Erst kürzlich hat Lufthansa-Chef Spohr angekündigt, die Airline wolle internationaler werden. Grund dafür sind wohl auch die Regelungen der EU.

Der Kranich will sich nicht mehr an die Regulierungen aus Brüssel und Berlin halten müssen. Lufthansa-Chef Spohr sieht die Wettbewerbsfähigkeit der Airline durch die Klimaschutzpläne der EU-Kommission gefährdet – und will sich deshalb mehr auf die Internationalisierung des Kranichs konzentrieren. Das berichtet aero.de auf Grundlage eines Pressestatements von Spohr.

„Fit for 55“ ist Spohr ein Dorn im Auge

Grund für den Wunsch nach Unabhängigkeit gegenüber der EU-Regelungen sind die derzeitigen Pläne, die unter dem Namen „Fit for 55“ laufen. In dem Klimaschutzpaket sind spezifische Maßnahmen definiert, die den EU-Staaten dabei helfen sollen, die Ziele des Pariser Klima-Abkommens zu erreichen.

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Spohr sieht dadurch einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen internationalen Airlines. Das Thema scheint für Spohr durchaus eine sensible Angelegenheit zu sein. Im Zuge seines Statements wurde er dann sogar politisch.

Europa braucht starke Hubs. Wir leben in einem Kontinent, der sich nicht selbst mit Energie versorgen kann, der sich nicht selbst verteidigen kann. Wollen wir jetzt auch noch in einem Kontinent leben, der sich nicht selbst mit den anderen Zentren der Welt verbinden kann? Das ist nicht mein Verständnis von Europa!

Carsten Spohr, CEO Lufthansa

Als internationalisierte Airline erhofft sich Lufthansa mehr Freiheiten und stärkeren Wachstum. Besonders die USA liegt derzeit im Fokus der Expansion.

Lufthansa trauert ITA-Deal nicht nach

Der geplatzte ITA-Deal scheint nach der Aussage von Airline-Chef Carsten Spohr kein allzu großer Verlust zu sein. Die italienische Regierung hatte sich kürzlich für einen Vertragsabschluss mit der Konkurrentin Air France-KLM entschieden – die Gespräche zu den Details laufen weiterhin. Jedoch scheint es nun nur noch um knapp über 50 Prozent der Anteile zu gehen – für Lufthansa ein eher uninteressantes Angebot. Seitens des Kranichs und ihrem Partner war ursprünglich eine Übernahme von 80 Prozent der Aktien geplant.

Doch auch ohne die Übernahme von ITA Airways nimmt Lufthansa eine wichtige Rolle in der italienischen Luftfahrt ein. Spohr gibt sich selbstbewusst.

Wir sind dort Nummer eins im Langstreckenverkehr. Wir haben dieses Jahr auf unseren Lufthansa-Flugzeugen mehr Amerikaner nach Italien gebracht als nach Deutschland.

Carsten Spohr, CEO Lufthansa

Erste Freiheiten durch Ende der Staatshilfen

Im Zuge der Corona-Pandemie hatte der Bund Lufthansa finanziell unter die Arme gegriffen. Dabei erwarb er auch knapp 20 Prozent der Aktien des Konzerns und sicherte sich so ein gewisses Maß an Mitspracherecht. Die Staatshilfen waren zudem an einige EU-Regelungen gebunden. Unter anderem musste der Kranich seine Zinszahlungen für eine Hybridanleihe pausieren.

Der Bund hat nun auch die letzten Anteile an Lufthansa verkauft und sich somit gänzlich aus den Angelegenheiten der Airline zurückgezogen. Mit dem Verkauf fallen auch die Bedingungen, die dafür sorgten, dass der Kranich seine Zahlungen pausieren musste. Nur einen Tag nach dem Börsengang der Bund-Aktien verkündet die Fluggesellschaft nun, die Zinszahlungen für die Hybridanleihe wieder aufzunehmen, wie aero.de berichtet.

Das Ende der Staatshilfen bedeutet für Lufthansa somit einen ersten Schritt weg von den EU-Regularien. Dort soll es jedoch offensichtlich laut den Aussagen von Airline-Chef Spohr nicht enden.

Fazit zu den Plänen von Lufthansa

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht die Wettbewerbsfähigkeit des Kranichs durch die Regelungen der EU und Deutschland bedroht. Dementsprechend forciert das Unternehmen nun eine stärkere Internationalisierung, um weniger an die lokalen Vorschriften gebunden zu sein. Trotz des geplatzten ITA-Deals gibt sich Spohr zuversichtlich und richtet den Blick nun Richtung Nordamerika.

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Autor

Sonja Issel ist seit Juni 2022 als Autorin Teil des reisetopia Content-Teams. Sie ist mit Leib und Seele Journalistin. Besondere Orte und Geschichten aufzuspüren sind ihre Leidenschaft. Ihre Expertise setzt sie jetzt für euch ein, um die besten Reisedestinationen zu finden - und um euch bezüglich News Up-To Date zu halten.

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  • Dieser Herr treibt wieder einmal eine neue Sau durch das Dorf. Damit sollen die Aktionäre beschäftigt und ruhig gehalten werden.

    In schlechten Zeiten war man froh, dass die Regierungen der DACH-Staaten sofort mit großen Unterstützungen eingesprungen sind – jetzt tanzt der Herr diesen Regierungen und vor allem den Passagieren schon wieder mit der gewohnten Arroganz auf der Nase herum.

    Es geht der LHG zwar „so schlecht“, aber gleichzeitig hat man ohne Not in Rekordzeit einen großen Teil der Hilfen zurückgezahlt – und dabei vergessen, dass die gepeinigten Passagiere eigentlich zuerst durch eine Verbesserung der Service-Qualität, des Materials und des Arbeitsumfelds des Personals „bedient“ werden sollten.

    Anstatt dafür zu sorgen, dass die Airline wieder den Ansprüchen der Passagiere gerecht wird, zieht man den Kauf von mehr oder weniger maroden Airlines in Betracht.

    Kapieren die Aktionäre noch immer nicht was für eine Show hier abgezogen wird?

  • Da wünsche ich Herrn Spohr aber viel Glück. Er wird zwar den Firmensitz der Lufthansa aus der EU heraus verlagern müssen, und die Fluglizenzen in andere Länder transferieren müssen, also insgesamt die Firma inklusive Arbeitsplätzen umziehen müssen. Aber sonst sehe ich da keine größeren Hindernisse 😉

  • Wer nimmt ihn denn noch ernst?
    Geht nur darum den Aktionäre Geschichten zu erzählen, damit sie beruhigt sind.
    Wir müssen ja nicht weit schauen, aber jeder der DAX Chefs sind weltfremd und leben auf einem anderen Stern.

  • Von der EU Regulierungswut würden gerne viele Unternehmen fliehen, sind aber nicht so mobil wie die LH. Im Bereich Medizintechnik gibt es schon ein Massensterben kleiner und mittlerer Firmen mit allen Konsequenzen für Versorgung und Kosten für Krankenkassen.

  • In anderen Ländern, selbst den USA, sind die Regierungen heute teils noch woker als hierzulande, viel Glück bei der Suche nach einem sicheren Hafen.

    Übrigens vermute ich einfach mal, dass fremde Regierungen der LH im Krisenfall (siehe Corona) nicht so großzügig unter die Arme greifen würden wie die Bundesregierung… sich erst retten lassen und dann das Weite suchen funktioniert genau ein mal.

  • Wie soll das dann aussehen? Verlagerung des Konzernsitzes nach außerhalb der EU und Stationierung der Mitarbeiter an Nicht-EU-Flughäfen? Dann siehts aber schlecht aus mit den Flugrechten in der / die EU.

    übrigens:
    “Der Kranich will sich nicht mehr an die Regulierungen aus Brüssel und Berlin halten müssen.”
    Macht man doch in manchen Bereichen schon seit Jahren nicht (Stichwort EU Fluggastrechte und Rückzahlungsfristen)

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