Der große Airline-Verbund Star Alliance hat besonders in Brasilien keinen leichten Stand, nachdem immer wieder Fluggesellschaften aus dem südamerikanischen Land der Allianz beitraten und zumeist kurze Zeit später aus den verschiedensten Gründen wieder austraten.
Da es hier also immer noch eine gewisse Lücke zu füllen gibt, hat die Star Alliance nun ein Auge auf die brasilianische Airline Azul Linhas Aéreas – oder einfach kurz Azul – als ein mögliches neues Allianz-Mitglied geworfen. Die ist davon jedoch gänzlich unbeeindruckt.
Konnektivität wichtigstes Kriterium
Die Star Alliance – zu der unter anderem Fluggesellschaften wie die Lufthansa, United Airlines und Singapore Airlines gehören – und Brasilien führen seit Bestehen keine besonders erfolgreiche Beziehung. Varig war damals das erste brasilianische Mitglied der großen Allianz, trat jedoch im Jahre 2007 aus und stellte kurz danach gänzlich den Flugbetrieb ein. TAM wurde als quasi Nachfolger gute drei Jahre später, also 2010, Star Alliance-Mitglied, nur um 2014 wieder auszusteigen, nachdem die Airline im Zusammenschluss mit LAN Airlines Teil der oneworld-Allianz wurde. Erst im vergangenen August folgte Avianca Brasil diesem Negativtrend, stellte aber bereits einige Monate zuvor bereits den Flugbetrieb aufgrund anhaltender schwerwiegender Probleme ein.
Entsprechend fehlt es der Star Alliance wieder an einem Partner in dem südamerikanischen Land. Dabei befindet sich aktuell die brasilianische Fluggesellschaft Azul auf dem Radar des Airline-Verbundes um einen möglichen neuen Versuch zu starten, das eigene Netzwerk in Brasilien und Südamerika wieder auszuweiten. “Die Frage ist die Konnektivität”, sagte Star Alliance-CEO Jeffrey Goh auf der APEX (Airline Passenger Experience Association) am vergangenen Montag in Los Angeles. Das Netzwerk einer Fluggesellschaft und das, was es der Allianz bringen wird, ist eines der beiden Hauptkriterien, anhand derer die Allianz alle potenziellen neuen Mitglieder misst. Das andere Kriterium sei die Vielfliegerdatenbank, erklärte Goh.
Entlegenes Hub als größte Herausforderung
Azul unterhält seine größte Basis am Flughafen Viracopos, der sich im Großraum São Paulos befindet und fast 100 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Der internationale Flughafen São Paulo Guarulhos ist dagegen das wichtigste internationale Drehkreuz der Stadt. Zwischen diesen beiden Airports liegen über 110 Kilometer, was potentielle Verbindungen inklusive eines Flughafenwechsels mit Airlines der Star Alliance ziemlich langwierig gestalten würde.
Entsprechend sieht Goh Azuls Hub in Viracopos als Herausforderung für eine mögliche Star Alliance-Mitgliedschaft, fügte jedoch hinzu, dass sich die Dinge seit dem Zusammenbruch von Avianca Brasil im Mai geändert hätten. Demnach hätte der Ausstieg von Avianca Brasil an den verkehrsreichsten Flughäfen Brasiliens, darunter Guarulhos und Congonhas in der Innenstadt von São Paulo, freie Slots hinterlassen, die die brasilianische Regulierungsbehörden offenbar auch an kleinere Fluggesellschaften vergibt. Azul hat in Congonhas bereits genügend dieser Slots erworben, um im August eine eigene Verbindung auf der stärksten Flugverbindung des Landes, zum Santos Dumont Airport in Rio de Janeiro, zu starten.
Azul hat wenig Interesse an einer Mitgliedschaft
Azul führt dabei schon Beziehungen zu Star Alliance-Mitgliedern. Die Fluggesellschaft unterhält zum Beispiel Codeshare-Flüge mit United Airlines, die außerdem eine Beteiligung an der brasilianischen Fluggesellschaft inne hat und sie arbeitet aktuell an einem Joint Venture mit TAP Air Portugal. Und dennoch ist laut Airline-CEO John Rodgerson Azul aktuell nicht an einer Mitgliedschaft bei der Star Alliance interessiert. Rodgerson stelle bereits zuvor in einem Interview die Vorteile eines solchen globalen Netzwerks für die Airline infrage, wo sich Azul vor allem auf den brasilianischen Markt konzentrieren wolle. Jedoch plane Azul eine Vertiefung der bilateralen Beziehungen, wie jene die die Fluglinie mit United und TAP unterhält.
Fazit zu einer möglichen Star Alliance-Mitgliedschaft von Azul
Wie es aussieht sucht die Star Alliance händeringend nach einem neuen Partner in Brasilien, der die Lücke, die sich in der Vergangenheit wiederholend und auch erst vor kurzem wieder auftat, zu füllen. Besonders scheint es dem Airline-Verbund dabei Azul angetan zu haben. Doof nur, dass die Fluggesellschaft momentan scheinbar kein Interesse an einer Mitgliedschaft in der Allianz zu haben scheint und sich lieber auf den heimischen Markt, mit vereinzelten Codeshare- und Joint Venture-Verträgen, konzentrieren will. Aber vielleicht gibt Azul dem Baggern der Star Alliance in Zukunft einmal ja doch noch nach oder es findet sich ein anderes Mitglied in dem südamerikanischen Land – wobei hier wohl eher die eher SkyTeam nahe stehende Airline Gol als Alternative in Frage käme.