Brüssel stellte sich im Deal um die Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa quer und fährt eine strikte Linie.
Die umfangreiche Durchleuchtung der EU-Kommission anlässlich der Konsolidierung von ITA Airways und Lufthansa ist auf nicht wettbewerbstaugliche Ergebnisse gestoßen. Dahingehend fordern die Wettbewerbshüter von der Lufthansa entsprechende Maßnahmen einzuhalten, sodass die Übernahme schließlich gewährt werden kann. Diesbezüglich zeigt sich die EU-Kommission nicht zimperlich und fährt ein hartes Programm, wie aero berichtet.
Prüfungsphase zwei läuft
Wie bereits von Branchenexperten erwartet, wird sich die Verfahrensdauer im ITA-Übernahmeprozess hinausziehen. Dies liegt daran, dass die EU-Wettbewerbsbehörde starke Zweifel gegen den Deal hegt. Befürchtet wird eine zu mächtige Position der Lufthansa im Transatlantikverkehr. Dahingehend nimmt die EU-Kommission nun – im Rahmen der zweiten Prüfungsphase – eine vertiefende Analyse vor. Bis zum 6. Juni 2024 bleibt den Wettbewerbshütern, um eine Entscheidung zu treffen. Am Dienstag hieß es aus Brüssel:
Die Kommission hat am 24. Januar 2024 beschlossen, in der genannten Sache das Verfahren einzuleiten, nachdem sie festgestellt hat, dass der angemeldete Zusammenschluss Anlass zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich seiner Vereinbarkeit mit dem Binnenmarkt gibt.
Europäische Kommission
Die EU-Kommission verlangt indessen hohe kartellrechtliche Preise für Lufthansas Einstieg. Bereits im November 2023 forderte Brüssel von der Lufthansa, Langstrecken-Kapazitäten ab Frankfurt und München nach Nordamerika und Asien einzusparen, um einen fairen Wettbewerb sicherzustellen. Diesbezüglich half auch das Angebot möglicher Zugeständnisse, welches die Lufthansa der EU-Kommission vorgelegt hatte, nicht weiter. Die vorgeschlagenen Abhilfemaßnahmen waren der Wettbewerbsbehörde nicht ausschlaggebend genug.
Wenig Spielraum für Zugeständnisse
In Bezug auf die Forderungen nach Abgabe von Nordamerika-Strecken hat die Kranichairline kaum Spielraum, denn ITA Airways ist insbesondere in Hinblick auf Nordamerika für die Lufthansa Group relevant.
Margrethe Vestager, EU-Wettbewerbskommissarin, befürchtet allerdings eine zu große Marktmacht, sollten entsprechende Strecken nicht abgetreten werden. Vestager bezieht bei ihrer Rechnung auch Partnerairlines der Lufthansa Group mit ein. Dahingehend wurde Lufthansas Joint Venture A++ mit United Airlines und Air Canada berücksichtigt. Folglich würden auf der Verbindung zwischen Rom und New York beispielsweise alleine im aktuellen Jahr 54 Prozent der Passagierflüge auf ITA und A++ entfallen. Überdies würden die Strecken Rom – Washington und Rom – San Francisco rein von ITA und United bedient werden. Auch auf den Routen nach Boston, Chicago und Toronto würde eine Monopolstellung entstehen.
Fazit zu den Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission
Die EU-Wettbewerbshüter hegen wahrhafte Zweifel an der Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa. Dementsprechend genau wird die Akte unter die Lupe genommen. Bis Anfang Juni 2024 läuft die Zeit der zweiten Prüfungsphase. Es bleibt spannend, welchen Entschluss die EU-Kommission letztendlich treffen wird und an welche exakten Auflagen dieser gebunden sein wird.
