Nach diversen insolvenzbedingten Kürzungen kommt nun auch noch das Programm “Cabin Tidy” und die Crew ist verärgert.

Die Kabinencrews von Scandinavian Airlines sollen der angeschlagenen Airline bei Sparmaßnahmen helfen und künftig auch Putzaufgaben übernehmen, berichtet aeroTELEGRAPH. Geht SAS, um Kosten zu sparen, einen Schritt zu weit?

Raus aus der Insolvenz – mit allen Mitteln?

Im Juli 2022 musste Scandinavian Airlines (SAS) Insolvenz anmelden und beantragte bei einem US-amerikanischen Gericht den Gläubigerschutz, um sich neu aufstellen zu können. Um den Flugbetrieb während der Umstrukturierung aufrechtzuerhalten, erhielt SAS eine Brückenfinanzierung über 700 Millionen US-Dollar des US-Finanzinvestors Apollo. Auf die Ausschüttung der zweiten Hälfte des Darlehns konnte die Airline allerdings verzichten, da sich das Tochterunternehmen der SAS Group finanziell regenerierte – doch nicht ohne Preis.

SAS

Innerhalb des Sanierungspakets, um die Airline zu retten, stimmten die Piloten der Fluggesellschaft unter anderem einer Verminderung ihres Einkommens um zehn Prozent bei einer Ausweitung der Arbeitszeit um acht Prozent zu. Die Flugbegleiter verzichteten für die zwei Folgejahre auf Gehaltserhöhungen und pro Jahr durchschnittlich auf zwei Wochen Urlaub. Des Weiteren verkaufte SAS die Tochter-Airline Widerøe, eine norwegische Regionalfluggesellschaft, und den eigenen Abfertigungsbereich.

Nun soll die Crew auch putzen – Programm “Cabin Tidy”

Auf Inlandsflügen wurde das vom Management angestoßene Programm “Saubere Kabine” bereits realisiert. Um sich externe Putzfirmen zu sparen, aus finanziellen und zeitlichen Gründen, soll das Crew-Personal Putzaufgaben übernehmen. Der SAS-Vorstand erhofft sich neben dem Kostenersparnis, dass die Zeiten, bis Flugzeuge wieder abflugbereit sind, so minimiert und Verspätungen folglich vermindert werden können.

SAS Crew

Was dies konkret bedeuten soll – darüber wird noch heftig diskutiert. Denn begeistert ist das Kabinenpersonal nicht:

Es wäre eine Katastrophe für unsere Arbeitszeiten, wenn wir an Bord putzen müssten.

Kabinencrewmitarbeiter SAS (anonym)

Auch der Tätigkeitsbereich wurde scheinbar nicht transparent kommuniziert, denn einige Mitglieder des Bordpersonals befürchten, sie müssen auch die Toiletten der Flugzeuge reinigen. Dies dementierte nun aber SAS-Sprecherin Karin Nyman:

Es geht darum, die Waschbecken zu säubern, nicht die Toilettensitze.

Karin Nyman, SAS Vice President Brand and Communications

Außerdem sollen die Crew-Mitglieder den Müll in der Kabine einsammeln. Ab dem 1. Juni soll die Sparmaßnahme nun erst auf ganz Skandinavien und später auf Ziele mit einer Flugzeit von bis zu drei Stunden ausgeweitet werden. Laut Nyman ein notwendiges Mittel zum Zweck:

Wir tun alles, was möglich ist, um die Kosten zu senken, damit wir wettbewerbsfähig sind.

Karin Nyman, SAS Vice President Brand and Communications

Da der Konflikt zwischen Management und Crewmitgliedern nicht gelöst werden konnte, ist Programm “Cabin Tidy” nun auch zum zentralen Verhandlungspunkt zwischen den Gewerkschaften und dem schwedischen Arbeitgeberverband in der Luftfahrtindustrie geworden.

Fazit zu den Putzaufgaben an Bord bei SAS

Im Rahmen des insolvenzbedingten Sparprogramms, dass das Star Alliance-Mitglied SAS aktuell fährt, sollen nun Putzaufgaben an Bord an die Crew-Mitglieder übertragen werden. Sukzessive soll das Programm “Cabin Tidy” auf alle Strecken erweitert werden, die die Airline bedient. Das Budget für externe Putzfirmen soll eingespart werden. Der Konflikt mit dem verärgerten Kabinenpersonal lässt sich aktuell nicht schlichten und muss zwischen den Gewerkschaften und dem Arbeitgeberverband verhandelt werden.

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Autor

Unstillbare Abenteuerlust und chronisches Fernweh treiben Anja seit jeher raus in die weite Welt. Die Berlinerin nennt jeden Ort, an dem sie mehr als zwei Tage verbringt, ihr temporäres Zuhause und ist am glücklichsten, wenn ihr Tag nur aus neuen Wegen besteht.

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  • Na ja, Waschbecken auswischen und Müll einsammeln sind auf der Langstrecke wohl überall üblich, warum nicht auch auf der Kurzstrecke?
    Es wäre nicht der erste Fall, wo sture Gewerkschaften den Untergang einer Airline beflügelt haben (z.B. Sabena).

  • Ich war vor 2 Wochen in der SAS Lounge in Stockholm. Seit ich das gesehen habe, weiß ich was sparen ist. Das Angebot war erschreckend und kein Vergleich zu vor Corona. Die Lounges in CPH und ARN waren einmal Vorzeigeobjekte !

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