Für viele ist die Deutsche Bahn der klare “Gewinner” des von der Bundesregierung kürzlich beschlossenen Klimapakets, mit dem vor allem der Verkehr auf der Schiene deutlich gestärkt werden soll.
Auch der Konzern selbst zeigt sich außerordentlich erfreut über die Beschlüsse des Klimakabinetts, nach der der Bahn in den kommenden Jahren viele Milliarden Euro zusätzlich zugute kommen sollen und mit denen endlich der langersehnte Ausbau und die Modernisierung ermöglicht werden sollen.
Bahntickets werden zehn Prozent günstiger
Der Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, Ronald Pofalla, sprach nach Bekanntwerden des Klimapakets gar von einem “Rückenwind in Sturmstärke” für die Bahn. Dabei würde es sich um “großartige Nachrichten” für den ganzen Sektor handeln und die Beschlüsse zeigten, dass “dass Klimaschutz, Wachstum und Beschäftigung keine Gegensätze sind, sondern gerade bei der klimafreundlichen Schiene Hand in Hand gehen”, zeigte sich besonders Bahnchef Richard Lutz ob der Beschlüsse überaus erfreut. Dabei soll die Bahn ein zusätzliches Eigenkapital von zehn Milliarden Euro, verteilt auf zehn Jahre erhalten und das schon ab 2020.
Mit den zusätzlichen Milliarden, die sich laut Bahn dann insgesamt sogar auf nunmehr 20 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 belaufen würden, möchte Lutz und sein Konzern vor allem in neue Schnellzüge, günstigere Tickets und in mehr Gütertransport auf der Schiene investieren. Dabei handelt es sich um das größte Investitions- und Wachstumsprogramm der 180-jährigen Bahngeschichte.
Das durch die Bundesregierung beschlossene Klimapaket sieht es vor, dass die Mehrwertsteuer auf Bahntickets im Fernverkehr von derzeit 19 auf nur noch sieben Prozent sinken soll. Damit werden Fernverkehrstickets künftig gut zehn Prozent günstiger. So würden Tickets zum sogenannten “Supersparpreis” beispielsweise bereits ab nur 17,90 Euro, statt zuvor 19,90 Euro zu haben sein. Mit BahnCard 25-Rabatt läge der Preis dann sogar nur noch bei 13,40 Euro. Die Einstiegspreise wären damit die günstigsten, seit der Bahnreform im Jahre 1994. Unter anderem soll die ebenfalls geplante Erhöhung der Luftverkehrssteuer die Stärkung der Schiene mitfinanzieren.
Auch Kritik aus dem Bahnsektor
Während vom nun beschlossenen Klimapaket in erster Linie der Fernverkehr der Deutschen Bahn profitiert, verwies die Bahn zudem noch auf die deutliche Erhöhung der Bundesmittel für den Öffentlichen Personennahverkehr, der schon Teil des Koalitionsvertrages ist. Darin heißt es, dass die Bundesregierung die Erhöhung der Bundesmittel nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) auf eine Milliarde Euro jährlich ab 2021 beabsichtige und die Mittel ab 2025 sogar auf zwei Milliarden Euro pro Jahr erhöhen möchte. Davon soll vor allem der Nahverkehr, insbesondere in Metropolenregionen, profitieren. Darüber hinaus soll auch der Güterverkehr auf der Schiene stärker gefördert werden, um ihn dadurch schneller und entsprechend attraktiver zu gestalten.
Indes gab es aber auch einiges an Kritik zu den Klima-Beschlüssen der Bundesregierung im Bezug auf die Bahn: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft nannte die Ergebnisse des Klimakabinetts mit Blick auf die Bahn gar als “halbherzig”. Gerade in Fragen der Finanzierung sei das Kabinett zu vage. Das “Netzwerk Europäischer Eisenbahnen”, dem auch private Güterzug-Unternehmen angehören, ist der geplante CO2-Preis wiederum noch nicht hoch genug, um mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
Fazit zur Euphorie bei der Bahn
Dass sich die Deutsche Bahn über das Klimapaket freuen würde, war abzusehen und ist im Prinzip auch schon lange überfällig, schließlich gibt es unzählige Baustellen – ob wortwörtlich oder im übertragenen Sinne – die den Staatskonzern, aber vor allem seine Kunden schon seit langer Zeit im Atem halten. Nur sollte die Bahn mit denen in Aussicht gestellten Milliarden gut durchdacht vorgehen und sich alle Mühe machen, wieder in die Spur zu kommen, um wirklich einmal nicht nur eine Alternative zu Flugzeug und Auto zu sein, sondern eventuell gänzlich die erste Wahl werden zu können.
