Erst im Juni sprach der deutsche Ferienflieger von bis zu 1.000 Stellenstreichungen. Nun möchte Condor stattdessen doch alle Mitarbeiter im Unternehmen halten. Fast eine Art Novum in der momentanen Situation.
Condor macht die Kehrtwende: Statt wie noch im letzten Monat angekündigt bis zu 1.000 Stellen streichen zu wollen, möchte die in diesem Jahr stark geplagte Airline nun doch alle Stellen halten. Darauf einigte sich der Ferienflieger mit den Gewerkschaften und den Betriebsräten.
Einigung mit allen Gewerkschaften erzielt
Condor hat in den letzten Monaten einiges durchmachen müssen, noch mehr als so manch andere Airline. Da war die spektakuläre Pleite des ehemaligen Mutterkonzerns Thomas Cook, die auch Condor in die Bredouille trieb und vor eine ungewisse Zukunft stellte. Da war die geplante Übernahme durch die LOT-Mutter, die schließlich kläglich scheiterte und zu guter Letzt folgte die COVID-19-Pandemie, die mal eben der gesamten Luftfahrtbranche ihre größte Krise bescherte. An dessen Ende stand dabei aber immerhin die Unterstützung des deutschen Staates, mit der die Zukunft Condors nun zunächst gesichert ist.
Dennoch hat sich der deutsche Ferienflieger trotz all dieser enormen Umstände stets durchkämpfen können. Und als wäre das nicht schon beachtlich genug, plant Condor nun trotz den enormen Auswirkungen der Pandemie keinen einzigen der insgesamt 4.200 Mitarbeiter zu entlassen und es mit der bestehenden Belegschaft durch die Krise zu schaffen. Darauf hat sich Condor mit den Gewerkschaften von Vereinigung Cockpit, UFO und ver.di, sowie den Betriebsräten geeinigt. Natürlich sind dennoch Änderungen von Nöten, um auf die Situation angemessen reagieren zu können.
Piloten geben Teile ihres Gehalts an Kollegen ab
So einigte sich Condor mit ihren Mitarbeitern darauf, diese flexibler und kurzfristiger einsetzen zu können. Auch das Modell der Kurzarbeit soll bis Ende März 2021 bestehen bleiben, länger wäre es aus rechtlicher Sicht aber auch nicht möglich. Währenddessen stehen auch die Mitarbeiter füreinander ein und so geben etwa Piloten die fliegen, den Piloten die nicht fliegen (können), einen Teil ihres Gehalts ab. Das betrifft vor allem die Piloten, die sonst auf der Langstrecke unterwegs sind. Allerdings liegt diese aufgrund zahlreicher Reisebeschränkungen bei Condor weiter brach.
Die Gewerkschaft der Piloten, Vereinigung Cockpit, kommentierte die Pläne der Einschnitte als vertretbar. ver.di konnte für die zu vertretenden Flugbegleiter, Boden- und Technikmitarbeiter bei den Verhandlungen sogar einen Kündigungsschutz bis Ende 2026 und UFO für das Kabinenpersonal einen eben solchen bis Ende 2025 aushandeln. Gleichzeitig einigte man sich aber auch auf Zugeständnisse etwa bei den Abfindungen und bei Themen wie dem freiwilligen Ausscheiden. Nicoley Baublies, Geschäftsführer von UFO, bezeichnete die Pläne Condors als “sehr mutigen Versuch des Managements, alle Mitarbeiter an Bord zu halten”.
Fazit zu Condors Personalplänen
Die Pläne Condors alle Mitarbeiter zu halten, kommt von daher überraschend, da Condor-Chef Ralf Teckentrupp erst um Juni bekannt gab, dass der Ferienflieger wohl zwischen 650 und 1.000 Stellen abbauen müsse. Nun macht die beliebte Urlaubs-Airline eine beachtliche Kehrtwende und möchte das gesamte Personal halten. Bedenkt man dabei, in welch schwieriger Lage sich Condor bereits vor der Corona-Krise befand und die großen Airlines dieser Welt – etwa Lufthansa und American Airlines – tausende von Stellen streichen wollen, weiß Condor einmal mehr zu beeindrucken.