Am Montagnachmittag, den 24. Mai, durchsuchten Behörden aus Weißrussland einen Airbus A319 von Lufthansa und führten vor Abflug in Minsk einen erneuten Sicherheitscheck durch.
Erst vergangenen Sonntag ereignete sich ein beispielloser Eingriff in den internationalen Luftraum, als eine Boeing 737 des Ryanair Flugs FR4978 von Athen nach Litauen zur Landung in Minsk gezwungen wurde. Rund 24 Stunden später kam es dann zum nächsten Vorfall in Minsk, als Behörden aus Weißrussland eine Lufthansa-Maschine aus unerklärlichen Gründen zunächst für weitere Sicherheitskontrollen am Boden hielten, wie aerotelegraph berichtet.
Sicherheitswarnhinweis an die Behörden als Auslöser
Der Airbus A319 mit dem Kennzeichen D-AIBD aus der Lufthansa-Flotte ist am Montagmittag pünktlich um 13:23 Uhr aus Frankfurt kommend in Minsk gelandet und sollte bereits nachmittags nach Frankfurt zurückkehren. Allerdings mussten sich sowohl die 51 Passagiere, als auch die fünfköpfige Lufthansa-Crew gedulden, denn der Abflug in Minsk verzögerte sich aufgrund eines Sicherheitscheck der weißrussischen Behörden.
Der Grund für die erneute Sicherheitskontrolle der Passagiere ist bislang unklar, als Auslöser wird ein Hinweis auf ein Sicherheitsproblem gesehen. Demnach sei die Abfertigung für den Rückflug nicht normal verlaufen, sodass der Flughafen in Minsk infolge des Sicherheitswarnhinweises während des Boardings die Behörden alarmiert hat, um das Sicherheitsproblem zu untersuchen. Allerdings bleibt unklar, um welchen Warnhinweis es sich angeblich gehandelt haben soll.
Wir folgten den Anweisungen der lokalen Behörden, die das Flugzeug vor Abflug erneut durchsuchten und die Passagiere erneut einem Sicherheitscheck unterzogen. Dazu wurden auch alle Koffer und die Fracht ausgeladen.
Ein Sprecher der Lufthansa AG
Alle 51 Fluggäste wurden erneut einem Sicherheitscheck unterzogen und auch das Gepäck und die Fracht wurden vor Abflug ein zweites Mal untersucht. Das Ausladen und spätere Einladen aller Koffer war natürlich zeitintensiv, weshalb der Flieger nach Frankfurt erst um 16:22 Uhr Ortszeit starten konnte – mit rund zwei Stunden Verspätung.
Airlines meiden Luftraum über Belarus
Nach der Ryanair-Zwangsumleitung in Minsk, bei der ein von der autokratischen Regierung gesuchter Blogger und Journalist festgenommen wurde, umfliegen einige Airlines, darunter Air Baltic und Wizz Air, seit Sonntagnachmittag den Luftraum von Weißrussland. Lufthansa hingegen nahm vorerst keine Änderungen der Flugrouten vor, obwohl der Vorfall von Ryanair und vielen Politikern in Europa als staatliche Flugzeugentführung und schwerwiegender Eingriff in den Luftverkehr bezeichnet wurde.
Für diese Entscheidung wurde die deutsche Fluggesellschaft scharf kritisiert, unter anderem vom Deutschen Journalisten-Verband DJV. Augenscheinlich hat sich die Airline die Kritik zu Herzen genommen, weshalb auch Lufthansa am Montagabend verkündete, aufgrund der aktuell dynamischen Lage vorübergehend nicht mehr den Luftraum Weißrusslands zu nutzen.
Die Lufthansa will den Luftraum von Belarus weiter durchfliegen und bringt damit wissentlich Journalist*innen und Regimekritiker*innen in Gefahr.
Ein Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbands DJV
Die Europäische Union hat betont, dass die Zwangsumleitung der Ryanair-Maschine “nicht ohne Konsequenzen bleiben” werde, woraufhin sich die Chefs der EU-Länder morgen bei ihrem Gipfel über Maßnahmen gegen Weißrussland beraten wollen.
Fazit über den zweiten Vorfall in Minsk in Folge
Nach den erschreckenden Nachrichten am Sonntag, macht Weißrussland mit dem unbegründeten Sicherheitscheck in der Lufthansa-Maschine erneut Schlagzeilen. Zwar wurden keine Kampfjets oder Ähnliches eingesetzt, dennoch wurde keine Notwendigkeit für das Vorhaben der weißrussischen Behörden gesehen. Welche internationalen Konsequenzen Weißrussland jetzt erwarten, wird sich wohl in Folge der Konferenz am Dienstag herausstellen. Bislang ist sicher, dass die Fluggesellschaften des Landes sanktioniert werden und künftig keine Flughäfen in der EU mehr anfliegen oder den Luftraum nutzen dürfen. Auch Großbritannien hatte bereits zuvor ähnliche Maßnahmen ergriffen und ein Flugverbot angekündigt.
Ob weitere Sanktionen oder Reaktionen folgen werden, bleibt abzuwarten.