Was schon von so manchem Kunden selbst vermutet wurde, bestätigt sich nun: Boeing hat bekannt gegeben, dass sich die Auslieferung der 777X erneut verzögern wird.
Boeing hat den Auslieferungszeitplan für die 777X, die derzeit einem gründlichen Testprogramm unterzogen wird, erneut verzögert. Wie der US-amerikanische Luft- und Raumfahrthersteller heute mitteilte, rechnet das Unternehmen nun mit der ersten Auslieferung erst im Jahr 2022, ein Jahr später als bisher geplant.
Nachfragerückgang übt großen Druck aus
Die Vorzeigeprodukte von Boeing haben in letzter Zeit nicht gerade viel Glück gehabt. Die 737 MAX befindet sich nach zwei tödlichen Unfällen derzeit am Boden. Nun drohen dem 777X-Programm Verzögerungen. Somit ist das einzige Passagierflugzeug, das noch im Arsenal von Boeing verblieben ist, die 787 Dreamliner. Verbunden mit diesen Problemen spürt der Hersteller den Druck eines Nachfragerückgangs, der durch die COVID-19-Pandemie verursacht wurde.
Boeing hat heute seine Ergebnisse für das zweite Quartal vorgelegt. Dabei hat der Hersteller auch bekannt gegeben, dass das Unternehmen im gesamten zweiten Quartal nur 20 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert hat. Der Fertigungsriese gab auch einen Verlust von 2,4 Milliarden US-Dollar (über 2 Milliarden Euro) bekannt. Allerdings sind solche Veröffentlichungen von Boeing immer wieder mit anderen Aktualisierungen hier und da gespickt.
Die jüngste Ankündigung bestätigte dabei, dass sich die Indienststellung des neuesten Produkts des Unternehmens, der Boeing 777X, verzögern wird. Boeing hatte gehofft, die 777X im vergangenen Juni auf der Pariser Luftfahrtmesse präsentieren zu können. Aufgrund von Triebwerksproblemen hob das Flugzeug jedoch erst im Januar dieses Jahres zum ersten Mal in die Lüfte ab.
Emirates sah Verzögerung voraus
Es scheint, als habe es nun eine weitere Verzögerung des Programms gegeben. Boeing hatte beabsichtigt, Anfang nächsten Jahres die erste 777X an den Erstkunden Lufthansa auszuliefern. Tatsächlich bestätigte erst vor kurzem ein Lufthansa-Sprecher Medien gegenüber, dass die erste 777X-Auslieferung noch auf Kurs für Anfang 2021 sei.
Zuvor hatte es bereits einen Hinweis darauf gegeben, dass sich das Programm möglicherweise weiter verzögert, als Emirates, Zweitkunde der 777X, andeutete, dass die erste 777X nun erst 2022 zur Flotte der Golf-Airline stoßen werde. Boeing hat bereits mit der Herstellung der ersten Flugzeuge sowohl für Lufthansa als auch für Emirates begonnen. Der Kranich hat insgesamt 20 der Flugzeuge bei Boeing bestellt.
Etihad Airways hat 25 Exemplare dieses Typ bestellt und Cathay Pacific 21 Flugzeuge. Emirates erteilte dabei jedoch die bedeutendste Bestellung für die 777X: Nach derzeitigem Stand des Auftragsbuchs von Boeing erwartet der Nahost-Riese 115 Exemplare. Qatar Airways bildet mit 60 georderten Jets den zweitgrößten Auftrag, während All Nippon Airways und Singapore Airlines jeweils 20 Flugzeuge bestellten. British Airways weist die jüngste Order für die 777X auf, wobei im März 2019 ein Festauftrag über 18 Jets erteilt wurde. Mit Optionen könnte die britische Fluggesellschaft bis zu 42 Stück der Flugzeuge übernehmen. Schließlich wurden außerdem noch zehn Flugzeuge von bisher nicht identifizierten Kunden bestellt.
Fazit zur erneuten Verzögerung der 777X
Wenngleich es nicht wirklich überrascht, beziehungsweise von den Kunden teilweise schon selbst vermutet wurde, verzögert sich die 777X zum wiederholten Male. Grund hierfür sind vor allem – ebenfalls wenig überraschend – die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf den weltweiten Flugverkehr. Das ist dabei natürlich besonders ärgerlich für die Kunden wie Lufthansa, Emirates & Co., sowie für Passagiere, die nun noch länger auf die neusten Bordprodukte warten müssen.
LH hätte ihre neue 5* prämierte Business Class bereits nach den ersten Verzögerungen in der A350 einbauen können. Wollte sie aber nicht. Warum wohl?