Das Taktieren der Lufthansa-Führung scheint sich zu lohnen. Neben einer geringeren staatliche Einmischung darf sich die Airline auch auf eine niedrigere Kostenbasis freuen: Bis Mitte 2022 wollen die Piloten der Airline auf bis zu 45 Prozent ihres Gehalts verzichten.

Der gestrige Tag stand ganz im Zeichen der von verschiedenen Medien bestätigten Einigungen zwischen der Bundesregierung und der Lufthansa rund um Staatshilfen. Die Airline erhält voraussichtlich zehn Milliarden Euro über drei verschiedene Hilfswege, der Hauptteil soll über eine stille Beteiligung fließen. Dies war der Lufthansa ein großes Anliegen, um allzu starke Mitbestimmung des Staates zu verhindern. Doch rund um das Taktieren ist der Lufthansa noch ein weiterer Erfolg gelungen: Die Piloten wollen auf Teile ihres Gehalts verzichten.

Poker rund um die Insolvenz könnte hunderte Millionen Euro sparen

Dass die Lufthansa vor wenigen Tagen bekannt gegeben hat, die Bedingungen für die Staatshilfe abzulehnen, könnte sich als doppelt erfolgreich erweisen. Nicht nur ist es scheinbar gelungen bei den Verhandlungen rund, um die Hilfen noch bessere Bedingungen in Hinblick auf die Mitbestimmungen auszuhandeln, das Horrorszenario Insolvenz in Eigenregie hat auch die Mitarbeiter aufgeschreckt. Besonders stark betroffen wären von einer solchen Insolvenz die Piloten mit ihren hohen Gehältern sowie attraktive Tarifverträgen. Ein relevanter Aspekt sind hier die Pensionsrückstellungen, die in einem solchen Verfahren vergleichsweise einfach abgetragen werden können – mit entsprechenden Folgen für das verwöhnte fliegende Personal.

Lufthansa Airbus A340 600

Wohl primär deshalb haben die Piloten überraschend ihr Entgegenkommen signalisiert und dem Lufthansa-Management angeboten, auf einen relevanten Teil ihres Gehalts zu verzichten, wenn die Lufthansa sich im Gegenzug mit dem Staat einigt und auf eine Insolvenz in Eigenregie verzichtet. Wie die Vereinigung Cockpit (VC) mitgeteilt hat, würden die mehr als 5.000 aktiven Piloten befristet auf zwei Jahre (also bis Juni 2022) auf einen relevanten Teil ihres Gehaltes verzichten. Laut der Meldung der VC geht es um insgesamt bis zu 45 Prozent der regulären Bezüge, wobei unklar bleibt, ob es sich hier nur um das Grundgehalt oder die monatlichen Einkünfte inklusive der oftmals relevanten Zuschläge handelt.

Das Gesamtvolumen des Gehaltsverzichts berechnet sich laut der Vereinigung Cockpit dabei auf 350 Millionen Euro – eine stattliche Summe, die der Lufthansa stattdessen für Investitionen in die Zukunft zur Verfügung stehen würde.

Piloten helfen der Lufthansa in der Krise nicht das erste Mal

Natürlich handeln die Piloten der Lufthansa nicht selbstlos, denn in einem Insolvenzverfahren könnten nicht nur die Pensions- und Übergangsvergütungen leichter gesenkt werden. Zudem müsste die Gewerkschaft damit rechnen, dass schneller und effizienter Arbeitsplätze abgebaut werden müssten. In einem düsteren Szenario hatte die Lufthansa bereits davor gewarnt, dass sie mit dem Verlust von 10.000 Arbeitsplätzen rechnet und Kündigungen nicht ausschließen kann. Betroffen wären hiervon auch die Piloten, die sich durch den Gehaltsverzicht sicherlich auch erhoffen, alle Arbeitsplätze zu erhalten.

“Wir hoffen, dass wir gemeinsam mit dem Lufthansa-Management das Unternehmen zu alter Stärke zurückführen können. Wichtig ist, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben und ein Kündigungsschutz vereinbart wird”, heißt es dazu etwa auch von Markus Wahl, dem Präsidenten der Vereinigung Cockpit. Interessant ist in Hinblick auf die Konzessionen der Piloten auch, dass die Flugzeugführer ihrem Unternehmen nicht das erste Mal entgegenkommen. Schon in der letzten existenziellen Krise der Lufthansa, Anfang der 1990er-Jahre, hatten die Piloten temporär auf knapp ein Drittel ihrer Bezüge verzichtet. Schon damals hatte das die Lufthansa mitunter vor dem Aus bewahrt.

Fazit zum Gehaltsverzicht der Lufthansa-Piloten

Zweifelsfrei hat das Management der Lufthansa gut gepokert. Nicht nur ist es gelungen, dass die staatlichen Hilfen an weniger Bedingungen und Mitbestimmung gekoppelt sind, auch die Piloten wollen bei einer Einigung auf einen relevanten Teil ihres Gehalts verzichten. Durch diese Kombination wäre die Lufthansa für die Zeit nach der Krise gut gerüstet. Ob es zu einer endgültigen Einigung zwischen allen Parteien kommt, wird sich vermutlich Anfang kommender Woche zeigen.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Moritz, du liebst Luxushotels und sitzt aus Langstreckenflügen ungern in der Holzklasse. Aber du schreibst wortwörtlich “das verwöhnte fliegende Personal”. Dich selbst verwöhnst du offensichtlich gerne… Ich finde, eine ganze Berufsgruppe pauschal als verwöhnt hinzustellen, das gehört sich nicht. Mein Onkel als Direktor einer Kreissparkasse verdient schon deutlich mehr Gehalt als jeder Kapitän bei Lufthansa. Ja, das ist viel Geld, aber ist er jetzt automatisch überbezahlt oder superverwöhnt?

    • Hallo Timo, ich würde durchaus auch meine Berufsgruppe und mich als “verwöhnt” bezeichnen, wenngleich wir beim Gehalt in einer ganz anderen Liga spielen 😉

      Es ist sicherlich auch nicht richtig, dass die gesamte Berufsgruppe “verwöhnt” ist, aber in Bezug auf die doch sehr gut bezahlten Lufthansa-Piloten mitsamt ihrer guten sozialen Absicherung, einem hohen Prestige und vergleichsweise guten Vertragsbedingungen, sehe ich die Wortwahl doch als angebracht an.

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