Das Jahr ist fast vorbei und auch das Fluggastrechteportal Flightright analysiert die eigenen Zahlen. Das Ergebnis dürfte für viele überraschend sein.

Chaos-Sommer, Streik oder auch einfach schlechte Planung: Die Gründe für einen Flugausfall waren im Jahr 2022 vielfältig. In den meisten Fällen steht den Passagieren hierbei eine pauschale Entschädigung nach der Fluggastrechteverordnung zu, die viele Airlines den Reisenden jedoch erstmal pauschal verweigern. Darauf fußt das Geschäftsmodell von Flightright, die die Interessen der Reisen gegen eine erfolgsabhängige Provision gegenüber der Airline vertreten. Während Billigflieger wie easyJet oder Eurowings relativ schnell zahlen, lässt es die Lufthansa anscheinend auf jeden Gerichtsprozess ankommen, wie rnd berichtet.

Entschädigungen bei Flugannullierungen

Das Blatt scheint sich gewendet zu haben. Während große Netzwerkairlines wie die Lufthansa vor Corona noch relativ zügig den Passagieren zustehende Entschädigungen bezahlte, geht man nun einen anderen Weg. Hierbei versucht man unter Anwendung aller rechtlichen Tricks und Kniffe sich um eine Entschädigungszahlung zu drücken.

Lufthansa Airbus A320
Lufthansa versucht Entschädigungszahlungen zu vermeiden

Überraschenderweise zeigen sich die bisherigen Sorgenkinder und Zahlungsverweigerer wie easyJet und Eurowings durchaus spendabel. Hier ist in vielen Fällen nur ein anwaltliches Aufforderungsschreiben nötig, um die Airline zur Zahlung zu animieren. Die Lufthansa zahle hingegen außergerichtlich in den meisten Fällen keine Entschädigung.

Auch gegenüber Flightright und in Gerichtsprozessen nutzt Lufthansa jede erdenkliche juristische Möglichkeit, sich der Zahlung durch Airline-interne Streiks bedingter oder generell erfolgversprechender Ansprüche zu entziehen.

Jan-Frederik Arnold, CEO Flightright

Gerne wird hier der Zugang der Aufforderung zur Zahlung der Entschädigung bestritten. Ebenso häufig soll das Wetter der Grund für eine kurzfristig erfolgte Annullierung sein. Lufthansa verfolgt hier anscheinend das Ziel, die eigenen Kunden mürbe zu machen. Verfahren vor Gericht ziehen sich teilweise bis zu über ein Jahr hin, weswegen viele Gäste schon allein wegen der Zeitdauer und etwaigen Kosten von einem Verfahren absehen.

Fazit zur Zahlungsmoral der Airlines

Entschädigungszahlungen sind für alle Airlines ärgerlich, sodass auch berechtigte Ansprüche ohne Grund abgelehnt werden. Dass die Billigflieger wie easyJet oder Eurowings nun schneller zahlen als die Lufthansa, ist mit dem eigenen Anspruch der ehemaligen Fünf-Sterne-Airline eigentlich nicht vereinbar. Auch in meinem Fall aus 2021, bei dem ich Forderungen gegenüber der Lufthansa aufgrund einer Flugannullierung geltend machte, zog sich der Prozess über ein komplettes Jahr. Dementsprechend decken sich die Erfahrungen von Flightright mit meinen eigenen Erlebnissen bei der Lufthansa.

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  • Vielleicht ist meine Erfahrung zu diesem Thema interessant: Im Nobember 2019 habe ich für mich und meine Frau über lastminute.de einen Flug im Mai 2020 von HAM nach Rom und zurück gebucht. Hinzu war bei Eurowings reserviert, zurück bei Brussels Airlines (einer Lufthansa Tochter) über Brüssel nach Hamburg. Aufgrund von Corona wurde alle Flüge seitens der Airlines storniert. Lastminute hat bei den ersten Versuchen eine Rückzahlung zu bekommen gar nicht reagiert, erst nach Einschaltung eines Anwaltes kam die Reaktion, dass Lastminute lediglich für die Vermittlung der Flüge zuständig sei, nicht aber für eine etwaige Erstattung. Auch ein Gerichtsurteil hat das leider bestätigt. Nach langem Hin und Her hat Eurowings den Preis für die beiden Hinflüge nach Rom erstattet. Brussels Airlines stellte sich weiter quer, auch nach dem wiederholten Hinweis auf geltendes europäisches Recht, dass bei Flugannullierungen seitens der Airline man Anspruch auf Erstattung und nicht mit einen Voucher abgespeist werden darf. Quintessenz war die Klage gegen Brussels Airlines vor dem Landgericht Hamburg. Dort machten die Anwälte geltende, dass nach geltendem belgischen (!) Recht nicht erstatten müssten und man glaubt es kaum, das deutsche (!) Gericht folgte der Argumentation der Gegenseite. Revision war aufgrund der Höhe der verhandelten Summe nicht zugelassen. Seit fast einem halben Jahr versucht mein Anwalt vom Gericht eine Stellungnahme zu bekommen, warum vor einem deutschen Gericht belgisches Recht zur Anwendung gekommen ist. Gottseidank ist der Fall durch meine Versicherung abgedeckt, so dass ich erst einmal nicht aufgeben werde.
    Wenn jemand aus der Community einen ähnlichen Fall erleben musste, freue ich mich auf einen Kommentar.

  • Habe gerade eine Entschädigung von LH überwiesen bekommen. 7 Monate nach dem Flug,
    6 Monate, nachdem LH die Zahlung angekündigt hat, Gerade wollte ich einen Mahnbescheid losschicken.

    • Hallo Wolfgang,

      wie gesagt, ich kann die Aussage von Flightright insofern bestätigen, als Eurowings mir dieses Jahr zweimal jeweils 250 Euro bezahlt hat.
      Jedoch dauerte der Prozess teilweise bis zu drei Monaten und einmal hatte ich den Gerichtsprozess schon angestoßen.
      Letztendlich zählt aber das Endergebnis: Geld da = Kunde glücklich
      Liebe Grüße und ein frohes Weihnachtsfest!

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