Nicht nur Airlines, sondern auch immer mehr Politiker fordern von der EU, die strengen Slotregeln zu lockern. Die EU-Kommission verteidigt jedoch die Erhöhung, macht den Airlines aber ein kleines Angebot.

Die Corona-Pandemie hat zu mächtigen Einschnitten und Änderungen in der Airline-Branche geführt. Geschlossene Grenzen gaben der EU-Kommission Anlass genug, die Nutzungspflicht von Slots zu reduzieren. Mittlerweile wurde dieser wieder erhöht. Die Lufthansa sieht sich deshalb gezwungen, 18.000 Leerflüge durchzuführen, um die Slots zu sichern. Die Kritik seitens der Branche, aber auch der Politik wurde immer lauter. Die EU zeigt sich derweil davon aber unbeeindruckt, wie Simple Flying berichtet.

Slotregelung keine Nutzungspflicht?

Immer mehr Airlines fordern von der EU, die Slotregelung aufgrund der andauernden Corona-Krise zu überdenken, beziehungsweise erneut zu lockern, allen voran die Lufthansa. Sie stellte dar, dass sie deswegen 18.000 Leerflüge durchführen müsse, um die Slots zu behalten. Nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht ergibt diese Strategie wenig Sinn, aber vor allem stehe diese nicht im Einklang mit den Klimazielen der Europäischen Union. Ryanair unterstellt indes der Lufthansa falsche Vorwände. Sie solle andere Airlines nicht beim Wachstum an ihren Drehkreuzen blockieren und stattdessen lieber die Sitzplätze zu günstigen Tarifen verkaufen, wie es Ryanair auch in der aktuellen Krise vormache. Dabei ist die Thematik nicht schwarz und weiß zu sehen. Fakt ist, dass das Corona-Virus die Luftfahrtbranche noch immer in Atem hält. Ganz so eng sieht es die EU-Kommission aber nicht und verteidigt deshalb die Erhöhung der Regelung.

Flugzeug Landung Sonnenuntergang Flughafen Landebahn

Stefan De Keersmaecker, Medienvertreter der EU-Kommission, verteidigt die Erhöhung der Slotregelung und verweist auf eine noch immer kulante Lösung der Problematik, die Airlines aber nicht dazu verpflichten würde, die Flüge auch wirklich durchzuführen. Dennoch macht De Keeersmaecker den Airlines ein Angebot, sollten Slots auf bestimmten Routen nicht gehalten werden können. So können diese einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung bei der EU selbst stellen. Hier würde dann aber vermutlich im Einzelfall entschieden werden, 18.000 Leerflüge würden sich damit potenziell wohl nicht vermeiden lassen. Die auch als Geisterflüge bezeichneten Umläufe, finden dabei in der Regel ohne Passagiere statt. Denn sie dienen nur dazu, das Recht am jeweiligen Slot zu behalten.

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Doch nicht nur aus der Branche selbst, auch aus der Politik forcierte sich Unterstützung gegen die Erhöhung der EU-Slotregeln. So forderte beispielsweise der belgische Verkehrsminister Georges Gilkinet ebenfalls eine Lockerung der Start- und Landerechte, damit Leerflüge vermieden werden können. Dazu sendete Gilkinet einen Brief an Adina Valean, der Verkehrskommissarin der EU. Die Slotregelung besagt derzeit wieder, dass die Fluggesellschaften ihre Start- und Landerechte verlieren, sollten sie ihre Slots am jeweiligen Flughafen nicht nutzen. Diese schreibt eigentlich eine Nutzungspflicht von 80 Prozent vor. Im Rahmen der Coronakrise wurde diese jedoch auf 25 Prozent gesenkt, wird mittlerweile aber wieder sukzessiv auf 64 Prozent ab März 2022 angehoben. Die Verschärfung soll im kommenden März in Kraft treten und zunächst bis Oktober 2022 andauern.

Fazit zur Slotregelung

In gewisser Weise hat die EU ja recht! Airlines müssten keine Leerflüge durchführen, nur weil die Slotregelung erhöht wird. Die Alternative nach Ansicht der EU-Kommission wäre, die Slots zu verlieren und damit an den Wettbewerb abzugeben. Das werden die Airlines, wie die Lufthansa allen voran, aber nicht zulassen. Da keine erneute allgemeine Ausnahmeregelung bei der Slotregelung in Aussicht steht, wird die Lufthansa also wohl wie geplant ihre Leerflüge durchführen müssen, und das sicherlich nicht allein. Der Umweltaspekt unterliegt damit einmal mehr den wirtschaftlichen Ansichten, und zwar nicht nur auf Airline-Seite. Immerhin macht die EU ein Angebot und stellt Ausnahmegenehmigungen in Einzelfällen in Aussicht. Ob dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bedeutet, wird sich noch herausstellen.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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