Luxusreisen lassen sich mit Meilen & Punkten deutlich günstiger buchen – das sollte jeder Leser von reisetopia inzwischen verinnerlicht haben. Meilen möglichst günstig zu sammeln, alle Aktionen mitzunehmen, einen Status effizient zu erfliegen und am Ende die besten Sweet Spots der Einlösung zu nutzen – das kann schon süchtig machen, macht auf jeden Fall aber sehr viel Spaß.
In der Blase der besten Cent-pro-Meilen Einlösungen und Status-Runs vergesse ich aber manchmal, dass dies nicht allen Reisenden wichtig ist. Doch welche Aspekte sind es, die für manche Meilen & Punkte zur Nebensache werden lassen?
HON Status? Wie cool!
Was haben die meisten im Kopf beim Lufthansa HON Circle Status? Zugang zum Lufthansa First Class Terminal und den First Class Lounges in München und Zürich, Limousine zum Flieger und die Erfüllung aller Extra-Wünsche. Das mag auch cool sein und begeistert auch mich sehr, einem HON der wirklich viel im Flieger sitzt, ist das aber relativ egal.
Ein Freund von mir, der im Jahr fast 300 Flüge hat und im Wochen-, teilweise auch Tagestakt Langstreckenflüge absolviert und dadurch den HON-Status locker nebenbei erreicht, hat mich mit seiner Antwort auf die Frage nach dem wichtigsten am HON-Status ein wenig überrascht: Der Wartelistenpriorität und der Service bei Störungen.
Die Wartelistenpriorität liest sich für mich immer wie ein Witz in der Liste der Statusvorteile, ist aber einfach enorm wichtig, wenn man morgens nach Singapur fliegt und am Abend wieder weiter muss. Fällt hier der Flieger aus und wird man umgebucht, hat man mit dem HON-Status die Garantie auf die erstmögliche Verbindung umgebucht zu werden – egal ob Fremdallianz oder gleiche Airline. Statuslose Kunden werden möglicherweise auf Flieger umgebucht, die deutlich später am Ziel ankommen – was einen Same-Day-Return schon überflüssig machen würde.
Während ich lange philosophieren könnte, ob der Lufthansa First Class Sitz nicht im Vergleich zur Konkurrenz hinterherhinkt, ist auch das für ihn weit weniger relevant – solange immer alles klappt und die Reise komfortabel ist, sind alle zufrieden. Zudem einen persönlichen Ansprechpartner zu haben, der alles für einen klärt ist auch außerhalb eines Lufthansa Streiks mit Stundenlangen Warteschleifen, auch in der Senator-Hotline, sehr praktisch.
Lounge Maximierung vor dem Abflug
Buche ich einen Lufthansa First Class Flug mit Meilen ist dabei auch ein Besuch im First Class Terminal Pflicht. Hierfür reise ich natürlich einige Stunden früher an, um in Ruhe etwas zu essen und die Lounge genießen zu können. Doch setzt man sich am Montagmorgen ins Lufthansa First Class Terminal nahe des Eingangs und beobachtet das Treiben, kann man vor allem eines beobachten: Dass viele der Reisenden einfach die Lounge ignorieren und von der Sicherheitskontrolle kommend direkt zum Aufzug Richtung Transfer zum Flieger laufen.
Denn natürlich ist eine First Class Lounge cool, wer hier aber ohnehin immer Zugang erhält und jede Woche über Frankfurt fliegt, will häufig einfach Zeit sparen und sich nicht lange aufhalten.
Genauso gilt es aber auch mit den weniger Reisenden. Wenn ich mit dem reisetopia-Team unterwegs bin, ist der Ablauf völlig klar: Ein möglichst langer Umstieg wird eingeplant, um alle Lounges am Flughafen angucken zu können. Bei Reisen mit meiner Freundin musste ich dann erst verstehen, dass nicht jeder lange Umstiegszeiten so wertschätzt, sondern das frühe Ankommen am Ziel eher wichtiger ist.
Der Start im Ausland zum Sparen bei den Flugpreisen ist mir auch völlig egal, ich kann unterwegs immer arbeiten und schaue mir gerne noch neue Lounges und eine andere Stadt an. Doch den meisten ist eine möglichst kurze Reisezeit am wichtigsten, egal mit welcher Airline und ob das Lounge Produkt ein wenig schlechter ist oder nicht.
Die beste Einlösung führt in die First Class
Das gleiche Spiel geht beim Einlösen der Meilen weiter. Natürlich ist das Buchen eines First Class Fluges mit Meilen eine enorm lukrative Einlösung – aber was, wenn man nach 250 Reisetagen die Urlaubszeit nicht auch noch im Flieger verbringen möchte? Klar kann man dann die Meilen für Zeiten mit weniger Reisetagen sparen oder Freunden und Familienmitglieder Urlaubsreisen buchen, doch wenn keiner Interesse daran hat ergibt sogar die Einlösung der Meilen für einen Koffer – so schwachsinnig der Gegenwert der Punkte ist – Sinn.
Wer nicht völlig Flug-verrückt ist, der möchte die Zeit im Flieger eher minimieren, als maximieren nach vielen geschäftlichen Reisen. Auch das habe ich erst nicht ganz verstanden.
Die Blase der Meilen & Punkte – Fazit
Natürlich soll dies kein Aufruf sein, weniger Gegenwert aus den Meilen herauszuholen und nicht weiterhin die Zeit in Lounges maximieren – mir macht es jedenfalls immer noch sehr viel Spaß. Es ist nur eine Beobachtung von mir gewesen, dass viele in der Meilen & Punkte Blase sich ein anderes Reisen nicht vorstellen konnten, mich inkludiert. Trotzdem widerstrebt es mir ein wenig, die Einlösung von Meilen für einen Koffer zu akzeptieren – mit oder ohne HON-Status.
Die m. E. oft vernachlässigte Vorteile aller Loyalty Programme (Hotel + Flug) sind folgende:
1. Die Frage des “wie werde ich behandelt”. Natürlich kennt der Mitarbeiter seinen Kunden nicht. Und auch bei Premiummarken ist man oft noch eher “Opfer” als “Kunde”. Als Statuskunde gibt man eine imaginäre Visitenkarte ab auf der “ich kaufe oft bei Euch ein und zahle einen Teil Deines Gehaltes” steht. Bei Sonderwünschen und die sind eher Standard auf Reisen ist das oft eine große Hilfe.
2. Zudem hilft der Status auf der Reise getrennt von der aufgeregten, nervösen Energie vieler Reisender zu sein. Denn vor allem in der Luft hat der Vielreisende die Zeit für Erholung oder konzentriertes Arbeiten, die er am Boden nicht hat. Diese nervöse Energie vieler Reisender überträgt sich auch auf die Dienstleister und wird von diesen zurückgespiegelt. Beispiel Security oder Immigration.
3. Das Leben mit Top-Loyalty Status ist ein Leben hinter der Absperrung. Man gibt wieder eine imgainäre Visitenkarte ab, nämlich die “ich gehöre dazu, Du kannst mir vertrauen” Karte. Braucht man am Boden oft ein- zwei Meetings um einen Kontakt zu “öffnen” geht das in der Lounge quasi im Handumdrehen. Mit ein bisschen Networkingskills und Kenntnis der Szene kommt man in hinter dem Absperrband “Lounge” quasi an jeden Entscheider per Zufall heran. Für mich ist Status daher ganz klar Teil des Werbebudgets.
Würde mich interessieren was der 300-Flüge-Mann beruflich macht.
Unternehmer mit vielen Kunden in Asien 😉
Hey Moritz,
kannst du mir bitte mal sagen wie in diesem Artikel der Preis von 250 € für den First Class Flug zustande kommen? Alleine die YQ , Steuern usw. dürfte ja schon höher sein.
http://www.heute.at/life/reisen/story/First-Class-fliegen–aber–fast–nichts-dafuer-zahlen-52203425
Hallo Michael, leider haben wir nicht direkt eine Handhabe, wenn es um Presseartikel geht, weswegen wir in der Form auch nie von 250 Euro sprechen würden, da der Wert der Meilen hier überhaupt nicht gerechnet wird. Konkret geht es allerdings um unseren Galileo-Beitrag, im Rahmen dessen Jan einen First Class Hin- und Rückflug bei SAS EuroBonus (190.000 Meilen + 250 Euro Steuern und Gebühren) bezahlt hat, hin mit Asiana und zurück mit Air China. Je nach Programm und Airline sind die Gebühren ein ganzes Stück niedriger, sodass Werte von 250 Euro durchaus möglich sind (aber eben nur, wenn man den Wert der Meilen komplett außenvorlässt und annimmt, dass diese “kostenlos” sind).