Die deutschen Flughäfen müssen sich für die kommenden Jahre auf sinkende Passagierzahlen einstellen, prognostiziert der Flughafenverband ADV. Zudem zeigt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Flughäfen anhand des Nürnberger Flughafens einen Rückgang der Passagierzahlen und Flugzeugbewegungen auf. Wie der Verband die Entwicklungen der nächsten Jahre einschätzt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Gründe für den Rückgang der Passagierzahlen

Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Airport-Verbands ADV, äußert sich gegenüber der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” wie folgt:

“Der Luftverkehr am Standort Deutschland wird im Jahr 2020 den Wachstumspfad der letzten Jahre nicht halten können.”

Gegenüber dem Vorjahr sollen die Passagierzahlen laut der Experten um 0,7 Prozent sinken. Zudem soll die Anzahl von Starts und Landungen um beachtliche 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fallen. Dabei möchte Ralph Beisel den Rückgang nicht auf eine etwaige Flugscham-Debatte zurückführen. Vielmehr führt der Hauptgeschäftsführer steigende Kerosinpreise und das von Airline-Insolvenzen geprägte, raue Marktumfeld als Gründe an, die Fluggesellschaften dazu bringen, ihre Flugpläne radikal auszudünnen. Daraus resultieren künftig weniger Flugbewegungen in Deutschland.

Boeing 737 MAX
Aktuell mit einem Flugverbot belegt – die Boeing 737 MAX

Außerdem zieht Beisel die abgeschwächte Konjunktur, Handelskonflikte und das anhaltende Grounding der Boeing 737 MAX als Ursache für die zurückgehenden Flugbewegungen in Betracht. Zudem wirkt sich die geplante Erhöhung der Luftverkehrssteuer bereits jetzt auf den kommenden Sommerflugplan aus.

“Viele Direktverbindungen ab Deutschland sind nicht mehr wirtschaftlich. Die Folge sind Flugstreichungen an den Flughäfen.” – Ralph Beisel

Germania
Ein Flugzeug der Germania am Boden – in der Luft werden wir sie nicht mehr sehen

Einen weiteren Grund sieht Ralph Beisel in der Entwicklung im Billigflugsegment. Nach dem Aus von Air Berlin haben Billigfluggesellschaften ihr Angebot ausgebaut. Mittlerweile normalisiert sich die Branche wieder, allerdings habe der Preiskampf mit den Billigflugtickets vielen Airlines zu schaffen gemacht. Als Folge dessen mussten im Jahr 2019 mehrere Fluggesellschaften den Gang in die Insolvenz antreten oder mussten, wie Germania, ihren Flugbetrieb vollständig einstellen. Die Lufthansa-Tochter Eurowings schrieb zudem rote Zahlen.

Flughafen Nürnberg als Projektionsfläche

Mancherorts ist der Rückgang von Passagierzahlen und Flugbewegungen bereits im vergangenen Jahr deutlich sichtbar gewesen. So nutzten lediglich laut “Nürnberger Nachrichten” nur noch 4,1 Millionen Passagiere den Nürnberger Flughafen, damit geht ein Rückgang um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr einher.

Der Flughafen Nürnberg ist beispielgebend für die aktuelle Branchenkrise. In den Jahren 2017 und 2018 musste der Airport das Aus von Air Berlin verkraften. Im Jahr 2019 stellte Germania, die stark am Nürnberger Flughafen vertreten war, den Flugbetrieb ein. Zusätzlich droht mit der Schließung der Ryanair-Basis dem Flughafen ein weiterer Rückschlag.

Frankfurter Flughafen Terrasse – Ausblick 1

Aber auch dem größten Flughafen Deutschlands machen die ausgedünnten Flugpläne der Fluggesellschaften zukünftig zu schaffen. Zwar rechnet der Vorstandschef des Frankfurter Flughafens, Dr. Stefan Schulte, für die kommenden Jahre weiterhin mit steigenden Passagierzahlen, allerdings nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren.

Des Weiteren äußerte sich Ralph Beisel gegenüber der FAZ, dass die Zahl der Passagiere deutschlandweit im Jahr 2019 bei 244,7 Millionen lag. Damit stieg die Zahl zwar leicht an, verfehlte aber die prognostizierte Marke von 250 Millionen Fluggästen deutlich.

“Tatsächlich drehte die Verkehrsentwicklung im Sommer und rutschte mit den Streckenstreichungen im Winterflugplan sogar ins Minus.” – Ralph Beisel

Fazit zu den prognostizierten Rückgängen an deutschen Flughäfen

Glaubt man dem Flughafenverband, gehen die Passagierzahlen im kommenden Jahr geringfügig zurück. Blickt man auf das vergangene Jahr zurück, sind die genannten Gründe durchaus plausibel. Einige Fluggesellschaften, wie zum Beispiel die Germania,  mussten den Flugbetrieb einstellen. Die isländische Billigfluggesellschaft WOW Air verlor ebenso den Preiskampf im Billigflug-Segment. Es bleibt abzuwarten, ob die Passagiere durch die Erhöhung der Luftverkehrssteuer im Rahmen des Klimapakets wirklich vermehrt auf das Flugzeug verzichten und so den prognostizierten Passagierrückgang Wirklichkeit werden lassen.

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