Großinvestor Mohamed Bin Issa Al Jaber gewinnt den Rechtsstreit gegen Austrian Airlines und kündigt eine Schadensersatzforderung in Milliardenhöhe gegen die Lufthansa Group an.
Nach 15 Jahren Verhandlungsdauer fiel am 31. März 2023 das Urteil im Prozess zwischen dem saudisch-österreichischen Unternehmer Mohamed Bin Issa Al Jaber gegen Austrian Airlines am Handelsgericht in Wien, wie Der Standard berichtet. Nun stellt der Investor eine Schadensersatzforderung gegen den Mutterkonzern Lufthansa in Aussicht, die sich nach eigenen Angaben auf über eine Milliarde Euro belaufen wird.
Gegenstand des Verfahrens
Hintergrund des Rechtsstreits ist der verhinderte Einstieg von Al Jaber als Investor im Jahr 2008. Der Unternehmer sollte Austrian im Rahmen einer Kapitalerhöhung 150 Millionen Euro zukommen lassen und dafür 20 Prozent der Anteile erhalten, berichtete Die Presse in 2010. Kurz nach den abgeschlossenen Vertragsverhandlungen sprang Al Jaber mit der Begründung ab, er sei über die wahre wirtschaftliche Lage der damals schwer angeschlagenen Airline „arglistig getäuscht“ worden.
Der Rücktritt von dem Vertrag war rechtsgültig, entschied nun das Handelsgericht in Wien und weist dabei die Klage auf Zahlung von 156,4 Millionen Euro zuzüglich 12,2 Prozent Zinsen pro Jahr ab, die Austrian Airlines selbst im Herbst 2008 gegen Scheich Al Jaber angestrebt hatte.
Aufgrund der langfristigen Schäden, die der absurde Rechtsstreit der Austrian Airlines gegen meine unternehmerischen Interessen angerichtet hat, werde ich von der Lufthansa Group Schadensersatz verlangen. Angesichts von mehr als 14 Jahren, in denen dieser vergebliche Versuch andauerte, meinen Ruf zu untergraben und meinem Geschäft zu schaden, dürfte die Forderung nach vorläufiger Schätzung bei weit über einer Milliarde Euro liegen.
Mohamed Bin Issa Al Jaber
Bereits in 2012 war der vom Gericht bestellte Wirtschaftsprüfer, Herbert Heiser, zum Schluss gekommen, dass Austrian Airlines im ersten Quartal 2008 einen Verlust von 205,5 Millionen Euro hätten ausweisen müssen, statt eines Gewinns von 3,3 Millionen Euro. In den vergangenen Dekaden musste die Airline immer wieder schlechte Jahresabschlüsse verzeichnen.
Al Jabers internationale Investments
Mohamed Bin Issa Al Jaber ist unter anderem Gründer der MBI International Holdings, einer weltweit tätigen Investmentgesellschaft, die hauptsächlich in den Branchen Gastgewerbe, Bauwesen, Stadtentwicklung, Lebensmittel sowie Öl und Gas tätig ist. Die Holding gibt auf ihrer Website einen kombinierten Vermögenswert von über neun Milliarden US-Dollar an.
Die MBI rühmt sich, in den Bereichen nachhaltiger Wohnungsbau, Rohstofflagerung, Lebensmittelverarbeitung und Hafenbetrieb ein strategisch wichtiger Global Player zu sein. Auch in der Welt der Luxushotels hat sich Al Jaber einen Namen gemacht: JJW Hotels & Resorts ist ein globales Freizeitunternehmen mit einem bedeutenden Portfolio an Hotels, Luxusresorts, Restaurants und Golfplätzen.
Nachdem der erste Versuch in 2004 gescheitert war, erhielt der Wahlösterreicher seine zweite Staatsbürgerschaft in 2007 per Ministerratsbeschluss nach einer Reihe von Investitionszusagen. Im selben Jahr investierte er rund zehn Prozent der Bausumme der Wiener Tourismus-Privatuniversität Modul University Vienna, deren restliche Anteile die Wirtschaftskammer hält.
Durch sein breitgefächertes Portfolio an Investitionen, auch in sozialen und wissenschaftlichen Bereichen, hat der Scheich diverse Ehrentitel inne, so unter anderem:
- Project Aladdin Preis für den Dialog der Kulturen (2017)
- Ausgezeichnet mit der Goldmedaille der ISESCO (Islamic Educational, Scientific and Cultural Organization) (2012)
- Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien für Verdienste im zivilgesellschaftlichen Bereich (2009)
- Ernennung zum UN-Sprecher für globale Foren zur Neuerfindung der Regierung (2007)
- Verleihung der Goldmedaille der Arabischen Liga für Bildung, Kultur und Wissenschaft (2007)
- Ernennung zum UNESCO-Sonderbeauftragten für Bildung, Toleranz und Kulturen (2005)
Besonders medienwirksam waren allerdings eher seine diversen Rechtsstreits in den rund 35 Jahren Unternehmensgeschichte, darunter bspw. die geplatzten Sanierungspläne der Tiroler Skifirma Kneissl, von denen OTS berichtete.
Fazit zu den Schadensersatzforderungen an die Lufthansa
Das Urteil im Fall Al Jaber gegen Austrian Airlines ist zugunsten des österreichisch-saudischen Investors ausgefallen. Folglich wird sein Unternehmen Schadensersatzansprüche stellen können, sofern die AUA keine Berufung anstrebt und das Urteil rechtskräftig wird. Da Al Jaber schon seit Jahren rechtlich gegen die Darstellung seiner 1982 gegründeten Firmenholding MBI in den Medien vorgeht, war eine pressewirksame Ankündigung in diesem Ausmaß beinahe zu erwarten. Ob seine Forderungen in Milliardenhöhe gerechtfertigt sind, wird zivilrechtlich entschieden werden und bleibt abzuwarten. Da sich der Vertragsgegenstand allerdings auf eine beachtliche Summe belief und rund 15 Jahre Anwalts- und Gerichtskosten angefallen sind, ist ein Ausgleich im mehrstelligen hundert Millionenbereich durchaus denkbar.