein Handgepäckstück. Dieses Missverhältnis verdeutlicht, wie stark die Emissionen pro Passagier in der First Class steigen – nicht nur durch die raumgreifende Kabinengestaltung, sondern auch durch das deutlich höhere Gesamtgewicht, das befördert werden muss.

Weitere problematische Aspekte

Neben Gewicht, Sitzkapazität und Gepäck stehen folgende Details in der Kritik:

  • Widerspruch zur Klimastrategie: Öffentlich betont Swiss ihr Nachhaltigkeitsengagement – die neue First Class steht damit teils im Kontrast
  • Erschwerte CO₂-Nachvollziehbarkeit: Der CO₂-Rechner der IATA ist seit Ende 2023 nicht mehr öffentlich zugänglich – auf Wunsch der Fluggesellschaften, darunter auch Swiss

Damit rückt neben Komfort und Design auch die Umweltbilanz der neuen First Class in den Fokus.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Priskas Leidenschaft ist es zu reisen und neue Orte kennenzulernen, egal ob Kurztrip oder Fernreise. Gerne verbindet sie ihre Reisen mit dem ein oder anderen Konzert. Das macht ihren Trip perfekt. Priska studiert Tourismusmanagement um irgendwann ihre Leidenschaft zum Beruf machen zu können.

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Um ehrlich zu sein nerven mich diese ganzen Umweltgutmenschen mittlerweile nur noch. Wieviel Menschen können sich denn eine First Class leisten? Natürlich nimmt es mehr Platz und bringt mehr Gewicht, wenn man First oder BC fliegt. Auto fahren aber auch, aber auch Bus oder Bahn fahren. Wenn alle die Leute, die nun wieder Kritik üben selbst mal etwas machen würden was ihnen schwer fällt und der Umwelt nützt wäre der Umwelt ein vielfaches mehr geholfen. Aber einfacher ist es natürlich in seiner grünen Blase auf die böse First zu schimpfen während man in seinem alten Diesel bei einem schönen Fleischwurstbrötchen fährt. Soll doch jeder dieser Kritiker einmal ein E Auto fahren, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben, das Haus hochenergetisch dämmen etc. Dann kann man sich Gedanken über die First machen.

    • Also mit den Grünen habe ich nichts am Hut, bin Vielflieger (Business und First)
      Dass man im Jahr 2025 aufgrund von Unfähigkeit beim Management eines Projekts 1,5 Tonnen Bleiplatten als Ausgleichsgewichte in einen Flugzeugtyp einbauen muss und damit jetzt für Jahre herumfliegt, kannst Du einfach nicht bringen, wenn Du als Unternehmen ernstgenommen werden möchtest.

  • Naja. Wir sind Menschen. Unsere bloße Existenz verursacht schon Emissionen. Aber wir haben auch alle nur ein Leben.
    Und das sollten wir so schön wie möglich verbringen.

  • Wenn ich von Zürich nach London fliege, haben viele nur Handgepäck und fast immer mehr als 8kg. Vor ein paar Wochen auf einem kurzen Flug in Südamerika wurde das Handgepäck gewogen und wir waren vermutlich zu dritt, die das Handgepäck mitnehmen durften, alle anderen mussten einchecken. Dies ergab eine knappe Stunde Verspätung.
    Wenn man eine Woche in die Ferien fliegt, reichen 23kg gut, aber wenn man geschäftlich unterwegs ist, zwei Messgeräte, Kabel und Computer mitnehmen muss, reichen die 23kg nicht.
    Daher sollte man den Horizont etwas erweitern und das Gesamtbild betrachten.

  • Wie muss man eigentlich ticken, um bei der LH-Gruppe nicht nur auf solche abstrusen Ideen zu kommen, sondern solche abstrusen Ideen auch noch allen Ernstes umzusetzen?
    Wer kommt auf die Idee, dass es eine gute Idee ist, insgesamt 13 (!) verschiedene Sitztypen an Bord eines Allegris-Fliegers einzubauen?
    Wer kommt auf die Idee, dass es eine gute Idee ist, in der Business Class Möhrentartar zu servieren?
    Wer kommt auf die Idee, dass es eine gute Idee ist, das aufgetretene Problem beim A330 durch Bleiplatten mit einem Gewicht von sage und schreibe 1.500 kg pro Flugzeug zu lösen?

  • Wie hat die First denn die Zulassung erhalten?
    Wurde ein Schätzwert für das Gewicht des Sitzes angegeben?
    Mir fällt eben nichts dazu ein und ich bin sprachlos.

    Das ganze Desaster der neuen Sitze nimmt Ausmaße an…
    Naja, die LH Group muss jetzt mehr Zertifikate kaufen und schon spielt es in der Umweltbilanz keine Bedeutung mehr.
    Ich bin so gern in der 777 der Suisse geflogen.
    Neulich hat eine Flugbegleiterin gesagt: „Sie ist schon so lange dabei und erst wenn die Sitze eingebaut sind, glaubt Sie daran“ Sie geht davon aus, hier wird sich noch mal etwas ändern.
    Hoffe Sie hat Recht.

    Wir kommen mit 23 Kilo Gepäck pro Person immer super klar. Verstehe nicht, was die Leute immer alles mitnehmen, aber jeder wie er mag.

  • Die Bleigewichte in den 330ern sind ein Desaster. Wir nutzen das Beispiel gern in unseren WiWi-Vorlesungen.

    Hätte die LHG mal einen Sitz von der Stange a la neuer United Polaris genommen. Und auf die FC verzichtet, wie es ursprünglich mal geplant war. Business Suiten hätten ausgereicht.

    Was das mitzuführende Gepäck angeht…ich halte den Schnitt unten und reise klassenübergreifend nie mit mehr als 30-35kg all-in 😉

  • In einer Branche, in der seit jeher jedes Gramm zählt, ist die Umsetzung der First Class für die SWISS im A330 ein Armutszeugnis sondergleichen.

    Peinlich, peinlich. Projektmanagement-Failure par excellence!

    Was soll das bitte heißen: „Hinzu kommt, dass das genaue Gewicht der Sitze im Vorfeld nicht exakt bekannt ist – die Hersteller liefern lediglich Richtwerte, was die Planung zusätzlich erschwert.“

    Der Auftraggeber – namentlich die Lufthansa Group – hat die Eckdaten vorzugeben: Was darf wo maximal wie viel wiegen, das Ganze im Zusammenspiel der Klassen und unter Berücksichtigung der weiteren Parameter (Gepäck usw.).

    An die A330 bei der SWISS hat man also nicht gedacht (Failure!) oder keine bzw. falsche Angaben geliefert (Failure!). Dass man die First Class dann nicht anpasst, sondern stattdessen mit Ausgleichsgewichten arbeitet: Failure!
    Jetzt fliegen also 10 Jahre lang Bleiblatten zur Gewichtsverlagerung durch die Weltgeschichte?

    Langsam habe ich das Gefühl, dass die Lufthansa-Group unglaublich auf Shitstorms steht und keine Möglichkeit auslässt, sich in einen solchen zu stellen. 🤦‍♀️

Alle Kommentare anzeigen (1)