In den letzten Jahren habe ich teilweise weit über 100 Nächte in einem Hotel verbracht. Nicht gerade selten wurde ich dabei gefragt, warum ich nicht komplett im Hotel wohne. Doch ist das überhaupt eine realistische Option?

Ich bin ein großer Fan von (Luxus-)Hotels und liebe es, weltweit verschiedene Hotels zu testen. Hin und wieder bin ich sogar so verrückt, dass ich am liebsten jeden Tag das Hotel wechseln würde, um wieder etwas Neues zu sehen. Bei so vielen Nächten in Hotels werde ich natürlich auch immer wieder gefragt, ob ich überhaupt noch ein Zuhause habe. Auch für mich selbst stellt sich allerdings hin und wieder die interessante Frage: Könnte ich vielleicht sogar ein ganzes Jahr im Hotel leben?

Kompletter Service vs. hoher Preis

Das Leben im Hotel macht natürlich aus, dass man sich im Prinzip um nichts kümmern muss. Man steht morgens auf, geht zum Sport, an den Pool und dann zum Frühstück. Zwischendurch wird das Zimmer gereinigt und aufgeräumt. Danach verbringt man den Tag außerhalb, am Abend bestellt man sich vielleicht noch Room Service oder geht nochmal an den Pool oder ins Spa. Hausarbeit? Fehlanzeige. Man geht sozusagen den Dingen aus dem Weg, die viele andere Leute so sehr nerven. Auch für die Arbeit kann das natürlich ein großer Vorteil sein, denn man kann sich schlichtweg mehr auf die “wichtigen Dinge” konzentrieren.

Conrad Algarve Outdoor Pool 5

Natürlich hat dieser Service aber auch seinen Preis, denn wenn man davon ausgeht, in einem wirklich guten Hotel zu wohnen, muss man mindestens 100 Euro die Nacht einplanen. Auf das Jahr gerechnet sprechen wir von 36.500 Euro, im Monat von knapp 3.000 Euro. So viel Miete bezahlen vermutlich die wenigsten, besonders nicht für einen Raum von vielleicht 20 bis 40 Quadratmetern. Doch die Kosten hören hier noch lange nicht auf: Durch das Leben im Hotel steigen auch die Nebenkosten, nicht gerade für Strom und Wasser, aber für Wäsche, Verpflegung und andere Dinge. Gleichzeitig spart man natürlich auch, etwa die Mitgliedschaft für das Fitness Center.

Leben aus dem Koffer vs. die Welt entdecken

Für mich würde es wohl nicht in Frage kommen, das ganze Jahr über im selben Hotel zu wohnen, denn dann würden wir im Prinzip nur von einer teuren Wohnung mit Zusatzservices sprechen. Vielmehr würde es mich wenn dann reizen, die Welt zu entdecken und zahlreiche verschiedene Hotels auf allen Kontinenten mein “zuhause” zu nennen. Dem entgegen steht natürlich das Leben aus dem Koffer. Gerade wenn man wie ich nur mit Handgepäck unterwegs ist, hat man schlichtweg wenig dabei. Laufschuhe, T-Shirts, ein Hemd, zwei Hosen, Socken, Unterwäsche. Im Alltag reicht das locker, aber für besondere Events fehlt bei diesem Lebensstil die Kleidung.

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Dazu kommt, dass es vermutlich vielen unangenehm wäre, immer nur aus einem kleinen Koffer zu leben und im Prinzip nie auszupacken. Ich habe mich daran erstaunlich schnell gewöhnt und packe mittlerweile auch zuhause teilweise nicht mehr den Koffer aus. Zudem halte ich diesen Aspekt im Großen und Ganzen als zu vernachlässigen, wenn ich dadurch gleichzeitig die Welt entdecken kann. Jede Woche eine neue Stadt sehen ist für mich wichtiger als einen vollen Koffer zu haben. Natürlich, und so fair muss man sein, ist das schon einmal grundsätzlich nur für diejenigen möglich, die flexibel arbeiten können oder sich ein Gap Year nehmen.

Keine engen Freundschaften vs. neue Freunde

Ein ganz wichtiger Aspekt bei einer Debatte wie dieser sind die sozialen Kontakte. Machen wir uns nichts vor: Schon bei meinem aktuellen Reiseverhalten ist es alles andere als einfach, enge Freundschaften zu knüpfen und zu halten – man ist ja schlichtweg nie lange da. Wer dagegen ein ganzes Jahr nur im Hotel lebt, der hat noch schlechtere Chancen. Alte Freundschaften können zwar halten, mehr aber auch nicht. Dafür gibt es einen anderen positiven Aspekt: Man kann unterwegs sehr schnell neue Kontakte knüpfen.

InterContinental Bangkok Executive Lounge

Allerdings muss man auch hierfür schlicht der Typ sein, denn einfach so lernt man nicht neue Leute kennen. Ich würde mich selbst fast als zu introvertiert einschätzen, um unterwegs in einem Luxushotel, hier geht es meist ja noch etwas anonymer zu, neue Leute kennenzulernen. Mein Kollege Moritz dagegen hätte damit sicherlich kein Problem. Ich schätze dafür zum Beispiel auch Hotels mit Executive Lounge, wo man schneller mit anderen in Kontakt kommt und generell nicht einsam in seinem Hotelzimmer herumsitzt – das hilft auch ohne enge Freundschaften im sozialen Bereich.

Erlebnis vs. Routine

Was reizt mich an der Thematik des Lebens im Hotel? Gewissermaßen ein Ausbruch aus der Routine. Ich bin an sich gerne zuhause und freue mich nach längeren Reisen auch immer nach Hause zu kommen. Doch ich merke auch, dass mich die Routine schnell langweilt, was mir unterwegs dagegen kaum passiert. Während ich also nicht denke, dass ein langfristiges Leben im Hotel eine echte Option wäre, kann ich mir so etwas für ein Jahr durchaus vorstellen. Gerade in Verknüpfung mit einer Weltreise halte ich das Leben im Hotel für eine ziemliche coole Option – andere würden hier sicherlich AirBnBs als Option bevorzugen. Wir wären aber nicht auf reisetopia, wenn Hotels für uns nicht besonders wichtig wären.

Crowne Plaza Singapur Changi Airport Pool

Wenngleich ich also wohl nicht komplett ein ganzes Jahr im Hotel verbringen werde, mache ich schon einmal einen Anfang: Bis Ende des Jahres bin ich in drei Monaten jeweils knapp 30 Tage am Stück im Hotel – und das in China. Dabei bin ich natürlich wieder verrückt und wechsle das Hotel deutlich mehr als nur einmal die Woche. Nach diesen Erfahrungen werde ich wissen, ob ich es vielleicht doch ein wenig übertreibe oder ein solches Lebensmodell zumindest für einen temporären Zeitraum Spaß machen kann. Langfristig sieht die Welt für mich natürlich auch anders aus, aber als kleines Experiment kann ich mir so etwas aber durchaus vorstellen!

Was denkt Ihr? Ist es möglich ein ganzes Jahr nur im Hotel zu leben, ohne verrückt zu werden oder zu vereinsamen?

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Ich bin auch viel beruflich unterwegs, und probiere gern auch neues aus. Allerdings finde ich immer nur Hotels auch etwas langweilig. Es schleift sich irgendwann eine gewisse Routine ein, die auf Dauer ermüdend wirkt – weiß nicht genau wie ich das besser beschreiben soll. Wahrscheinlich ein “und täglich grüßt das Murmeltier”-Feeling. Allerdings sind bei Geschäftsreisen Hotels ja eher Mittel zum Zweck. Bei Euch ist es ja eher das “Ziel”.

    Hinzu kommt, daß man gewisse Ziele auf Geschäftsreisen mehrfach besucht, und wenn man dort die 3,4 besten Varianten durch hat, bleibt man in der Regel bei dem, was einem am besten gefallen hat, das beste Restaurantangebot in der Nähe hat, man am einfachsten zum Flughafen kommt, man am wenigstens Stau auf dem Weg zum Zulieferer/Kunden hat usw. …

    Einen guten Tipp hab ich aber dennoch. Gerade in Asien gibt es viele Serviced Appartments, die auch Leistungen wie in Hotels anbieten, also mit Abendessen und Frühstück. Mir fiele da Ascott und Somerset als Kette ein. Da kann man dann auch mal Wäsche waschen, wenn es sein muss, und man hat mal ein paar Tage etwas anderes als ein Hotelzimmer.

  • Hi Moritz,

    ich checke zwar fast täglich eure Seite aber habe bisher noch nie ein Kommentar verfasst. Da mich das Thema selber betrifft möchte ich gerne meine Erfahrungen mit dir/euch teilen.

    Vor ca einem Jahr habe ich mit 26 Jahren meine Wohnung in Berlin aufgegeben und bin seitdem in der Welt unterwegs. Zum Arbeiten brauche ich nur ein Laptop und Internet, deswegen funktioniert das.

    In den letzten 12 Monaten habe ich ca. 250-300 Tage in Hotels in etwa 20 Ländern verbracht, die restlichen Tage entweder in Airbnbs oder bei Freunden.

    Ähnlich wie du habe ich auch gerne einen gewissen Luxus in Hotels und gerade aufgrund von Wertsachen bevorzuge ich diese gegenüber gemeinschaftszimmern in Hostels. Die 100€ pro Nacht sind m.M. nach im Durchschnitt zu schaffen, allerdings hängt das natürlich stark von der Reiseregion ab. Aufgrund meiner Präferenz für Kettenhotels von Marriott und Hilton lande ich jedoch eher so bei 120€. Marriott und Hilton deswegen, weil es dort mit einem Status die besten Vorteile (hauptsächlich Upgrades, Frühstück, Lounge Zugang und flexible check in/out Zeiten) und eine gute weltweite Abdeckung gibt.
    Um dem ständigen Waschen vorzubeugen habe ich jeweils ca 10-15 paar Socken, Tshirts und Boxershorts dabei, damit es auch mal eine Woche ohne geht. Ansonsten ist es in Asien meistens recht leicht und günstig Laundry Services zu finden oder man wäscht das Nötigste per Hand und lässt es dann im Zimmer trocknen. (Bei der Handwäsche riechen die Sachen jedoch teilweise nach einer Weile)
    Ansonsten kann man auch einfach alle paar Tage in ein Airbnb oder Hotel mit laundry self service gehen, sodass man seine Sachen günstig waschen kann.

    Was die Einsamkeit angeht, dem kann ich zustimmen. Gerade in “Luxushotels” ist es schwierig Leute kennenzulernen bzw “gleichgesinnte” zu finden. Die meisten Gäste sind entweder beruflich eingebunden oder Paare. Auch wahren oft die Angestellten der Hotels eine gewisse Distanz zu den Gästen und sprechen einen mit “Sir” an. Da kommt schon öfter mal Einsamkeit auf. Apps wie tinder oder Meetup helfen zwar beim Leute kennenlernen aber durch die ständigen Ortswechsel lassen sich dennoch kaum enge Verbindungen aufbauen. Glücklicherweise “besuchen”mich im Schnitt alle 2-3 Wochen Freunde von mir und wir reisen dann zusammen, sodass ich nie lange alleine bin.
    Alleine zu reisen ist eine der besten Erfahrungen, die ich jemals machen durfte.
    Am Ende kann man jedoch seine Erlebnisse mit Niemandem teilen oder man sieht die “Travel Buddies”, mit denen man die Erlebnisse hatte, nie wieder.
    Insgesamt ist aber die Einsamkeit der Grund, weswegen ich primär in Hotels wohne. Auch wenn man keine “Verbindungen” zu den Leuten aufbaut so hat man doch bei Bedarf immer jemanden um sich herum.

    Falls du/ihr noch weitere Erfahrungen austauschen wollt, bin ich offen dafür!
    Gerne können wir uns auch mal irgendwo in Asien treffen, wenn sich unsere Wege kreuzen.

    Grüße aus Taipei
    Daniel

    • hallo moritz,
      und ich moechte daniel aus taipeh miteinschliessen, ich bin ja nicht so der kommentarverfasser, aber eure artikel sprechen mir aus tiefster seele,
      ich bin keine 25 jahre mehr, bin 73 und habe schon einige jahrzehnte weltreisen hinter mir und muss immer noch im bekanntenkreis um verstaendnis kaempfen fuer meine reise bzw. luxushotels verruecktheit . kaum einer versteht es. ich bin kunstmaler und somit auch herrscher ueber meine zeit, lebe seit 38 jahren mit meinem partner, der in einem normalen job taetig war, also nicht immer zeit hatte meine obsession zu teilen, also war doch oft nicht allein unterwegs, bezueglich der einsamkeit, verstehe gut , das beduerfnis , die erlebnisse und eindruecke teilen zu wollen.durch meine kuenstler taetigkeit gab es natuerlich auch zeiten, viel zeit kein geld, was die reisemoeglichkeit einschraenkte. jetzt im hohen nalter ist gluecklicherweise beides vorhanden und meine perverse lust focusiert sich jetzt auf wochenlanges weltweites hotel hopping, im luxus sektor natuerlich, sprich ganz besondere absteigen, die manchmal gar nicht soo kostspielig sind. bitte das soll sich nicht angeberisch anhoeren, ich erlebe nur immer wieder ein tiefes , angenehmes gefuehl des befriedgt seins , beim aufenthalt ineinem schoenen, alten kolonialhotel oder genauso in einem modernen stahl und glaspalast der fast perekt funktioniert in einer exotischen umgebung.wie gesagt 73 jahre alt und leider durch parkinson ziemlich eingeschraenkt freue ich mich schon auf den winter , december bis april unterwegs zu sein in thailand und malaysia diesmal, vor allem wegen der vielen hotels teilweise immer nur 2 oder3 tage, bangkok grand hyatt , sofitel , plaza athenee usw. und kuala lumpur, the majestic, grand hyatt, mandarin oriental usw,. alle sehr bezahlbar, ich habe naemlich keine lust 400 euro die nacht zu zahlen.
      deswegen habe ich eure berichte und kommentare mit wachsender begeisterung gelesen und dachte, du bist nicht allein, wenn du traeumst heute abend.
      ich finde besondere luxushotels einfach schoen

      in diesem sinn
      liebe gruesse an euch, ihr brueder im geiste

      klaus

      • Hallo Klaus, danke für deinen Kommentar – sehr inspirierend! Ich hoffe, dass es dir noch möglichst lange möglich ist, genau so zu leben wie du dir das vorstellst, allen Hindernissen zum Trotz. Viel zu reisen und besondere Luxushotels kennen zu lernen ist eben immer ein tolles Erlebnis 🙂

  • Hi Moritz, darf ich denn fragen, was der Grund für Deine extremen Reisetätigkeiten ist? Reisetopia allein kann es ja wohl nicht sein, da Du innerhalb Eurer Truppe anscheinend mit Abstand am meisten unterwegs bist…

    LG, Thomas

    • Hallo Thomas, bei mir handelt es sich um ganz verschiedene Zwecke – teilweise bin ich für ein reisetopia unterwegs, teilweise für andere Projekte aus meinem beruflichen Umfeld (ich arbeite nebenbei noch freiberuflich im SEO-Bereich). Dazu kommen noch so einige Reisen, die ich schlichtweg aus eigenem Interesse machen. Aus dieser Kombination entsteht dann die noch einmal größere Reisetätigkeit als bei den anderen Kollegen .)

    • Hallo Charlotte,

      auf den ersten Blick verwirrend, aber Moritz kommt direkt zwei mal in unserer Redaktion vor. Moritz L. den man durch den Content eher kennt und Moritz S. der bei uns für die ganze Technik zuständig ist und deshalb eher seltener hier im Vordergrund auftaucht.

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