Der Flughafen Berlin Brandenburg hat am Dienstag, dem 23. Mai, zur Pressekonferenz geladen und dabei die Bilanz des vergangenen Jahres vorgestellt. Außerdem gibt man einen Ausblick für die kommenden Monate.

Der Berliner Hauptstadtflughafen stand viele Jahre in der Kritik, und das auch schon längst vor seiner Eröffnung. Doch auch in den Wochen und Monaten danach hagelte es immer wieder Kritik. Und auch die Geldsorgen des Hauptstadtmotors wollten nicht abreißen. Kehrt der BER mittlerweile aber wieder in sichere Gefilde zurück und kann sogar zu dem Flughafen wachsen, zu dem er einst bestimmt war?

“Flughafen soll jeden Tag ein Stück besser werden”

Der Flughafen Berlin Brandenburg mausert sich langsam zum wichtigen Wirtschaftsmotor der Hauptstadtregion und hat seine Position an dritter Stelle hinter den Flughäfen Frankfurt und München übernommen. Die positive Tendenz lässt sich auch in den Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres 2022 erkennen. Diese wurden am Dienstag am Flughafen von Aletta von Massenbach (CEO) und Jörg Simon (Vorsitzender des Aufsichtsrates) vorgestellt. Dabei ergriff Simon zuerst das Wort, betitelte das Jahr 2022 als ein gutes Jahr für den BER, welches von einigen neuen Problemen dennoch gespickt war. Das wichtigste Thema, die Stabilisierung der finanziellen Situation, konnte jedoch laut eigener Aussage gemeistert werden. Auch personell sieht man den Flughafen, vor allem im Management mit Frau von Massenbach und Herrn Hoff Andersson gut aufgestellt. Der Aufsichtsrat steht also hinter dem Flughafen.

Im Anschluss ergriff Frau von Massenbach das Wort. Auch sie bezeichnete das vergangene Geschäftsjahr als ein stabiles, trotz der Unwägbarkeiten zu Beginn des Jahres, welcher noch im Zeichen der Corona-Pandemie mit der jüngst aufgetretenen Omikron-Variante stand. Hinzu kamen und kommen geopolitische Spannungen sowie Luftraumsperrungen, die auch im aktuellen Jahr anhalten. Doch dazu in einem separaten Artikel mehr. So konnte der Flughafen Berlin Brandenburg im Jahr 2022 ein positives Ergebnis von knapp 57 Millionen Euro (beim EBITDA) verzeichnen, und das ohne Sondereffekte. Im vergangenen Jahr konnte der Flughafen zwei Grundstücke veräußern, die dieses Ergebnis noch besser darstellen. Dennoch ein durchaus beachtliches Ergebnis hatte der Flughafen Berlin Brandenburg im vergangenen Jahr 15 Millionen Euro Mehrausgaben bei den Energiekosten zu tragen.

Flughafen BER

Zudem konnte der Flughafen Berlin Brandenburg 2022 knapp 20 Millionen Passagiere abfertigen, was etwa doppelt so viele Passagiere wie im Jahr 2021 sind. Das konnte auch mit einigen Neuerungen gelingen, bei denen der BER sogar als Vorreiter gilt. So installierte man im vergangenen Jahr die BER Runway, eine spezielle Sicherheitskontrolle, welche den Passagieren eine Zeitslotbuchung erlaubt. Etwa 20 Prozent der Passagiere können einen Zeitslot an der Sicherheitskontrolle buchen. Mittlerweile findet dieses Projekt Anklang. Zudem will der Flughafen die Digitalisierung und Automatisierung am Flughafen weiter vorantreiben. Mit mehr Check-in-Kiosks können Passagiere individuell entscheiden, welchen Prozess des Check-ins sie nutzen wollen. Aktuell sind bereits zwölf Airlines Teil dieses Projekts. Im Laufe des Jahres sollen 80 Prozent der Airlines am BER hier den Service ihren Passagieren zur Verfügung stellen können.

Viele Ziele, wenig Frequenzen

Auch die Anzahl der angebotenen Destinationen vom BER knüpft wieder fast an das Vorkrisenniveau an. Lediglich die Frequenzen hinken noch weit hinterher. Im Kontinentalverkehr sieht sich der Flughafen hier auch für 2023 gut aufgestellt und will den Fokus darauf legen. Größtes Sorgenkind derweil dürfte der Inlandsflugverkehr sein. Dieser ist weiterhin stark rückläufig. Im Jahr 2022 flogen lediglich 2,5 Millionen Passagiere auf den angebotenen Inlandsverbindungen. Vor Corona fielen noch 8,5 Millionen Passagiere auf diese Routen zurück. Damit bestätigt sich ein Trend in Deutschland, welcher laut von Massenbach vor allem auf das bessere Angebot der Deutschen Bahn zurückzuführen ist. Im Interkontinentalverkehr hinkt man ebenfalls noch dem Vorkrisenniveau hinterher. 600.000 Passagiere flogen 2022 auf den hier angebotenen Verbindungen. Vor Corona waren das noch 900.000 Passagiere.

Flughafen Berlin Brandenburg
Allein an den Flughäfen können mehrere verschiedene Gruppen streiken

Ändern soll das ein stärkerer Fokus auf den Langstreckenverkehr. Noch am Freitag nimmt United Airlines die zweite Verbindung ´nach Berlin auf – diesmal ab Washington. Zudem kehrt Delta Air Lines von New York JFK nach Berlin zurück, wenn auch beides vorerst nur saisonal. Der Flughafen beschäftigt sich derweil mit möglichen neuen Verbindungen auf der Langstrecke. Einige folgen zum Ende des Jahres nach Dubai und Kuwait. Vor allem Nordamerika soll hier dann aber im Fokus stehen. Derweil ist aber fraglich, ob Norse auch im Winterflugplan 2023/2024 noch ab Berlin fliegen wird. Derzeitig sind keine Flüge buchbar. Laut Norse wird dieser Flugplan erst Ende Juli freigeschaltet, wie wir auf Anfrage erfahren durften. Frau von Massenbach schätzt die Situation durchaus kritisch ein, will die Situation aber gemeinsam mit der Fluggesellschaft analysieren.

Der BER weiter als Vorreiter?

Für 2023 und darüber hinaus sieht sich der Hauptstadtflughafen gut aufgestellt. Die Energiekrise nahm man als Grund, um den Flughafen effizienter und nachhaltiger zu gestalten. In diesem Rahmen nimmt der BER auch an einem Pilotprojekt für grünen Wasserstoff teil. Auch finanziell will man die Lage unter anderem damit weiter stabilisieren. So konnte man die Schulden dank einer Sondertilgung in Höhe von 600 Millionen Euro reduzieren. Der finanzielle Fahrplan bis 2026 verläuft aktuell nach Plan. Im aktuellen Jahr erwartet der Flughafen 23 Millionen Passagiere. Bis 2029 soll das Vorkrisenniveau dann wieder erreicht werden. Der BER Traveller wurde zudem in der vergangenen Woche als Pilotprojekt gemeinsam mit der Lufthansa aufgenommen und soll zukünftig noch mehr Möglichkeiten schaffen. Die Zukunft von Terminal 5 ist derweil noch ungewiss. Klar ist, dass das Gebäude nicht mehr als solches ans Netz gehen wird. Diverse Ideen verfolgt man, konkrete Pläne bestehen jedoch noch nicht.

Fazit zum Jahresbericht 2022

Der Flughafen Berlin Brandenburg hat seine Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 vorgestellt. Dabei verlief das Jahr nach Plan, vor allem finanziell. Bei den Passagierzahlen und den Frequenzen hat der Flughafen jedoch noch stark aufzuholen. Ob und inwiefern dies gelingen wird, soll sicherlich bereits das aktuell laufende Geschäftsjahr noch zeigen. Positiv ist mir aufgefallen, dass Frau von Massenbach möglichst transparent und ehrlich mit dem vergangenen Geschäftsjahr bei der Präsentation umgegangen ist. Genau das wird nach den Krisenjahren auch benötigt.

In einem separaten Beitrag folgen noch Informationen zur NATO-Übung Air Defender, die Situation an den Sicherheitskontrollen am BER und möglichen Chaos-Tagen im Sommer 2023.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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  • Immer noch hinkt der HAUPTSTADTFLUGPLATZ weit hinter München und Frankfurt hinterher!
    So ist es nur möglich von München oder Frankfurt nach Asien zu fliegen. Soli düse ich wärst von Berlin nach München und fliege dann über Berlin nach BKK oder SIN. Welch ein HAUPTSTADTFLUGHAFEN! 😡

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