Bei reisetopia berichten wir tagtäglich über die wichtigsten Geschehnisse aus der Reisebranche, stellen die exklusivsten Luxushotels vor und berichten viel über eigene Erlebnisse – meist mit einem Hotel-, Airline- oder Lounge-Bezug. Weniger in den Fokus rücken dabei die Destinationen selbst – und das, obwohl es so viel zu erzählen gibt, was nicht in Reiseführern steht!
In dieser Kolumne betrachtet daher jeweils ein reisetopia Autor eine neue Destination aus seiner ganz persönlichen Perspektive. Ganz ungefiltert – ganz real. Sei es, die Enttäuschung über den Strand voller Plastikmüll, die Warteschlangen vor den beliebtesten Fotospots oder die überraschenden Begegnungen an Orten, von denen man nicht viel erwartet hat. Heute spricht Max ganz ungefiltert über seine Erfahrungen in Panama.
„Das wäre was für euch!“
Oh, wie schön ist Panama! Wer kennt es nicht, das berühmte Kinderbuch von Janosch. Doch stimmt das auch? Während der kleine Tiger und der kleine Bär Panama letztlich nie erreichen sollten – aber es zumindest glaubten –, zog es meine Freundin und mich für fast drei Wochen in das mittelamerikanische Land, das mit seinem berühmten Panama-Kanal den Pazifik mit der Karibik verbindet.
Und dafür ist das Land wohl auch am bekanntesten: Der Panama-Kanal. Aber eines gleich vorweg: Diesen haben wir keinen Besuch abgestattet. Schließlich waren wir auch nicht dort im Urlaub, um uns eine Wasserstraße anzusehen – so beeindruckend diese sicherlich auch sein mag. Es zog uns nach Panama aufgrund einer Empfehlung meiner Schwester, die selbst dort im Urlaub gewesen ist und absolut begeistert war. Nach ihrer Rückkehr meinte sie zu uns: „Das wäre was für euch!“. Letztlich sollte sie im Grunde Recht behalten, doch anfangs sah das noch ganz anders aus.
Mit Iberia flogen wir unter Einsatz zuvor über Groupon gekaufter Avios in der Business Class nach Panama-Stadt, wo unsere Reise durch Panama entsprechend begann. Hier verbrachten wir drei Tage und sahen uns einen Teil der Stadt fußläufig an. Während diese einen netten Eindruck machte – viel mehr hatten wir auch nicht unbedingt erwartet –, kam es in der Hafengegend auch kurz zu einer Situation, in der uns die Einheimischen freundlich klar machten, hier als Touristen lieber nicht langzugehen.
Tatsächlich befanden wir uns dort in einer Gegend, in der von anderen Touristen quasi nichts zu sehen war und wir von vielen Bewohnern merklich gemustert wurden. Aber wenn man sich davon nicht beirren lässt und seines Weges geht – und natürlich auf die ’Empfehlungen’ der Einheimischen achtet –, sehe ich hier nicht unbedingt ein Problem, wenngleich es sicherlich nicht die sicherste, geschweige denn schönste Gegend Panama-Stadts war.
Der Funke wollte nicht überspringen
Umso schöner war die belebte Altstadt, mit ihren vielen kleinen Gassen und den Bauten aus der Kolonialzeit (soweit ich weiß jedenfalls). Hier war es ein Angenehmes, sich in einem der zahlreichen offenen Hinterhof-Cafébars niederzulassen, eine Kleinigkeit zu essen und sich einen Cocktail, ein kühles Bier oder einen Kaffee zu genehmigen. Im Prinzip waren auch die Menschen recht freundlich, aber viele Einheimische schauten uns dennoch immer misstrauisch und mit unangenehmen Blicken an, obwohl hier zahlreiche Touristen unterwegs waren.
Ich erwarte gar nicht, mit offenen Armen empfangen zu werden oder, dass jeder lächelt. Schließich – so erzählte es und ein Uber-Fahrer – würden die normalen Bewohner quasi in keiner Weise von den enormen Einnahmen, die allein durch den Panamakanal erwirtschaftet werden, auch nur im Geringsten profitieren. Und die Durchschnittsbevölkerung Panamas ist auch alles andere als wohlhabend. Dennoch waren es teilweise enorm durchdringende und sehr unangenehme Blicke. Entsprechend war auch unser Ersteindruck von Panama nicht unbedingt sehr positiv. Doch hier sei bereits gesagt, dass sich – zumindest nach unseren Erfahrungen – die ’Stadtbewohner’ von denen vom Land doch teilweise stark unterscheiden, gerade was die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft betrifft.
Ein Bootsausflug brachte den Umschwung
Nach den durchwachsenen Erlebnissen in Panama-Stadt, reisten wir mit dem Bus weiter nach Santa Catalina. Ein scheinbar besonders bei Surfern beliebter Touristen-Ort am Meer, mit Palmen-Stränden und dichten Wäldern. Wenngleich hier direkt mehr ’Urlaubsfeeling’ aufkam, wollte der Funke von Panama auch hier nicht so wirklich auf uns überspringen und wir genoßen zwar die Zeit, aber bisher war das Land für uns noch immer nicht das, was wir uns erhofft hatten.
Sehr gut gefallen hat uns aber jedoch unsere über AirBnB gebuchte Unterkunft – ein kleines, niedliches Häuschen. Zudem machten wir von hier aus einen Bootsausflug zur Isla Coiba und zu den zahlreichen Palmen-Stränden und kleinen Inseln, inklusive der Sichtung von Delphinen, Rochen, Schildkröten und Krokodilen (oder waren es Alligatoren? Schande über mein Haupt!).
Jedoch auch inklusive unzähliger Stiche der unendlich vielen kleinen Quallen, die sich in den Gewässern um Isla Coiba & Co. befanden. Das war nicht nur schmerzhaft, sondern vor allem sehr nervig. Dennoch zerstörte dieser Umstand keineswegs die wirklich schönen Eindrücke und Erlebnisse dieses Ausflugs. Hier kam zum ersten Mal auch das schöne Gefühl auf, endlich in gewisser Weise ’angekommen’ zu sein.
Endlich angekommen
Nach vier Tagen in Santa Catalina, ging es zurück nach Panama-Stadt, erneut mit dem Bus. Busfahren in Panama ist übrigens auch eine Sache für sich, meist begleitet von ohrenbetäubender Musik. Nach einer weiteren Nacht in der Hauptstadt, sind wir mit Air Panama in einer kleinen Propellermaschine (Cessna 208B Caravan), nach Playón Chico (Ukupseni), im Gebiet Guna Yala, besser bekannt als San Blas-Inseln, geflogen.
Hier erlebten wir für drei Tage mit die schönste Zeit unseres Urlaubs in der Yandup Island Lodge. Hierbei handelt es sich um ein Hotel auf einer kleinen Insel, das aus traditionellen Holzhäuschen besteht, wobei wir eine Überwasser-Hütte buchten. Die Yandup Island Lodge wird komplett von den Einheimischen betrieben und verwaltet. Über unsere phänomenale Unterkunft könnt Ihr hier mehr nachlesen.
Hier war das Gefühl ’angekommen’ zu sein, schließlich endlich vollständig. Überhaupt war die Zeit in Ukupseni äußerst entspannt und spannend zugleich, erfuhr man doch viel über die Bewohner und die Gegend. Zudem unternahmen wir mehrere Bootstouren zu weiteren Inseln, mit zahlreichen Palmen-Stränden, in die Stadt – die ebenfalls auf einer kleinen Insel ist – und in die Wälder auf dem Festland.
Neun Tage im Paradies
Nach dieser wunderbaren Zeit, ging es mit Air Panama wieder zurück nach Panama-Stadt. Hier blieben wir dieses Mal jedoch keine weitere Nacht, sondern flogen am selben Tage – und dank einer spontanen Umbuchung seitens der freundlichen Airline-Mitarbeiterin am Check-in – nur kurze Zeit später weiter nach Bocas del Toro auf der Isla Colón. Hier verbrachten wir schließlich den Rest unseres Urlaubs, also ganze neun Tage. Auch hier war es schlicht paradiesisch.
Unzählige Palmen-Strände, teilweise sehr verlassen, andere sehr touristisch wie der bekannte Playa Estrella oder auch Starfish Beach, der dennoch einen Ausflug wert ist. Von Palmen gesäumt, mit feinstem Sand und tatsächlich unzähligen Seesternen, die im klaren Wasser zu finden sind, kann man hier einen sehr schönen Tag verbringen.
Auch die Stadt Bocas del Toro hat einen gewissen Charme, ist zudem sehr bunt und lebhaft. Manchmal verbrachten wir aber auch einfach viel Zeit in den Hängematten unserer bei AirBnB gebuchten Unterkunft, die sich am, beziehungsweise über dem Wasser befand. Apropos Hängematte: Diese sind ein wichtiger Bestandteil der panamaischen Kultur.
Was ich aus Panama mitgenommen habe
Panama war am Ende doch eine Reise, die ich rückblickend als wunderbare Erfahrung in Erinnerung behalte. Wenngleich es sich anfangs absolut nicht danach anfühlte, könnte ich mir nun sogar wieder vorstellen, eines Tages erneut nach Panama zu fliegen. Das mittelamerikanische Land ist enorm vielfältig, lebhaft, bunt und in vielen Teilen schlicht wunderschön. Man muss jedoch wissen, was einem gefällt, was man sehen möchte und worauf man Wert legt. Auch Panama-Stadt hat ein paar schöne Ecken, ist aber sicherlich für die meisten – zu Recht – eher Ausgangspunkt für den Start ihrer Panama-Reisen. Wir hätten nach der anfänglichen Enttäuschung – so kann man es eigentlich schon fast nennen – nicht erwartet, dass uns Panama doch so sehr im Herzen bleiben wird.