Aufgrund der fehlenden Einnahmen durch die Corona-Pandemie hält der neue Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg einen Teilerlass der Schulden für notwendig.

Der neue Hauptstadtflughafen in Berlin ist mit einigen Jahren Verspätung inmitten einer Pandemie gestartet. Die Reisebeschränkungen sorgen auch hier für deutlich geringere Fluggastzahlen. Um wie geplant die Schulden abbauen zu können, wären weitere finanzielle Unterstützungen nötig, wie aero.de berichtet – ein Teilerlass der Schulden ist ebenfalls angedacht.

Start in der Pandemie mit hohen Schulden

Manche würden es wohl als Schicksal bezeichnen, dass der Pannen-Flughafen in Berlin ausgerechnet während einer weltweiten Pandemie eröffnet wurde. Nicht nur deshalb befindet sich der Flughafen-Betreiber in der Schuldenfalle. Dennoch versicherte der Flughafenchef Engelbert Lütke-Daldrup immer wieder, dass eine Insolvenz nicht drohen würde. Ein Plan wurde erstellt, der den Flughafen Mitte der 2020er-Jahre wieder komplett schuldenfrei machen sollte. Dennoch war der Flughafen Berlin-Brandenburg auch in jüngster Vergangenheit immer wieder auf finanzielle Unterstützung des Bundes und Landes angewiesen. Erst kürzlich wurden an die Flughäfen Berlin, Köln/Bonn und München ein Maßnahmenpaket mit 400 Millionen Euro übertragen. Die Fortsetzung des Betriebs soll damit gesichert sein.

Das würde uns über die Jahre deutliche Zins- und Tilgungslasten ersparen. [Von den insgesamt 4,5 Milliarden Euro Schulden] kommen mehr als vier Milliarden aus der Zeit vor Corona, von dem zu langen und zu teuren Bau des BER.

Aletta von Massenbach, Finanzchefin des BER im Interview mit der Berliner Morgenpost

Dennoch signalisiert der Flughafen BER erneut, dass finanzielle Unterstützung vonnöten sei, um an dem bisherigen Plan festhalten zu können. Um wie geplant zur Mitte des Jahrzehnts wieder schuldenfrei zu sein, wären neben weiteren Staatshilfen vor allem der Erlass von bisherigen Schulden ein notwendiges Instrument. Derzeit die Flughafengesellschaft mehr als 4,5 Milliarden Euro Schulden. Mit der Aussicht auf weiterhin deutlich weniger Passagiere als erwartet ist klar, dass die Schulden nicht kurzfristig ausgeglichen werden können.

Weltmetropole mit Drehkreuz

Ursprünglich sollte der neue Hauptstadtflughafen mit dem klangvollen Namen Willy Brandt als Drehkreuz für Air Berlin gelten. Die Insolvenz hinterließ einen Flughafen, der dennoch in Spitzenzeiten mehr als 35 Millionen Passagiere abfertigen sollte – so viel Fluggäste verzeichneten die Flughäfen Berlin-Schönefeld und Tegel im Jahr 2019 gemeinsam. Die Realität sieht im Jahr 2020 und 2021 jedoch anders aus. Der Umsatz im vergangenen Jahr hat lediglich circa 180 Millionen Euro betragen. Das ist die Summe an Zinsen und Kredittilgungen, die der Flughafen jährlich aufwenden muss. Deshalb ist schon länger die Rede von neuen Staatshilfen durch die Miteigentümer der Länder Berlin und Brandenburg sowie des Bundes.

Wir müssen diese Zahlen erst im Aufsichtsrat erläutern. Aber wir reden nicht über eine Teilentschuldung in der Größenordnung von 3,5 Milliarden Euro, sondern über deutlich weniger.

Engelbert Lütke-Daldrup, Flughafenchef des BER

Bisher wurde über tatsächliche Zahlen geschwiegen, bis in den letzten Tagen erste Zahlen aus Aufsichtsratsunterlagen durchgesickert sind. Diese Zahl dementierte der Flughafenchef zwar nicht direkt, verwies aber auf anstehende Aufsichtsratssitzungen im März. Dafür nahm er Stellung zum Maßnahmenpaket der Bundesregierung. Von den 400 Millionen Euro für die drei deutschen Flughäfen Berlin, Köln/Bonn und München rechnet er mit circa 140 Millionen Euro. Dabei betont er, dass die Corona-Hilfen nicht zur Tilgung der Altlasten vorgesehen sind und diese auch nicht annähernd ausgleichen könnten. Eine Teil-Privatisierung schließt man weiterhin aus.

Fazit zu den Bestrebungen des BER für einen Schuldenerlass

Es ist offensichtlich, dass der Flughafen BER es in der aktuellen Situation nicht mit eigener Kraft aus den Schulden schaffen kann. Erneut wird um finanzielle Unterstützung und sogar um einen Teilerlass der Schulden gebeten. Inwiefern der Bund und die Länder diesem Wunsch nachkommen werden ist aktuell offen. Die Last der vergangenen Jahre ist definitiv zu groß und ein Neustart in jeglicher Art und Weise aus Sicht des Flughafenbetreibers wohl die einzige wirkliche Alternative.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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  • Soll der Flughafen doch schließen…Hamburg ist als Standort wichtiger und interessanter. Zumal in Berlin die Leute ja sind die wollen das man nicht fliegt.

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