Seit Jahren bezeichnet die europäische Flugbranche ihr Wachstum als CO2-neutral. Doch Umweltexperten warnen bereits seit einiger Zeit, dass die Anreize für Airlines zur Reduktion des CO2-Ausstoßes zu gering seien. Der EU-Emissionshandel sei für Airlines schlicht zu günstig. Ein Thema, dem man sich in den folgenden Jahren widmen will.

Erst seit wenigen Tagen ist Ursula von der Leyen neu gewählte EU-Kommissionspräsidentin. Schon vor ihrer Wahl kündigte sie an, während ihrer Legislaturperiode ein besonderes Augenmerk auf den Umweltschutz legen zu wollen. Unter dem Projekt “A European Green Deal” sind gleich mehrere Vorhaben zusammengefasst, die sich diesem Thema widmen sollen. Eines davon betrifft auch die Luftfahrtbranche.

Weniger kostenfreie Emissionszertifikate

Mit dem Programm wurde nämlich angekündigt, die Zuteilungsmenge kostenloser Emissionszertifikate für die Fluggesellschaften in den folgenden Jahren zu reduzieren. Das sei notwendig, um die europäischen Klimaziele erreichen zu können. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen deutlich reduziert werden. Bis 2050 strebt man die CO2-Neutralität an. Um die Ernsthaftigkeit dieser Ziele zu unterstreichen, sollen diese künftig auch gesetzlich festgehalten werden.

Der europäische Luftverkehr unterliegt seit Anfang 2012 dem EU-Emissionshandel (EU-ETS). Alle Teilnehmer des Emissionshandels erhalten eine bestimmte Menge an Emissionsberechtigungen kostenfrei zugeteilt. Die Gesamtmenge der Emissionsberechtigungen richtet sich dabei nach der jeweiligen Branche. Im Falle der Luftfahrtbranche soll das System dem CO2-Ausstoß auf jenen aus dem Jahr 2005 begrenzen. Doch nicht immer geht dieses Konzept auf.

Wachstum der Luftfahrtbranche CO2-neutral?

Das liegt an der Natur des EU-Emissionshandels. Es handelt es sich um ein Cap-and-Trade-System. Steigen die Emissionen der Luftfahrtbranche, müssen die Airlines Emissionszertifikate anderer Emittenten kaufen, die am Programm teilnehmen. In der Regel sind die Teilnehmer des EU-Emissionshandels energieintensive Industriezweige. Die betreffende Airline könnte also Emissionszertifikate von einem Kraftwerk kaufen. Die Gesamtmenge der Emissionszertifikate ist zwar EU-weit gedeckelt, es gibt allerdings keine Kaufbegrenzung für die einzelnen Teilnehmer. Sofern ein anderer Emittent Zertifikate verkauft, können diese erworben werden.

Europaparlament Straßburg

So kommt es auch, dass die Luftfahrtbranche ihr jährliches Wachstum als CO2-neutral bezeichnet. Denn in der Theorie stößt ein anderer Emittent dafür weniger CO2 aus. Insgesamt steigt der CO2 Ausstoß in Europa damit zwar nicht, der Ausstoß der Luftfahrtbranche nimmt aber trotzdem zu.

Zwar sehen wir in den letzten Monaten immer mehr Bestrebungen einzelner Airlines, umweltfreundlicher agieren zu wollen, doch die EU will diese Entwicklung nun möglichst weiter beschleunigen. Dazu will man die Anzahl der kostenfreien Emissionszertifikate reduzieren. Dem Grunde nach dürften einzelne Airlines also weniger CO2 ausstoßen als bislang. Das gelingt beispielsweise durch die Anschaffung neuerer Flugzeuge, die weniger Kerosin verbrauchen.

Kauf von Zertifikaten bislang günstiger als Investition in Modernisierung

Problematisch ist allerdings ein zweiter Faktor des Systems. Denn Airlines können recht einfach Zertifikate anderer Emittenten kaufen. Dies war in der Vergangenheit oft deutlich günstiger als die Investition in neue Fluggeräte. Die Preise für Emissionszertifikate unterlagen vor allem in den letzten Jahren starken Schwankungen. So kostete eine Tonne CO2-Ausstoß Anfang 2018 noch etwa sieben Euro. Mittlerweile liegt der Preis bei etwa 25 Euro je Tonne. Künftig soll der Preis für die Zertifikate möglichst konstant bleiben. Das entschied die EU in Form mehrerer Maßnahmen im Jahr 2017.

Als besonders hilfreich zeichnet sich dabei die Herausnahme der Zertifikatsüberschüsse aus dem Markt ab. Grundsätzlich könnte man aber auch noch weiter gehen. Das Cap-and-Trade-System könnte auch den Gesamtausstoß des Luftverkehrs senken, wenn man den Ausstoß insgesamt begrenzen und drosseln würde. Dazu müsste man sich von der Entwicklung seit 2005 als Berechnungsgrundlage verabschieden. Einen solchen Vorstoß gab es bislang aber noch nicht.

Ändern könnte sich das spätestens 2023. Denn zu diesem Jahr ist eine Ablösung des EU-Emissionshandelssystems durch das ICAO System “Corsia” geplant. Das neue System soll den CO2-Ausstoß aller Luftfahrzeugbetreiber der ICAO-Mitgliedsländer insgesamt überwachen. Das derzeitige EU-System gilt nur für innereuropäische Flüge bzw. EU-Airlines. Corsia soll so nicht nur zu einer Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen im Luftverkehr führen, sondern auch für einen faireren Wettbewerb sorgen.

Fazit zu den geplanten Änderungen im Emissionszertifikatshandel

Das Thema Umweltschutz ist derzeit präsent wie nie. Wenig verwunderlich also, dass sich Ursula von der Leyen als neue EU-Kommissionspräsidentin diesem Thema mit als erstes annimmt. Auch wenn die Luftfahrtbranche ihr Wachstum stets als CO2-neutral bezeichnet, stimmt das in der Praxis nicht so ganz. Um den Ausstoß der Airlines zu reduzieren, soll es deshalb künftig weniger kostenfreie Emissionszertifikate geben. Bislang gilt das nur innerhalb der EU. Mit dem neuen ICAO-System Corsia steht aber auch ein globales System in den Startlöchern.

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  • Co2 – Der neue Ablasshandel. Die EU braucht Geld für ihre Willkommenskultur und zur Kompensation der auslaufenden Zahlungen der Briten. Das Klima ist ein netter Vorwand, der den Politikern selbst am A… vorbei geht. Oder wie war das mit den zahllosen Gipfeln, auf denen eh nix rauskommt? Gab doch mal ne Klimakonferenz auf Bali? Wo alle mit Bus, Bahn und Fahrrad hinkommen? Selten so gelacht.

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