Bereits im vergangenen Jahr startete die niederländische Nationalairline KLM eine Kampagne mit dem Titel Fly Responsibly, um aus innovativer Perspektive ein Zeichen in puncto Nachhaltigkeit zu setzen. Ein jüngstes Konzept stellt nun die langfristige Umstellung von kurzen Flugverbindungen auf ein nachhaltig ausgebautes Schienennetz vor. Das Kernziel: eine hochmoderne Hyperloop-Anbindung soll Amsterdam künftig klimaschonend mit den wichtigsten Metropolen im europäischen Umkreis verbinden.

Amsterdam soll zu einem der wichtigsten Drehkreuze werden und relevante innereuropäische Großstädte und Flughäfen miteinander verbinden – und das ganz ohne Flugverkehr. Das Konzept einer neuartigen Hyperloop-Verbindung soll den innereuropäischen Personentransportverkehr revolutionieren und auf lange Sicht restrukturieren, wie das Reiseportal aerotelepraph.com zuerst berichtete. Ein Überblick über ein Projekt von bisher unvorstellbaren Dimensionen.

KLM-Kampagne wirbt für mehr Nachhaltigkeit im öffentlichen Personentransportverkehr

Die nationale Fluggesellschaft der Niederlande und gleichzeitig die älteste Airline der Welt, KLM Royal Dutch Airlines, beweist, dass nachhaltiges Reisen nicht nur möglich ist, sondern mit Hinblick auf die Zukunft der Reisebranche – insbesondere mit Bezug auf die Auswirkungen der weltweiten Ausbreitung der Covid-19-Pandemie – außerdem hochgradige Relevanz aufweist. Bereits im vergangenen Jahr 2019 ersuchte die niederländische Fluggesellschaft ihre eigenen (!) Passagiere, nur in absolut notwendigen Situationen auf das Kurzstreckenangebot von KLM zurückzugreifen. In vermeidbaren Fällen sollten Passagiere vorzugsweise auf Bahnverbindungen oder vergleichbare Alternativen umsteigen.

KLM Maschine Unterseite

Zudem setzt sich die niederländische Fluggesellschaft bereits seit geraumer Zeit auf die langfristige Umstellung von kurzen Flugverbindungen hin zu einem ausgebauten Schienennetz ein, dass den Schienenverkehr auf lange Sicht attraktiver für Passagiere gestalten soll. Doch die Umstellung gestaltet sich kompliziert: denn selbst Hochgeschwindigkeitszüge wie ICE’s oder auch der TGV stellen auf langfristige Sicht keine nennenswerte Alternative für den europaweiten Passagiertransport dar, da sie die Angebote speziell von Billig-Fluggesellschaften weder in finanzieller Hinsicht, noch mit Hinblick auf die Reisedauer übertreffen können.

Hyperloop könnte bis 2050 mehr als 12 Millionen Fluggäste ersetzen

Unterstützung erhalten diese Überlegungen von vielen Seiten – allen voran von den Amsterdamer Flughafenbetreibern der Royal Schiphol Group, das bereits seit geraumer Zeit mit der niederländischen Firma Hardt Hyperloop kooperiert. Der Leiter des innovativen Bereichs der Schiphol Group setzt seine Vorhaben zu langfristigen Nachhaltigkeitsaspekten im innereuropäischen Transportverkehr in einen direkten Zusammenhang mit den Auswirkungen der Coronapandemie auf die internationale Luftfahrt:

“Die Luftfahrtindustrie befindet sich in einer beispiellosen Situation. Die Erholung wird Jahre dauern, aber es ist von großer Bedeutung, weiterhin in Innovation und Nachhaltigkeit zu investieren.”

Hassan Charaf, Leiter des Bereichs Innovation bei Royal Schiphol Group

Eine neue und kürzlich veröffentlichte Studie ist nun das Ergebnis enger Zusammenarbeit der beiden Unternehmen und präsentiert umfassende Ergebnisse. Das Ziel sei es, Amsterdam Schiphol in den kommenden Jahren zu einem nachhaltigen multimodalen Drehkreuz umzufunktionieren, das vorrangig den Passagiertransport mithilfe eines sogenannten Hyperloops entzerren und gleichzeitig umweltschonender gestalten soll. Beispielweise prognostizieren die Ergebnisse den Ersatz von rund 12,5 Millionen Fluggästen bis 2050 – und das für nur einen Flughafen alleine, wenn auch den größten der Niederlande.

Amsterdamer Drehkreuz soll Anbindung nach Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien gewährleisten

Das neue Hyperloop-Netzwerk soll den Amsterdamer Flughafen Schiphol mit diversen Großstädten und benachbarten Flughäfen der umliegenden Länder Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien verbinden. Die freigewordenen Kapazitäten an den großen Airports könnten dann vermehrt für deutlich notwendigere und außerdem lukrativere Langstreckenverbindungen der Fluggesellschaften genutzt werden.

Amsterdam Schiphol New Terminal

In Kooperation mit diversen Partnern wie beispielsweise der Deutschen Bahn, aber auch verschiedenen niederländischen Unternehmen wie Nederlandse Spoorwegen (Staatsbahn der Niederlande), Koolen Industries, Inno Energy, BAM oder auch Freigeist, arbeitet man kontinuierlich an der Realisierung dieser Vorhaben. Neben einheitlicher EU-Vorschriften gibt es sowohl technische als auch gesellschaftliche Hürden zu meistern: Bauarbeiten und die Einholung entsprechender Genehmigungen alleine werden bereits mehrere Jahre in Anspruch nehmen, und hinzukommen diverse Sicherheitsaspekte sowie technische Herausforderungen. Auch innerhalb der Gesellschaft muss Informationspolitik betrieben werden, um auch öffentlich Akzeptanz für ein Projekt dieser Größenordnung zu schaffen.

Auch Lufthansa interessiert an neuer Hyperloop-Technologie

Im Gegensatz zu einem regulären Fernzug funktioniert ein Hyperloop mithilfe von magnetischen Antriebs. Bei einer Geschwindigkeit von bis zu 700 Kilometern pro Stunde gibt es innerhalb der Hyperloop-Röhre weder Luftwiderstand noch Reibung, sodass auch lange Strecken in deutlich kürzeren Zeiträumen zurückgelegt werden können. Der Hyperloop selbst wurde in den vergangene Jahren immer wieder als die zentrale Innovation in einem “nachhaltigen Hochgeschwindigkeitsverkehrsnetz im zukünftigen Europa” gehandelt, wie oben erwähnte Quelle formuliert. Selbst die Lufthansa bekundete bereits Interesse für diese moderne Alternative für Inlandsflüge. Erste Teststrecken sollen bereits in den kommenden zwei Jahren entstehen, und vorerst auf Frachttransport ausgelegt sein.

Hyperloop All Cutaway
“Concept art of Hyperloop inner works” – Bild von: Camilo Sanchez

Wie alles im Leben ist der Bau eines derart modernen Transportmittels alles andere als kostengünstig. Die niederländische Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung (TNO) prognostiziert Kosten von rund 20 Millionen Euro für den Bau eines knapp fünf Kilometerlangen Hyperloops. Die Verbindung von beispielsweise Amsterdam nach Frankfurt würde nach aktuellem Informationsstand also über zwei Milliarden Euro kosten.

Fazit zum neuen Hyperloop-Konzept in Amsterdam

Das neue Konzept eines Hyperloops zum innereuropäischen Personentransportverkehr ist ein Projekt ungeahnten Ausmaßes, das wesentliche und relevante Akzente in Sachen Nachhaltigkeit, Innovation und Klimaschutz setzt. Zwar ist der Prozess und die Herstellung eines solchen Transportmittels extrem aufwändig, langwierig und außerdem kostspielig. Auf lange Sicht könnte der vollständige Ersatz von Inlands- und Kurzstreckenflügen den Passagiertransport innereuropäisch allerdings langfristig revolutionieren und deutlich klimaschonender gestalten. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung hinsichtlich dieser Planungen und freuen uns dahingehend bereits auf neue Informationen.

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Autorin

Lilli ist am liebsten in den Wolken - und das nicht nur mit ihrem Kopf. Schon als Kind tourte sie mit einer Tanzgruppe durch Europa, heute ist Fernweh ihr ständiger Begleiter. Wenn sie sich nicht gerade mit ihrem Studium in Berlin beschäftigt, sitzt sie irgendwo auf der Welt hinter ihrem Laptop und berichtet für Euch über die angesagtesten Travel News rund um den Globus - direkt hier auf reisetopia.de!

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  • Wenn das Gerät über der Erde fährt, besteht kein substantieller Unterschied zur Eisenbahn. Fährt es unterirdisch, sind die genannten Kosten vollkommen daneben. Jeder, der die Kosten für Stuttgart21 kennt, weiß, dass das viel, viel teurer wird und daher eines der Hirngespinste des Herrn Musk bleiben wird, so wie die Besiedlung des Mars.

    • quasi genauso absurd wie das fahren mit elektrischen Fahrzeugen oder das wiederverwenden von Raketen – alles totale Hirngespinste …

  • Das erfordert aber den Bau von Bahnhöfen, die den Flughäfen gleich sind im Bereich Sicherheit, Gepäckaufgabe, Lounges. Die gefährlichen und unkomfortablen Bahnhöfe meide ich nahezu immer.

    • Dafür kann man doch die Flughäfen nutzen und nur weitere Hyperloop-Gates oder ein neues Terminal bauen. Somit wären Sicherheit, Gepäckmanagement und Lounges schon da. Die Flugstrecken, auf denen der Hyperloop fährt, werden dann natürlich auch eingestellt.

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