Am vergangenen Wochenende las man überall von den chaotischen Zuständen am BER. Doch auch, wenn es hieß, die Lage habe sich gebessert, erlebten wir etwas ganz anderes.
Die Herbstferien sind da und viele Menschen wollen nach beinahe eineinhalb Jahren Pandemie wieder reisen. Der neue Hauptstadtflughafen, der in der Hochzeit der Pandemie eröffnet hatte, war dem “Passagieransturm” am Wochenende nicht gewachsen. Lange Schlangen, verpasste Flüge und Frust waren die Folge. Zum Anfang der Woche hin sollte sich die Lage eigentlich wieder verbessert haben, doch auf der Rückreise unseres Teamtrips nach Kroatien mussten wir feststellen, dass noch immer einiges schiefläuft.
Lange Schlangen überall
Der BER operierte seit seiner Eröffnung im letzten Jahr immer nur auf coronabedingter Sparflamme und musste nie an seine Kapazitätsgrenzen gehen. Mit dem Beginn der Herbstferien und der steigenden Nachfrage dank diverser Lockerungen der Reisebestimmungen wollten am vergangenen Wochenende das erste Mal mehr als 60.000 Personen an einem Tag über den neuen Hauptstadtflughafen in den Urlaub fliegen.
Doch der Flughafen wurde diesem Andrang nicht Herr. Die Folge waren Warteschlangen über mehrere hundert Meter vor den Check-in Schaltern und der Sicherheitskontrolle. Einige Reisende verpassten ihre Flüge, da es in den langen Schlangen einfach nicht vorangingen und man bis zu zwei Stunden alleine am Check-in warten musste. Einige Medien berichteten sogar von Wartezeiten über fünf Stunden. Auch die Sicherheitskontrollen scheinen nicht zu funktionieren.
Das beginnt bereits bei den Monitoren, die die Wartezeiten an den jeweiligen Stationen darstellen. Beim Abflug sollte Sicherheitscheck 5 am schnellsten zu passieren sein. Hier war aber nur eine Schlange geöffnet, wodurch sich die Wartezeit auf knapp 30 Minuten steigerte. Auch für ankommende Passagiere sah es nicht besser aus, denn die neu eingetroffenen Maschinen mussten mitunter lange auf die mobilen Treppen warten, die an vielen Stellen fehlten. Nachdem mit Samstag der “schlimmste” Tag überstanden war, hieß es schon am Sonntag, dass die Lage sich wieder beruhigt habe.
Ohne große Gedanken an die Situation vom Wochenende, kamen wir am Montagabend von unserem Teamtrip zurück und mussten feststellen, dass noch immer chaotische Zustände herrschen. Wir sind auf einer Vorfeldposition in Berlin angekommen. Der Bus brachte uns zum Ankunftsbereich – sogar mit Einreisekontrolle. Die war aber nicht besetzt und alle Türen geschlossen. Vom Personal keine Spur, sodass die Passagiere erstmal gefangen waren.
Verspätete Ankunft – BER zu voll
Wir reisten mit easyJet von Split nach Berlin zurück. Die Maschine traf pünktlich ein und auch das Boarding konnte pünktlich beendet werden. Just in diesem Moment meldete sich jedoch der Kapitän und sprach von einer Verspätung von circa 30 Minuten. Unsere Startfreigabe in Split wurde storniert, da Berlin zu voll sei. Immerhin verhindert man so unsinnige und umweltbelastende Warteschleifen über Berlin, dieses Prozedere ist jedoch keine Seltenheit.
Erst vor zwei Wochen passierte das Alex beim Abflug vom BER nach Keflavik mit Icelandair. Das Flugzeug konnte überpünktlich geboardet werden, kurze Zeit später meldete sich auch hier der Kapitän und sprach von einer Verspätung von bis zu einer Stunde. Der Grund war derselbe: Der Flughafen ist mit den An- und Abflügen überfordert gewesen. Tatsächlich war zu diesem Zeitpunkt noch immer nur eine Runway in Betrieb.
Trubel an der Passkontrolle
Direkt nach unserer verspäteten Ankunft machten wir uns auf in Richtung Passkontrolle, wo bereits die nächste Überraschung auf uns wartete. Denn während wir in den Berichten vom Wochenende immer nur von den Problemen beim Check-in gehört hatten, haben wir nicht damit gerechnet, dass auch die Einreise deutlich länger brauchen würde, als normal.
Für alle, mit einem DE/EWR/CH-Pass oder Personalausweis hielt sich das Problem noch in Grenzen. Wir konnten uns an der automatisierten Grenzkontrollen anstellen und mussten nur wenige Minuten warten. Unsere Kollegen ohne EU-Pass haben es dabei deutlich schlechter erwischt. Die Schlange bei der Einreise für alle, die keinen DE/EWR/CH-Pass haben, erstreckte sich beinahe über die ganze Ebene.
Kurzzeit-Parker stehen vor verschlossenen Schranken
Das neue Parksystem am Terminal des BER ist effizient und nutzerfreundlich, wenn es denn funktioniert und die Fahrer das System auch verstehen. An den Schranken werden die Kennzeichen gescannt und registriert. Die ersten zehn Minuten sind hier kostenfrei, sodass man innerhalb dieses Zeitraums den Bereich ohne zu Bezahlen verlassen kann. Parktickets sind damit nicht mehr nötig. Sollte man die zehn Minuten überschreiten, muss man das Kennzeichen an einem der Automaten eingeben und den entsprechenden Betrag bezahlen.
Das hat bisher problemlos geklappt, am gestrigen Montag jedoch nicht. Einige unserer Team-Mitglieder wurden mit dem Auto abgeholt. Das Einladen und Einsteigen funktioniert problemlos innerhalb von Sekunden, sodass der Zeitraum locker genutzt werden kann – so auch in unserem Fall. An der Schranke dann die Überraschung: Diese öffnete sich nicht und der Hinweis erschien, dass man nachzahlen müsse. Mehrere Fahrzeuge waren mit dem Problem konfrontiert und blockierten die Ausfahrt. Andere Autofahrer haben dieses Problem nicht verstanden und machten ihren Ärger Luft, indem sie hupten. Immer wieder schön nach Hause zu kommen.
Die Polizei wies darauf hin, dass man den Notruf-Schalter betätigen solle. Gesagt, getan: Im Anschluss wird eine Verbindung zur Zentrale aufgebaut, jedoch meldete sich keiner. Rückwärtsgang also einlegen und eine der anderen Schranken benutzen – das war dann das erfolgreiche Mittel.
Wer ist schuld an der Situation?
Nach den vergangenen Tagen steht natürlich die Frage im Raum, wer an dieser Misere schuld ist. Dabei wird die Verantwortung – wie erwartet – zwischen den unterschiedlichen Parteien hin und hergeschoben. Die Lufthansa sagt, es gebe in Bezug auf die langen Wartezeiten am BER zu wenig Abfertigungskapazitäten, da sie selbst alle verfügbaren Schalter besetzt habe und es trotzdem nicht gereicht hat. Für den BER liegt das Problem am Personalmangel und vielen Krankschreibungen. Die Anzahl an Mitarbeitern, die der BER an den Schaltern sowie bei den Bodenverkehrsdienstleistern einsetzen konnte, lag “unter den Planungen”. Dieser Personalmangel ist allerdings auch etwas, mit dem die gesamte Branche nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie und der größten Luftfahrtkrise der Geschichte zu kämpfen hat. Denn während dieser Zeit, in der viele Arbeitnehmer in die Kurzarbeit gerutscht sind, haben sie sich neu orientiert. Gleichzeitig ist bei vielen Unternehmen die wirtschaftliche Lage noch immer so angespannt, dass Neueinstellungen auch nicht möglich sind.
Natürlich ist die lange Zeit am Check-in Schalter auch in gewissem Maße den Reisebeschränkungen Corona-Pandemie zuzuschreiben, da die Überprüfung der Dokumente aktuell einfach länger dauert als zu Vorkrisenzeiten. Aus genau diesem Grund setzt sich auch die IATA immer wieder dafür ein, dass ihre Lösung der IATA Travel Pass App weitreichend eingesetzt wird, um gerade solche Probleme zu verhindern.
Wieso es aber selbst beim Parken zu Problemen kommt, dazu ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts bekannt. Hoffen wir, dass es sich hierbei um ein einmaliges Problem handelt, da das System ansonsten ja relativ smart entwickelt wurde.
Fazit zu der Situation am BER
Der BER hat sich am vergangenen Wochenende nicht mit Ruhm bekleckert. Das ging zum einen aus vielen Medienberichten und Erzählungen von Reisenden hervor, am gestrigen Montag durften dann auch wir “Zeugen” des noch immer anhaltenden Chaos werden. Natürlich muss man bedenken, dass es das erste Mal ist, dass der BER nach der Eröffnung zur Hochzeit der Pandemie einen “Besucheransturm” erfuhr, dennoch lässt es einen mit gemischten Gefühlen zurück. Hoffentlich bessert sich die Lage, wenn das Terminal 2 in Betrieb genommen wird – eine Eröffnung ist allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geplant. Die anderen “Schwachstellen” lassen sich in der Zwischenzeit dann hoffentlich auch beheben.
Schlange vor der Passkontrolle war vorletzten Sonntag in FRA auch ewig lang – hier müssen ja vermutlich neben den Pässen die ganzen Impf-Test-Genesenennachweise überprüft werden – obwohl das ja von den Behörden an die Airlines weitergeleitet wurde und die eigentlich keinen ungetesteten ungeimpften mehr transportieren dürften?
Ja, diesen Mittwoch in FRA auch – allerdings beim „automatischen Biometrischen Check“ ging es sehr schnell… lustig: da wurde eben keine PCR oder Impfkontrolle gemacht
die Impfkontrolle muss die Airline machen, bevor sie dich ins Flugzeug lassen!
Richtig! Hatte die Airline auch (soweit verständlich), dann aber bei der Passkontrolle auch später nochmal ?! Habe inzwischen das Gefühl, das keiner mehr die Regeln so richtig versteht
Die Organisation auf den Berliner Flughäfen war schon immer eine Schande für einen Flughafen an sich und für die deutsche Hauptstadt insbesondere. In Tegel kam es bei meinem Abflug nach Frankfurt zu einer langen Verzögerung. Alle Passagiere saßen im Flugzeug, die Türen waren geschlossen und es hätte losgehen können, aber das Gepäck des Fluges vorher war immer noch nicht entladen. Der Bau des Flughafens, die Organisation ob Flughafen, Autozulassung oder Wahlen, ein einziges Armutzeugnis.
Aber man darf sich nicht beklagen, die Berliner wollen das ja gerne so, sonst hätten Sie eine neue Landesregierung gewählt.
Berliner sind ja wirklich lebenslustige und liebenswerte Menschen, nur scheint mir da ein gewisser Defekt verbreitet, denn sonst wäre eine völlig unfähige Landesregierung nicht wiedergewählt worden! Anscheinend fühlt sich die Mehrheit der Berliner in einem behördlich verursachten Masostudio….sauwohl???
Auch ich durfte vor wenigen Wochen erstmals den BER nutzen: Außerhalb von jeglichen Ferien oder besonderen Daten, wie Messen, etc. war für mich bereits die Sicherheitskontrolle eine Farce – Gibt das intelligente Leitsystem des BER die Auslastung der einzelnen Check-in Bereiche an, so wählte ich natürlich den Check-in mit dem Symbol von geringster Auslastung. In diesem Bereich angekommen waren vor mir lediglich 20 Personen, was am FRA vermutlich 5-10 Minuten Wartezeit bedeutet hätte: NICHT ABER IM BER: Es dauerte geschlagene 70 Minuten für solch eine kleine Gruppe von Menschen. An den weiteren Schaltern war ein ebenso lediges Bild zu sehen. Völlig konfus war vor allem der Menschenstrom, welcher aus zwei Richtungen zu diesem Check-in geleitet wurde: Zum Glück ging das irgendwie im “Reisverschlussverfahren”, doch hätte es mich auch nicht gewundert, wenn so mancher irgendwann die Geduld verloren hätte und ausfällig geworden wäre.
Das ist einem Hauptstadtflughafen und vielleicht eines Tages sogar einem vermeintlichen Vorzeigeobjekt niemals würdig und völlig ineffizient
70min für 20 Personen SC ist ja wirklich nicht akzpetabel!
die sollten in max 10min durch sein – wo war denn das bottle-neck?
Das Bottle Neck waren die Sicherheitsmitabeiter: Wenn auch freundlich, so musste man sich gefühlt bis auf die Unterhose ausziehen. Aus dem Handgepäck musste nahezu alles in einzelne Behälter gelegt werden (ja kennt man so, doch nicht Jeder einzelne Artikel!) und dann sind die Behälter so klein, dass ich alleine 7 Stück benötigt hatte!! Eine Familie vor mir mit Kinderwagen… na wer will raten, wie lange das wohl gedauert hat?