Sognefjord in a Nutshell ist der Name einer Tour, die es ermöglicht, mehrere Stunden über den zweitlängsten und tiefsten Fjord der Welt zu fahren und gleichzeitig Flam, die Flambahn und auch noch die Bergenbahn kennen zu lernen. In diesem Review möchte ich Euch zeigen, ob sich das nicht gerade günstige Erlebnis auch lohnt.
Norwegen ist generell allerdings alles andere als ein günstiges Land, entsprechend hoch sind auch die Preise für die Fjordfahrten. Das Paket Sognefjord in a Nutshell kostet je nach genauer Ausgestaltung etwa 200 bis 300 Euro. Ich habe knapp 250 Euro bezahlt und bin von Bergen aus mit dem Schiff nach Flam gefahren, von dort mit der Flambahn nach Myrdal und weiter nach Oslo mit der Bergenbahn. Die Tour lässt sich in dieser Art in einem Tag machen, dann geht es allerdings früh los und man kommt spätabends in Oslo an. Die Tickets kann man online kaufen, abholen muss man sie allerdings persönlich in Bergen.
In fünf Stunden über den Sognefjord
Morgens findet man sich in Bergen (eine Stadt, die allein schon einen Besuch wert ist) am Hafen ein und setzt den Fuß an Bord eines mittelgroßen Schiffes, das einen in knapp fünf Stunden über den Sognefjord nach Flam bringt. Ich würde empfehlen recht früh zum Boarding zu erscheinen, denn es gibt eine freie Platzwahl, sodass die Fensterplätze schnell vergeben sind. An Bord gibt es Toiletten und einen Snackshop, ansonsten ist noch erwähnenswert, dass Ihr im oberen Deck vorne und hinten nach draußen kommt, ansonsten lassen sich die Fenster leider nicht öffnen. Schon zur Abfahrt lohnt es sich auf dem hinteren Deck ein paar Fotos zu schießen.
Danach geht es knapp zwei Stunden in Richtung offenes Meer, vorbei an kleinen Inseln, größeren Halbinseln und unter anderem auch einer Ölraffinerie. Die Zahl der traumhaften Fotomotive ist entsprechend nahezu endlos.
Von Zeit zu Zeit macht das Boot tatsächlich auch einen Stop und ermöglicht es Personen, die an schwer über den Landweg erreichbaren Orten leben, relativ schnell nach Bergen zu kommen.
Nach etwa zwei Stunden beginnt die eigentliche Fahrt auf dem Sognefjord, der nicht direkt bei Bergen beginnt. Hier erwartet einen ein wirklich spektakuläres Panorama – und das im Prinzip konstant.
Wenn man sich Flam nähert, geht es zudem noch in einen deutlich engeren und kleineren Fjord, an dessen Seiten sich zahlreiche Wasserfälle erstrecken.
Flam selbst liegt in einer kleinen Bucht, die enorm viel Charme hat, zumindest in der Theorie. In der Praxis macht im Prinzip täglich ein Kreuzfahrtschiff von enormer Größe die Atmosphäre kaputt.
Auch dem zum Trotz ist die Fjordfahrt ein wirklich geniales Erlebnis. Wenngleich knapp fünf Stunden eine lange Zeit sind, während derer man im Prinzip immer nur aus dem Fenster schaut, lohnt es sich allemal – die Aussicht ist einfach der Wahnsinn!
Überlaufener Touristenort und charmante Zugfahrt
Kommen wir zu Flam, einem an sich recht charmanten kleinen Dorf mit bunten Häuschen.
An sich trifft es aber ganz gut, denn in dem Dorf mit heutzutage eigentlich keinen echten Einwohnern mehr kommen täglich tausende Touristen, allen voran von Kreuzfahrtschiffen. Dadurch ist es extrem überlaufen, ungemütlich und nicht zu vergessen völlig überteuert. Wirklich schön fand ich nur den kleinen Strand.
Zum Glück ist man im Rahmen von Sognefjord in a Nutshell nur knapp zwei Stunden hier, dann geht es mit der Flambahn weiter.
Der kleine historische Zug bringt einen in etwas mehr als einer halben Stunde einige hundert Meter nach oben und gibt währenddessen einen tollen Blick auf die Landschaft frei.
Das Highlight der Fahrt ist Kjosfossen, ein riesiger Wasserfall, der wirklich beeindruckend ist.
In Myrdal gibt es dagegen außer einem Bahnhof gar nichts, hier kann man einzig und allein die knappe Stunde bis zur Weiterfahrt in einem Café warten.
Traumhafter Ausblick in der Bergenbahn
Eigentlich hatte ich gedacht, dass die besten Momente nach der Fjordfahrt und der Flambahn vorüber wären. Dabei habe ich mich aber mehr als getäuscht, denn aus dem modernen Schnellzug heraus, genießt man zwischen Mydral und Oslo wirklich surreal schöne Landschaften.
Ehrlich gesagt war mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie schön die Landschaft in Norwegen auch abseits der bekannten Fjorde ist. Auch wenn die Infrastruktur in diesem Gebiet nicht allzu gut ist, könnte ich mir durchaus vorstellen, auch diesen Teil des Landes intensiver kennen zu lernen.
Die Bergenbahn bringt einen sozusagen mitten durchs Gebirge, weswegen man selbst im Juli an der einen oder anderen Stelle noch Schnee sehen konnte.
Die knapp fünf Stunden Fahrt nach Oslo kann man allerdings nicht nur bei der Fahrt durch das Gebirge genießen, denn auch wenn das Land flacher wird, gibt es weiterhin tolle Landschaften zu sehen.
Ich bin bis heute beeindruckt und muss sagen, dass es sich sicherlich um eine der schönsten Zugfahrten der Welt handelt. Einem Flug von Oslo nach Bergen ist dieses Erlebnis in jedem Fall vorzuziehen.
Fazit zu Sognefjord in a Nutshell
Eigentlich ist Sognefjord in a Nutshell nur eine Kombination aus drei Verkehrsmitteln, einer Fjordfahrt und zwei Zügen. Der Preis ist allerdings im Verhältnis zur Individualbuchung deutlich günstiger, weswegen ich das Paket durchaus empfehlen kann. Die Fjordfahrt war ein wirklich schönes Erlebnis, die Fahrt mit der Flambahn zumindest nett und die abschließende Fahrt in der Bergenbahn ein echtes Highlight. Gerade für all diejenigen, die das erste Mal in Norwegen sind, kann ich dieses besondere Erlebnis nur empfehlen!
Sehr schöne Bilder. Letzten Sommer habe ich auch eine Norwegen-Rundreise gemacht. Deine Kritik zu Flåm kann ich völlig bestätigen. Ich war extrem enttäuscht, der Ort ist einfach zu einer riesigen Touristendestination aufgeblasen, insbesondere für Kreuzfahrttouristen und daher nicht sehenswert (für mich als Eisenbahn-Fan war das dortige Museum zur Flåmbahn allerdings interessant). Auch die Fahrt selbst war leider nicht so toll, was auch an einer großen bei jedem Wasserfall schreienden und die ganze Fahrt über stehenden chinesischen Reisegruppe lag. Die Bergenbahn über die Hochebene der Hardangervidda (1200 m ü. NN) ist dagegen ebenso wie die Fjorde (du hast wohl den schönsten, den Geirangerfjord, verpasst) sehr sehenswert, auch wenn es auf den Fähren dort teilweise auch sehr voll und touristisch zuging. War das bei deiner Fährfahrt ähnlich?
Hallo Jonas, freut mich zu hören, dass wir da sehr ähnliche Eindrücke hatten. Die Natur in Norwegen ist unglaublich schön, aber man beginnt natürlich auch immer mehr damit, die touristischen Highlights auszuschlachten. Flam ist hier das Extrembeispiel im negativen Sinne. Dennoch war unsere Fährfahrt eigentlich vollkommen in Ordnung. Mehr oder weniger waren wir in einem Boot unterwegs, das alle halbe bis ganze Stunde mal eine Person rausgelassen hat. Natürlich waren viele Touristen an Bord, aber nichts davon war störend und es gab keine größeren Reisegruppen. Daher wra dahingehend alles bestens 🙂