In der Hotellerie ist es längst ein Standard, bei den Airlines könnte es bald kommen: Für Buchungen über Drittanbieter könnte es bald keine Meilen mehr geben – werden Passagiere zur Direktbuchung gezwungen?

Es sind interessante Zeiten für die Luftfahrt, denn auch wenn Geschäftsreisende nicht in derselben Geschwindigkeit zurückgekehrt sind, wie Privatreisende, sprudeln die Kassen vieler Airlines. Besonders die großen Netzwerkfluggesellschaften sind gestärkt aus der Krise gekommen und versuchen nun Wege zu finden, um ihre Ertragsbasis weiter zu stärken. American Airlines geht dabei einen ganz neuen Weg, der Schule machen könnte – für Passagiere sind das keine guten Nachrichten.

Airlines nehmen den Kampf mit Online-Reisebüros auf

Konkret möchte American Airlines schon ab Mai keine Meilen mehr gutschreiben, sofern ein Flug nicht direkt bei der Fluggesellschaft oder einem präferierten Partner gebucht wird. Das gilt nicht nur für Prämienmeilen, sondern auch für Statusmeilen. Damit wäre es auch nicht mehr möglich, einen Status zu erreichen, sofern man nicht direkt bucht. In der Luftfahrt ist dieser Schritt bislang einzigartig und könnte gleichzeitig die gesamte Branche verändern.

737 MAX American Airlines
American Airlines will bei der Meilengutschrift neue Wege bestreiten

Dabei ist es nichts Neues, dass Fluggesellschaften den Kampf gegen Online-Reisebüros mit harten Bandagen führen. Die Marktmacht von Anbietern wie Expedia ist hoch, was für die Airlines teils mit relevanten Kosten für Provisionen oder andere Partnerschaften verbunden ist. Gleichzeitig haben die Airlines in den vergangenen Jahren bereits viel investiert, um die Buchung über Drittanbieter einzuschränken. Provisionen wurden teils komplett gestrichen, in einigen Fällen (etwa bei der Lufthansa) fallen für Buchungen, die nicht über direkte Kanäle getätigt werden, sogar zusätzliche Gebühren an.

Doch nun droht der nächste Schritt der Eskalation, denn gerade diejenigen, die viel mit den Airlines unterwegs sind, sollen zukünftig kaum mehr Alternativen zu einer Direktbuchung haben.

American Airlines dürfte zum Vorbild werden

Sollte sich American Airlines mit der neuen Strategie durchsetzen und die meisten Online-Reisebüros zukünftig schlechterstellen, wird es nicht lange dauern, bis andere folgen. Überraschend kommt das nicht zwingend, denn bei den Hotelketten wurde der gleiche Schritt schon vor vielen Jahren umgesetzt. Auch hier hat das Vorbild einer Kette schnell Schule gemacht und dazu geführt, dass mittlerweile eigentlich alle Ketten nur noch dann Punkte gutschreiben, wenn eine Buchung direkt oder über einen präferierten Partner erfolgt ist.

Lufthansa Flugzeug-Fenster
Andere Airlines könnten dem Vorbild von American Airlines folgen

Gleichzeitig muss man in den Blick nehmen, dass die Situation bei Airlines und Hotels unterschiedlich ist, denn während in der Hotellerie Provisionen zwischen 10 und 20 Prozent die Regel sind, müssen Airlines größtenteils deutlich weniger bezahlen. Je nach vertraglicher Situation fließen meist nur 1 bis 2 Prozent des jeweiligen Flugpreises vor Steuern und Gebühren an die Vertragspartner. Die Ersparnis dadurch, dass Passagiere zukünftig möglicherweise nicht mehr über Online-Reisebüros buchen, dürfte entsprechend eher gering ausfallen.

Das Motiv von American Airlines dürfte aber tiefer greifen, denn Fluggesellschaften verdienen immer mehr Geld mit dem Verkauf zusätzlicher Leistungen. Dies ist deutlich einfacher, wenn Passagiere direkt buchen, denn so kann man im Verkaufsprozess und danach problemlos weitere Leistungen mitverkaufen. Nicht umsonst verdienen insbesondere Fluggesellschaften in Nordamerika mittlerweile oft mehr Geld mit Leistungen, die nichts mit dem eigentlichen Flug zu tun haben.

Vergleichbarkeit für Passagiere wird immer schlechter

Für Passagiere sind das leider keine guten Nachrichten, denn die Maßnahme von American Airlines dürfte unweigerlich zu einer weiteren Verschlechterung der Vergleichbarkeit führen. Schon heute kommt es vor, dass nicht jedes Online-Reisebüro Flüge von allen Airlines anzeigen. Vornehmlich Billigflieger sind teils nicht auf den ersten Blick zu finden. Dazu kommt der Effekt, dass die Angebote auf Vergleichsportalen schon seit einiger Zeit nicht immer alle Tarife anzeigen. So fehlt beispielsweise teilweise der ‘Basic Economy’-Tarif, der mit eingeschränkten Leistungen daherkommt.

American Airlines Dreamliner Boeing 787 9 Neue Business Class
Schon heute ist der Vergleich von Flugpreisen kompliziert

Sollte nun auch die Meilengutschrift für Buchungen über Drittanbieter gestrichen werden, darf man davon ausgehen, dass betroffene Airlines bei manchen Anbietern zumindest zwischenzeitlich ausgelistet werden. Verglichen werden kann dann nur noch ein kleineres Angebot verschiedener Fluggesellschaften. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, die Angebote zu vergleichen, wenn manche Airlines einen zusätzlichen Zuschlag für Buchungen über Online-Reisebüros erheben, andere die Meilengutschrift einschränken und wieder andere gar nicht vertreten sind.

Airlines sehen sich in einer starken Position

Dass American Airlines sich traut, in den offenen Konflikt mit den mächtigen Online-Reisebüros zu treten, zeigt noch einmal, wie sicher sich die Fluggesellschaften aktuell sehen. Nach vielen schwierigen Jahrzehnten ist gerade in den USA eine goldene Zeit für die Airlines ausgebrochen. Das führt dazu, dass auch das Selbstbewusstsein immer mehr zunimmt und die Fluggesellschaften sowohl gegenüber Passagieren als auch gegenüber Partnern stärker in den Konflikt gehen, um ihre Ertragsbasis zu verbessern.

Bei allem betriebswirtschaftlichen Verständnis muss man allerdings infrage stellen, wie nachhaltig das ist. Nicht nur American Airlines und seine Vorgängerfluggesellschaften, sondern auch viele andere Fluggesellschaften haben in den vergangenen Jahrzehnten nicht gerade wenige Insolvenzen oder Rettungen durch den Steuerzahler hinter sich. Am neuen Krieg gegen die Online-Reisebüros dürfte sich zeigen, ob die Airlines wirklich so stark sind, wie sie sich aktuell fühlen. Für Passagiere gibt es dagegen im Grunde nichts Positives an der Aktion von American Airlines. Zu hoffen bleibt schlicht, dass das Beispiel keine Schule macht – wenngleich das wohl eher Wunschdenken ist.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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