Der längste Bahnstreik dieses Jahres steht an – bis jetzt. Von Sonntagnacht bis Dienstagnacht sollen alle Bahnen stillstehen, wie nun auch endgültig feststeht.
Wie bereits angekündigt, gehen die Tarifstreitigkeiten zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und den Arbeitgebern in die nächste Runde. Auch in der dritten Verhandlungsrunde konnte keine Einigung erzielt werden. Insgesamt 50 Stunden Warnstreik sollen den Druck auf eine zeitnahe Einigung in den Tarifverhandlungen erhöhen, berichtet die EVG. Eine letzte Chance auf ein verbessertes Angebot ließ die Deutsche Bahn am Freitagmittag verstreichen. Die EVG hält somit am Streik weiterhin fest, wie die Tagesschau berichtet.
Wann wird gestreikt und welche Unternehmen sind betroffen?
Die EVG hat angekündigt, dass der bis dato längste Warnstreik dieses Jahres am Sonntagabend, dem 14. Mai, um 22 Uhr beginnen und bis Dienstag, 16. Mai, um Mitternacht anhalten soll. Die Deutsche Bahn hatte bis Freitag um 12 Uhr noch die Chance, ein verbessertes Angebot nachzulegen, nutzte diese Gelegenheit laut EVG aber nicht. Der Streik sei demnach unausweichlich. Der Vertreter der Gewerkschaft, Kristian Loroch, sieht den Warnstreik als notwendiges Mittel zum Zweck:
Aus eigener Überzeugung scheint die Deutsche Bahn kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen zu wollen, offensichtlich ist dazu erheblicher Druck nötig. Deshalb setzen wir jetzt einen neuen Akzent.
Kristian Loroch, EVG-Verhandlungsführer
Der Warnstreik soll die Deutsche Bahn, aber auch fast alle der rund 50 weiteren Bahn-Anbieter, betreffen. Die Deutsche Bahn AG kündigte im Personenverkehr umfangreiche Kulanzregelungen für die betroffenen Fahrgäste an und versprach, zeitnah weitere Informationen zu veröffentlichen. Bereits gebuchte Tickets können seit heute flexibel bis Sonntagabend genutzt werden, diese verlieren ihre Zugbindung.
Immense Auswirkungen werden beim Güterverkehr erwartet. Es wird mit wirtschaftlichen Konsequenzen gerechnet, die den gesamteuropäischen Raum betreffen.
Hintergründe des dritten Bahnstreiks
Die Gewerkschaft begründet den neuen Streik mit den stockenden Tarifverhandlungen, die seit über zwei Monaten geführt werden. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte und erwartet zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr.
Die Deutsche Bahn AG hatte vorerst rund zehn Prozent mehr Lohn für untere und mittlere Einkommen, acht Prozent für höhere Einkommen sowie zusätzlich 2.850 Euro Inflationsausgleichsprämie für alle geboten.
Innerhalb der dritten Verhandlungsrunde kam die Bahn der EVG zwar bei der Verankerung des Mindestlohns in den Tariftabellen entgegen, jedoch nicht in ausreichendem Maße. Denn gerade um die untersten Lohngruppen geht es der EVG, die einen uneingeschränkten Mindestlohn fordert und in der prozentualen Erhöhung der Löhne nur eine erneute Stärkung der oberen Verdienerschicht sieht.
Diese Benachteiligung muss weg, da gibt es für uns keinerlei Verhandlungsspielraum. Es ist völlig unerklärlich, warum sich die Verhandlungsführer der Deutschen Bahn ständig selber Steine in den Weg legen und so für unnötigen Schwergang sorgen, zumal auch das bislang vorgelegte Angebote inakzeptabel ist, da es in keiner Weise auf die Forderungen der EVG eingeht.
Kristian Loroch, EVG-Verhandlungsführer
Der Personalvorstand Martin Seiler reagiert in einer Pressemittlung mit harten Worten auf den anstehenden 50-Stunden-Streik:
Dieser irrsinnige Streik ist völlig grundlos und restlos überzogen. Denn eine Lösung ist möglich. Statt Kompromisse zu suchen, will die EVG unglaubliche 50 Stunden das Land lahmlegen. Das ist quasi ein Vollstreik ohne Urabstimmung.
Martin Seiler, DB Personalvorstand
Weiter heißt es, die Deutsche Bahn fordere die EVG auf, “umgehend zu verhandeln. Die DB [sei] dazu zu jeder Zeit und an jedem Ort bereit.”
Fazit zu den Bahnstreiks von Sonntag bis Dienstag
Mit 50 Stunden Warnstreik, von Sonntag 22 Uhr bis Dienstag um Mitternacht, setzt die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft ein deutliches Zeichen im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn AG und anderen Arbeitgebern aus dem Sektor. Die Auswirkungen auf den Personen- und Güterverkehr werden immens sein. Es muss mit flächendeckend mit Zugausfällen und -verspätungen gerechnet werden. Ein Notfallplan seitens der Deutschen Bahn AG wurde bereits angekündigt.