Die GDL hat der Bahn ein neues Angebot vorgelegt, welches diese erneut als unrealistisch einschätzt. Ein vorzeitiges Ende des sechstägigen Streiks ist damit für die Gewerkschaft undenkbar.

Seit heute Morgen um zwei Uhr ist der Verkehr auf der Schiene deutlich eingeschränkt. Der erste Tag des sechstägigen Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist angebrochen – und ein vorzeitiges Ende ist nicht in Sicht. Beide Parteien sehen weiterhin keine Verhandlungsgrundlage. Ein neues Angebot der Gewerkschaft trifft auf Ablehnung des Arbeitgebers, wie unter anderem die Tagesschau berichtet.

Neues GDL-Angebot trifft auf Widerstand

Mit den angekündigten sechs Tagen hat heute Morgen die vierte und längste Arbeitsniederlegung in der aktuellen Tarifrunde gestartet. Und diese will sich die Gewerkschaft keinesfalls streitig machen lassen – das Aussetzten des Streiks ist nur in Sicht, sollte sich die Bahn auf das neue Angebot der GDL hin auf Verhandlungen einlassen. Und das ist nicht wahrscheinlich.

Streik Europa
Ein vorzeitiges Ende des Streiks ist nicht in Sicht

Die Bahn hatte die Gewerkschaft am Mittwoch nochmals gebeten zu verhandeln. Der Konzern erwartet Kommunikation, um über Forderungen zu diskutieren, wirft der GDL aber vor, „mit dem Kopf durch die Wand“ zu wollen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Jetzt liegt ein neues Angebot der Gewerkschaft auf dem Tisch. Die Neuerung: Von 2025 bis 2028 kann sich die Gewerkschaft eine schrittweise Arbeitsverkürzung von 38 auf 35 Stunden in der Woche vorstellen. Die Gewerkschaft hatte bisher keine Angaben zu einem zeitlichen Rahmen gemacht, die Bahn hatte bis dato eine Wahloption geboten: Eine Arbeitszeitminderung auf 37 Stunden ab 2026 oder eine Gehaltserhöhung von 2,7 Prozent.

Deutsche Bahn Keine Streiks
Die Bahn lehnt das neue Angebot der GDL ab

Auch eine freiwillige 40-Stunden-Woche mit angemessener Vergütung der Lokführer ist als Option im neuen Angebot der GDL aufgeführt. Doch für die Bahn ist darin kein Entgegenkommen zu sehen – der Tarifkonflikt bleibt eingerostet.

Das ist kein Einigungsvorschlag, das ist die Wiederholung altbekannter Maximalforderungen, die so nicht umsetzbar sind.

DB-Sprecher

Die GDL sieht die Handlungs-Notwendigkeit nun bei der Bahn. Es läge in der Hand des Konzerns, wie sehr Reisende und Pendler noch leiden müssten. Auf Grundlage des eingereichten Angebots wäre die Gewerkschaft willig, an den Verhandlungstisch zu treten.

Kein vorzeitiges Streik-Ende in Sicht

GDL-Chef Claus Weselsky kritisiert das Vorgehen der Bahn in dem gemeinsamen Tarifkonflikt. Seiner Meinung nach bewege sich der Konzern nur unmerklich – er hält Verhandlungen erst dann wieder für möglich, “sobald die Deutsche Bahn vom hohen Ross herunterkommt”. Angesichts des Verhaltens der Bahn bewertet Claus Weselsky bewertet die Dauer des Streiks als verhältnismäßig.

Streik Der EVG Am 27.03.2023
Der GDL-Chef bewertet die Streik-Dauer als verhältnismäßig

Der Notfahrplan der DB sei heute Morgen planmäßig in Kraft getreten, heißt es seitens der Bahn. Dieser bedient aber wieder nur ein Fünftel aller Strecken. Im Güterverkehr kam es schon einen Tag früher zum Streik – hier stehen viele Züge seit Dienstagabend still. Einige Kunden haben den Transport via Schiene für ihre Waren bereits vor Streik-Beginn abbestellt.

Auch der europäische Güterverkehr über die Alpen, Polen oder nach Skandinavien sowie die Seehäfen in Holland oder Belgien sind betroffen.

DB-Sprecher

Da der Streik nicht absehbar verkürzt wird, müssen Reisende starke Nerven bewahren. In dieser Zeit gelten die Fahrgastrechte der DB sowie einige Sonderregelungen.

  • Die sonstige Zugbindung der Deutschen Bahn entfällt.
  • Tickets für den 24. bis 29. Januar können aufgrund der Sonderkulanz zu einem späteren Zeitpunkt eingelöst werden. Das Ticket bleibt für die Fahrt zum ursprünglichen Ziel gültig, trotz eventuell geänderter Fahrstrecke.
  • Sitzplatzreservieren dürfen kostenlos storniert werden.
  • Eine Erstattung von 25 Prozent für die einfache Fahrt bei einer Verspätung ab 60 Minuten.
  • Eine Erstattung von 50 Prozent für die einfache Fahrt bei einer Verspätung ab 120 Minuten.

Kritik aus der Politik

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte schon bei den vergangenen Streiks Kritik geübt. Nun meldet er sich erneut zu Wort und stellt die Option eines Moderators für künftige Diskussionen beider Parteien in den Raum.

Dass nun bereits zum vierten Mal im laufenden Konflikt zum Streik aufgerufen wird, ohne dass überhaupt miteinander geredet wird, ist inakzeptabel.

Volker Wissing (FDP), Bundesverkehrsminister

Martin Huber, CSU-Generalsekretär, fordert für die Zukunft eine ausreichende Ankündigung von Streiks, die wichtige Infrastrukturen betreffen – mindestens eine Woche vorher sollten Betroffene Bescheid wissen. Er bewertet den aktuellen Streik als unverständlich, da die Gewerkschaft nicht bereit wäre, über das Angebot des Konzerns zu diskutieren.

Die GDL sollte zur Besinnung kommen und den Streik abblasen.

Martin Huber, CSU-Generalsekretär

Fazit zur Aussichtslosigkeit eines vorzeitigen Streik-Endes

Seit heute Morgen ist der Streik der GDL im Personenverkehr spürbar. Der Güterverkehr ist schon seit gestern Abend ausgesetzt. Nun hat die GDL der Bahn ein neues Angebot vorgelegt, welches nicht auf Zustimmung des Konzerns trifft. Dieser hält die Forderungen wieder für überzogen. Demnach gibt es aktuell keine Verhandlungsgrundlagen und ein vorzeitiges Ende des Streiks ist nicht in Sicht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die verhärteten Fronten weiter verhalten.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Eine kleine Gruppe von egoistischen Menschen erpresst halb Deutschland und darf dies auch noch. Was für ein Schwachsinn, dass die Bahn mit 35 Stunden attraktiver würde, als ob mich drei Stunden mehr oder weniger nun dazu bewegen diesen Job zu machen. Außerdem, wenn die Bahn attraktiver wird, dann werden andere Arbeitgeber, die vergleichbare Löhne zahlen unattraktiver, dann haben wir demnächst noch weniger Altenpfleger, Feuerwehrleute, Erzieher etc. Oder alle ziehen auf 35 Stunden nach. Aber soweit kann der Sachse W. nicht denken, Hauptsache sein Denkmal wird noch vergoldet.

  • Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung auf 35h bei vollem Lohnausgleich betrifft ausschließlich Mitarbeiter im Schichtdienst, aber das sind Details, die bei der Berichterstattung über die Tarifverhandlungen oftmals weggelassen werden, ähnlich wie bei dem monumentalen 11%-Angebot der DB – verteilt auf fast 3 Jahre.

    Am Ende wird sich die GDL mit dem selben Ergebnis durchsetzen, das sie bereits mit Go Ahead und anderen Privatbahnen abgeschlossen hat. Und auch die Bahn wird ihr Geld schon irgendwoher bekommen. Selbst die CSU, welche maßgeblichen Anteil daran hatte die DB gegen die Wand zu fahren, hat die göttliche Eingebung, dass es sich hier tatsächlich um “kritische Infrastruktur” handeln könnte. Der einzige erkennbare Verlierer ist der Fahrgast.

Alle Kommentare anzeigen (1)