Laut eines französischen Medienberichtes laufen derzeit Verhandlungen über eine Verdoppelung der Beteiligung des französischen Staates an Air France-KLM. Angesichts der prekären Lage der nationalen Fluggesellschaft wäre diese Entscheidung nicht überraschend. Ein Überblick.
Für Fluggesellschaften ist die aktuelle Situation einfach nicht tragbar. Um Air France-KLM erneut zu unterstützen und die Auswirkungen von Covid-19 auf einen der größten europäischen Airline-Konzerne zu reduzieren, soll der französische Staat seinen Anteil am Kapital des Konzerns verdoppeln.
Air France-KLM möchte sich am Markt neu positionieren
Um in einem immer komplexer werdenden Markt wieder deutlich wettbewerbsfähiger zu werden, hat Air France-KLM grundlegende Restrukturierungen veründet. Neben besserem Service, erhöhtem Komfort und höheren Flugpreisen mit umweltfreundlicheren Flugzeugen gibt es einige weitere Hauptfaktoren der Strategie, die Air France-KLM in den kommenden Jahren umsetzen will. Es habe oberste Priorität, den Auswirkungen der Pandemie auf den Luftverkehr bis zum bitteren Ende standzuhalten, so die Airline. Konkret hatte die Airline-Gruppe unter anderem angekündigt, sich am oberen Ende des Marktes neu zu positionieren zu wollen.
Hierfür solle neben der Einführung einer Premium Economy Class auch die Class modifiziert werden – besonders bei KLM sind hier größere Veränderungen geplant. Während mehrere Fluggesellschaften den Abbau ihrer First Class angekündigt haben, möchte Air France ganz bewusst gegen den Trend vorgehen und verlässt sich auf ihre in Frankreich durchaus wichtige Position in Sachen französische First Class.
In den kommenden Wochen wird die französische Regierung ihren Anteil an dem Unternehmen von 14% auf fast 30% erhöhen. Von Verstaatlichung kann aber keine Rede sein. Ziel ist es, dass Paris wieder Hauptanteilseigner von Air France-KLM wird und sich vom niederländischen Staat distanziert, der heute genauso viel wiegt wie der französische Staat, was Entscheidungen verlangsamt.
François Lenglet, französischer Journalist
Tatsächlich zeigt sich Ben Smith, CEO von Air France-KLM, davon überzeugt, dass die Attraktivität Frankreichs als Reiseziel in Verbindung mit dem außergewöhnlichen First Class-Produkt von Air France die Möglichkeit bietet, Marktanteile zurückzugewinnen. Um diese Ziele zu erreichen, benötigt die Airline-Gruppe eine Rekapitalisierung. Der französische Staat möchte nun entsprechend seinen Anteil am Kapital von Air France-KLM verdoppeln, wie in einem Interview angekündigt. Diese Ankündigung kommt nicht unbedingt überraschend, denn schon im vergangenen November hatte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire erklärt, dass sich der Staat im Falle einer weiteren finanziellen Unterstützung großzügig zeigen würde. Es sei “eine Frage der landeseigenen Souveränität, eine nationale Fluggesellschaft zu haben” und außerdem stünden aktuell “Zehntausende von Arbeitsplätzen” auf dem Spiel.
Rekapitalisierung in der aktuellen Situation zwingend erforderlich
Laut François Lenglet wird das Unternehmen im Frühjahr 2021 mit weiteren vier bis fünf Milliarden Euro rekapitalisiert. In diesem Kontext sei daran erinnert, dass die französische Fluggesellschaft bereits im vergangenen Frühjahr ein Darlehen in Höhe von sieben Milliarden Euro vom französischen Staat erhalten hatte. Die niederländische Fluggesellschaft KLM erhielt im Herbst einen Kredit über 3,4 Milliarden Euro. Allerdings sind diese Kredite nicht ausreichend. Bis heute hat Air France-KLM Schulden in Höhe von mehr als 12 Milliarden Euro angehäuft. Ursprünglich sahen beide Fluggesellschaften ein großes Potenzial für ein Wachstum von mehr als 20 Prozent über den Winter zu beliebten Reisezielen in der Karibik und auf La Réunion, doch aufgrund neuer Einreisebeschränkungen sehen sie sich nun wieder mit stagnierenden Buchungszahlen und rund 15 Millionen Euro Verlust täglich konfrontiert.
Fazit zur Frankreich als Hauptaktionär von Air France-KLM
Nach aktuellem Informationsstand haben weder Air France noch der Staat diese Meldung offiziell bestätigt. Laut dem Wirtschaftsjournalisten François Lenglet stehen jedoch eine Verdoppelung der staatlichen Beteiligung im Rahmen einer Rekapitalisierung quasi unmittelbar bevor. Angesichts der aktuellen Situation, die sich nicht zu bessern scheint, wäre diese Nachricht nicht verwunderlich. Eines scheint ohnehin festzustehen: Der französische Staat wird Air France nicht untergehen lassen.
Ah, super! Dann geht’s gaaanz bestimmt bergauf.
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