Die EASA hat angekündigt, eine eigene (Re-)Zertifizierungsrichtlinie für die Boeing 737 MAX zu veröffentlichten, nachdem das umstrittene Flugzeug in den USA wieder fliegen darf.
In den USA darf die Boeing 737 MAX bereits wieder fliegen. Doch bevor es auch in Europa wieder soweit ist, plant die zuständige Luftaufsichtsbehörde EASA eine eigene Zertifizierungsrichtlinie rauszubringen, die sich nicht zwingend an die Vorgaben der FAA hält.
EASA nimmt FAA-Richtlinie nicht an
Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA – European Union Aviation Safety Agency – beabsichtigt, noch in diesem Monat einen eigenen Vorschlag für eine Richtlinie zur Überprüfung der Lufttüchtigkeit der Boeing 737 MAX herauszugeben, die es den europäischen Betreibern ermöglichen wird, mit der Wiederinbetriebnahme des umstrittenen Zweistrahlers zu beginnen. Aufgrund dieser Entscheidung, eine eigene Richtlinie zu etablieren, nimmt die Flugsicherheitsbehörde der Europäischen Union die ähnliche Richtlinie der US-amerikanischen FAA, die am 20. November in Kraft tritt, nicht an.
Die EASA betont dabei jedoch, dass es sich hierbei lediglich um einen Verfahrensschritt handelt, um den Weg für eine eigene Richtlinie freizumachen, die es der MAX erlaubt, den kommerziellen Betrieb wieder aufzunehmen und nicht um einen Kommentar zu der Regulierungsentscheidung der FAA. Normalerweise würde die europäische Behörde die FAA-Richtlinien automatisch validieren, aber im Fall der 737 MAX hat sie sich für einen maßgeschneiderten Ansatz entschieden.
„Es besteht hinreichender Grund, bestimmte zusätzliche Maßnahmen zu verlangen, die als notwendig erachtet werden, um den sicheren Betrieb des betroffenen [Flugzeugs] zu gewährleisten, einschließlich der Pilotenausbildung“, erklärt die EASA in einer Erläuterung zur Nichtannahme der FAA-Richtlinie. Die Europäer muss noch bestimmte Bereiche im Einzelnen darlegen, in denen ihre Richtlinie von der ihres US-Pendants abweichen könnte.
TUIfly, Norwegian und Turkish Airlines als größte Betreiber in Europa
Die FAA hat Korrekturmaßnahmen vorgeschrieben, darunter die Überarbeitung der Flugsteuerungssoftware (MCAS) und Änderungen am Flughandbuch des Flugzeugtyps, damit die Besatzungen unerwartete horizontale Stabilisatorbewegungen erkennen können, die vom MCAS ausgeführt werden können, sowie Abhilfemaßnahmen für andere Probleme wie die Verkabelung. Der Vorschlag der EASA wird nach der Veröffentlichung einer öffentlichen Konsultation unterzogen, die es ermöglicht, eine endgültige Richtlinie festzulegen, auf der die europäische Neuzulassung basieren wird.
TUIfly, Norwegian und Turkish Airlines gehören zu den europäischen Fluggesellschaften mit den größten (gegroundeten) 737 MAX-Flotten, während die irische Günstig-Airline Ryanair, ein Großkunde für den Jet, bis dato noch keine MAXerhalten hat. Die EASA hatte das Flugverbot für die 737 MAX am 12. März vergangenen Jahres angeordnet.
Fazit zur geplanten MAX-Zertifizierung der EASA
Die Ankündigung der EASA eine eigene (Re-)Zertifizierungsrichtlinie für die Boeing 737 MAX rausbringen zu wollen, überraschend von daher nicht, da die europäische Luftaufsichtsbehörde bereits vor einigen Monaten bekannt gab, nicht mehr „blind“ dem Urteil der US-amerikanischen Kollegen vertrauen zu wollen. Während die MAX in den USA bereits wieder fliegen darf, soll es in Europa im Januar nächsten Jahres wieder soweit sein.