In diesem Winter sind Reisen deutlich einfacher als im Vorjahr – doch die Bürokratie rund um einen kurzen Trip nimmt teils kuriose Züge an. Über Sinn und Unsinn darf man dabei getrost streiten.
Einen Flug zu buchen und an Bord zu gehen war einstmals vergleichbar einfach. Schon seit Jahren kann man im Prinzip alles ganz einfach an seinem Smartphone regeln. Man gibt einmal seine Buchungsreferenz und den Nachnamen ein, klickt sich kurz durch den Check-in Prozess und schon hat man seinen Boarding-Pass in der Hand. Nur mit Handgepäck geht es direkt durch die Sicherheitskontrolle zum Gate und an Bord. Klingt einfach, ist aber leider immer öfter nicht mehr der Standard, weil noch zahlreiche Dokumentenprüfungen stattfinden.
Kontrolle von Impf- und Testnachweisen
In den allermeisten Ländern ist der Nachweis einer vollständigen Impfung oder eines negativen Covid 19-Tests mittlerweile der Standard, um überhaupt einreisen zu können. Vorausgesetzt wird von den Behörden dabei gemeinhin, dass die Fluggesellschaft die Prüfung der entsprechenden Dokumente vornimmt. Das bedeutet mittlerweile immer öfter, dass der Online Check-in nicht funktioniert, weil die Airlines nicht erst beim Gate prüfen wollen, um Verzögerungen zu verhindern. Für Fluggäste bedeutet das allerdings meist Aufwand, weil man sich zusätzlich anstellen muss und die Check-in Schalter eben durch die vielen zusätzlichen Dokumentenkontrollen deutlich voller sind.
Teilweise gibt es auch digitale Lösungen, die dazu führen sollen, dass man schon beim Online Check-in entsprechende Nachweise hochladen kann. Diese funktionieren allerdings nicht immer einwandfrei und sind auch nicht unbedingt simpel gestaltet. Tatsächlich ist es mir bei den letzten zehn Flügen als technisch versierter Reisender nur zweimal angeboten worden und gelungen, meinen Impfnachweis schon vor dem Flug über Verifly oder ähnliche Lösungen zu übertragen. In den allermeisten Fällen gab es entweder Probleme oder eine entsprechende Lösung wurde gar nicht angeboten. Am Ende hieß das dann entsprechend, dass ich mich anstellen durfte.
Einreiseformulare so weit das Auge reicht
Wer vor der Pandemie häufiger in Asien unterwegs war, dem dürften die vielen verschiedenen Einreiseformulare bekannt sein, die man vor der Landung ausfüllen muss. In den allermeisten Fällen waren solche „Aussteigerkarten“ auf Papier allerdings ein Thema, das es nur bei Langstreckenreisen gab. Das hat sich mittlerweile geändert, denn auch innerhalb von Europa ist ein Einreiseformular mittlerweile gewissermaßen der Standard. Immerhin gibt es dabei immer öfter auch digitale Lösungen, doch zusätzlicher Aufwand entsteht natürlich trotzdem.
Nehmen wir meine letzte Reise nach Nizza als Beispiel. Gebucht hatte ich eine Verbindung von Berlin via Zürich und zurück auf demselben Weg. Auf dem Hinweg galt es vor dem Check-in das Schweizer Einreiseformular auszufüllen – obwohl es sich nur um einen Transitflug handelte. Verifly funktionierte deshalb übrigens nicht, weil immer ein Testnachweis gefordert wurde, den es bei einem Transit gar nicht braucht. Auf dem Flug nach Frankreich wurde dann zu meiner Überraschung noch ein Papierformular ausgehändigt, das man ebenfalls ausfüllen musste. Das hatte ich Wochen zuvor so noch nicht gesehen, sodass es sich um eine neue Regelung handeln muss.
Nicht gerade einfacher sollte es beim Rückflug werden, denn schon vor dem Check-in darf man gleich zwei verschiedene Einreiseformulare ausfüllen. Zum einen handelt es sich wieder um das Schweizer Einreiseformular, für das man ironischerweise seine Sitzplatznummer wissen muss, obwohl man noch gar nicht davor einchecken kann. Zum anderen ist Frankreich mittlerweile ein Hochrisikogebiet, weswegen auch die deutsche digitale Einreiseanmeldung ausgefüllt werden musste. Hier kann man immerhin kurz darauf direkt den Impfnachweis hochladen – nicht, dass das mein lokales Gesundheitsamt abgehalten hätte, denselben Nachweis noch einmal per Mail zu fordern.
Ein kleiner Tipp noch zum deutschen Einreiseformular: Man bekommt zwar eine E-Mail für den Verifizierungscode, das Formular muss man allerdings als PDF herunterladen. Vergisst man das, kann man nochmal von vorne anfangen, weil man schlichtweg nicht mehr herankommt.
Keine Speicherung und Mängel bei der Digitalisierung
Die Ironie des ganzen Hin und Her bei Flügen ist, dass die CovPass-App und die europäischen Impfzertifikate tatsächlich sehr gut funktionieren. Egal wo ich in den letzten Monaten war, ein einfacher Scan des QR-Codes war nie ein Thema und ich musste nichts gesondert vorbereiten. Doch beim Fliegen scheint es selbst bei acht Flügen mit derselben Airline in einem Monat nicht möglich zu sein, irgendwo sein Impfzertifikat zu hinterlegen oder sich das x-te Ausfüllen derselben Einreiseanmeldung zu sparen – eine simple Speicherung der Daten für zukünftige Anmeldungen würde schon helfen.
Doch gerade rund um die Einreise und den Datenaustausch zwischen den Ländern scheint es so gar keine Schnittstellen und keine Ansätze von Digitalisierung zu geben, die das Reiseerlebnis erleichtern könnten. Das führt dazu, dass Reisen tatsächlich ein Stück anstrengender geworden sind, weil man schlichtweg mehr Zeit am Flughafen einplanen muss, immer zum Check-in muss und nicht zuletzt auch vor der Reise signifikant länger braucht. So muss man sich über die verschiedenen Einreisebestimmungen informieren, die entsprechenden Dokumente heraussuchen und dann auch noch Sorge tragen, dass man alles korrekt gespeichert hat, um am Airport alles parat zu haben.
Hoffnung auf eine Normalisierung im Frühjahr
So nachvollziehbar viele der Maßnahmen, etwa zur Kontaktnachverfolgung oder dem Nachweis einer Impfung auch sind, erscheinen die zahlreichen Dopplungen und der schiere Wulst an Daten nicht unbedingt sinnvoll, um zur Eindämmung der Pandemie beizutragen. Es bleibt entsprechend zu hoffen, dass Reisen in den nächsten Monaten mit positiven Entwicklungen rund um die Pandemie wieder einfacher werden oder zumindest einige der komplizierten Hürden wegfallen.
Reichen würde es im Prinzip schon, wenn analog zum Impfnachweis auch verschiedene Reisedokumente digitalisiert werden und zwischen verschiedenen Ländern „ausgetauscht“ werden können. Dann könnte man mit einem „geprüften“ Profil ohne die vielen verschiedenen Einreiseanmeldungen überspringen und auch direkt die Impfung nachweisen. So könnten alle Beteiligten viel Geld sparen und Reisen würden wieder einfacher werden – träumen wird man ja wohl auch in diesen Zeiten noch dürfen 😉
Danke Moritz. Es ist schon ein Wahnsinn was man auf Reisen momentan für eine Bürokratie erlebt. Wie du schon schreibst, es braucht Kontrollen, aber müssen diese derart kompliziert und unlogisch sein? Für kürzere Strecken, z.B. innerhalb Deutschlands, kann ich momentan die Bahn empfehlen. Dort finden die 3-G-Kontrollen eher stichprobenartig statt und man hat als Reisender nicht so viel Bürokratie-Chaos wie aktuell beim Fliegen.
Also die LH-App erlaubt seit Anfang Dezember das Hochladen des Impfzertifikats und speichert es intern ähnlich Personalausweis- oder Reisepassdaten ab. Habe dadurch bisher alle Bordkarten bekommen, ohne dass ich nochmals etwas hochladen muste. War aber selbst immer überrascht, wenn es funktionierte 😉