Die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Kurzstreckenflügen gibt es schon lange. Ein neues Gesetz in Frankreich gab nun auch den Grünen und Verbraucherschützern in Deutschland den Anlass, erneute Forderungen zum Klimaschutz zu stellen.

Mal eben für ein berufliches Treffen von München nach Frankfurt fliegen – für manch einen gehörte das zumindest vor Corona zum Alltag dazu. Im Rahmen der Klimaschutzdebatte wurden gerade solche Flüge immer wieder kritisiert, Verbote aber nie ausgesprochen. In Frankreich wurde derweil nun ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Inlandsflüge auf allen Strecken verbieten soll, auf denen es eine Zugalternative gibt, deren Fahrtzeit nicht länger als 2.5 Stunden beträgt. Die Grünen und Verbraucherschützer haben dies nun zum Anlass genommen, für ähnliche Regelungen in Deutschland zu plädieren. Hier soll aber ein größerer Fokus auf der Verbesserung des Bahnangebotes liegen, damit Kurzstreckenflüge von alleine überflüssig werden, so berichten FAZ und Handelsblatt übereinstimmend.

„Bis 2035 wollen wir Kurzstreckenflüge weitestgehend obsolet machen“

In Frankreich wurde am Mittwoch ein neues Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht, welches unter anderem kurze Inlandsflüge bereits ab diesem Sommer verbietet, sofern eine adäquate Zugalternative besteht. Dafür wurden sogar Vorschläge aus einem zufällig zusammengestellten Bürgerkonvent mit einbezogen. Eine Tatsache, die hierzulande von Dieter Janecek, dem Sprecher für Industriepolitik und digitale Wirtschaft der Grünen-Fraktion als “mutig und innovativ” beschrieben wird. In Deutschland hat man das neue französische Klimaschutzgesetz daher nun zum Anlass genommen, ebenfalls über die Thematik der Kurzstreckenflüge zu debattieren. Grüne und Verbraucherschützer äußerten sich sofort mit einigen Vorschlägen, die sich allerdings nicht ganz so drastisch lesen wie die unserer französischen Nachbarn.

Bis 2035 wollen wir deshalb die Bahn auf nahezu allen innerdeutschen Strecken und ins benachbarte Ausland zur schnelleren, komfortableren und günstigeren Alternative machen.

Markus Tressel, tourismuspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion
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Hier wird zunächst gefordert, die Bahninfrastruktur zu verbessern, um dann ohne Verbote die Kurzstreckenflüge obsolet werden zu lassen. Der Zeitrahmen ist dabei auch deutlich weiter gefasst – 2035 erst sollen die Maßnahmen fertig umgesetzt sein.

Es ist noch einiges zu tun in Sachen Digitalisierung, Taktung und Preispolitik

Verwunderlich ist es allerdings nicht, dass der geforderte Zeitrahmen für ähnliche Ansätze in Deutschland deutlich länger ist – schließlich ist noch einiges zu tun, bevor die Bahn als echte Alternative fungieren kann. Die Verbraucherschützer sprechen sich daher auch ganz klar gegen ein Verbot aus. Lieber soll die Bahn so gut aufgestellt werden, dass die Menschen freiwillig eine Zugfahrt statt eines Kurzstreckenfluges wählen. Dafür sind zunächst massive Investitionen in Streckenausbau, Digitalisierung und eine bessere Taktung nötig. Weniger Investitionen sollen dagegen in den Ausbau neuer Landebahnen fließen. Laut Verbraucherzentrale werden somit “Kurzstreckenflüge zurückgehen, ohne dass mit einem Verbot eingegriffen werden muss.” Ein wichtiger und entscheidender Punkt werden auch die Preise der Bahntickets sein. Aktuell ist es so, dass Fliegen häufig die günstigere Alternative ist. Wird an dieser Stellschraube nicht gedreht, wird eine Reduktion der Kurzstreckenflüge sicherlich schwierig.

Auch soll die Bahn eine größere Rolle als Ersatz von Zubringerflügen spielen. Hierbei muss sich natürlich deutlich besser als bisher auf die Pünktlichkeit verlassen werden können, sodass der Anschlussflug in jedem Fall erreicht wird.

Deshalb muss die Kooperation mit Bahn und Airlines verstärkt werden, so dass zuverlässig der Anschluss erreicht wird und das Gepäck schon am Bahnhof aufgegeben werden kann.

Marion Jungbluth, Leiterin des Teams Mobilität und Reisen des Verbraucherzentrale Bundesverbands

Fazit zu den Forderungen der Grünen und Verbraucherschützern

In Frankreich hat sich in der letzten Woche viel bewegt in Sachen Klimaschutz. Dies haben deutsche Vertreter nun ebenfalls zum Anlass genommen, die Debatte über Kurzstreckenflüge wieder aufkeimen zu lassen. Die Forderungen sind dabei jedoch weniger strikt. An erster Stelle stehen große Investitionen in eine Verbesserung des Bahnangebotes, sodass Kurzstrecken- und Zubringerflüge automatisch überflüssig gemacht werden. Bis es so weit ist, wird aber wohl noch einige Zeit vergehen.

Wie seht Ihr das? Kommt für Euch die Bahn als Alternative zum Flug infrage?

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Autorin

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt auf reisetopia.ch ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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  • Man ersetze doch mal einen Zubringerflug von STR nach MUC durch die Bahn. Noch dazu mit Gepäck. Wie oft muss ich da mit dem Gepäck umsteigen. Der Zeitaufwand ist gigantisch und im Falle eines Zugausfalls: Wer zahlt dann den verpassten Anschlußflug?

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