Der Airbus A380-800 hat sich bereits zuvor nicht als Verkaufsschlager entpuppt. Aufgrund der Corona-Pandemie steht das Modell bei vielen Airlines vor dem aus – John Leahy erklärt warum.

Gerade einmal 16 Jahre liegen zwischen Erstflug und dem Quasi-Ende des Super-Jumbos. Nächstes Jahr wird das letzte Modell der Baureihe die Airbus-Werke verlassen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Airbus von falschen Prognosen ausgegangen ist und sich zu viele Fehler erlaubt hat. John Leahy, ehemaliger Manager von Airbus, erklärt die Fehler und stellt dabei klar, dass der Airbus A380 dennoch ein Erfolgsmodell hätte werden können – das berichtet der Stern.

Von Toulouse nach Teruel

Vor etwas mehr als 16 Jahren ist der erste Airbus A380-800 in Toulouse abgehoben und sollte eine neue Ära der Luftfahrtgeschichte prägen. In 2021, nur 17 Jahre später, soll das letzte Modell dieser Baureihe die Airbus-Werke verlassen. Die Corona-Pandemie hat zu massiven Einbrüchen des internationalen Reiseverkehrs geführt. Fluggesellschaften sind gezwungen ihre Flotten- und Streckenplanung drastisch anzupassen. Doch schon zuvor entpuppte sich der Airbus A380-800 zwar als gern gesehener Gast unter Luftfahrtenthusiasten, Airline-Chefs bemängelten jedoch die schlechte Flexibilität und geringe Wirtschaftlichkeit des Flugzeugs. Ein Interview mit John Leahy, dem ehemaligen Chief Commercial Manager von Airbus, gibt einen interessanten Einblick in die damalige und heutige Situation des Flugzeugbauers, aber vor allem auch des Flugzeugs selbst.

Airbus A380

John Leahy ist branchenweit hinlänglich bekannt und ist maßgeblich am heutigen Erfolg des Flugzeugbauers beteiligt. Nicht umsonst kann sich Airbus mittlerweile auch als größter Flugzeugbauer der Welt bezeichnen. Der Weg dahin, vor allem mit dem Airbus A380, war jedoch äußerst schwierig. Pläne für den Super-Jumbo lagen schon länger in den Schubladen des damals noch jungen Unternehmens. Der Airbus-Konzern war damals noch nicht so strukturiert wie heute. Ein Ergebnis der vielen Fehler der damaligen Zeit. Airbus ist ein Konzern, welcher aus vielen kleineren Herstellern gegründet wurde. Dabei führt Leahy vor allem vermeidbare Designfehler und die wiederholten Verzögerungen als Gründe für das Scheitern heute auf. Zudem zeigt er sich enttäuscht von der Branche. So hätten auch Triebwerkshersteller wie Rolls-Royce und General Electric ihren maßgeblichen Anteil dazu beigetragen.

Ärger mit den Triebwerken

Diese haben Airbus nämlich zugesichert, die fortschrittlichsten und effizientesten Triebwerke für den Airbus A380 entwickelt zu haben. Tatsächlich wurde nur wenige Jahre später Boeing für den Dreamliner eine vollkommen neue Generation an Triebwerken vorgestellt. Diese sind im Vergleich über zehn Prozent effizienter. Dieser Umstand sorgte laut Leahy für einen starken Wettbewerbsnachteil. Dennoch kritisiert er auch die Fehler im eigenen Haus. Die Entwicklung sei zu ineffizient gewesen, da Airbus immer wieder auf Designwünsche der Airlines eingegangen ist. Zudem waren die Prozesse im Unternehmen damals noch nicht effizient genug. Das alles führte zu massiven Verzögerungen. Letztendlich wurde das Modell dann während einer schweren Weltwirtschaftskrise ausgeliefert. Vielen Airlines drohte die Insolvenz. Der Markt änderte sich ähnlich wie heute mit dem Einbruch der Geschäftsreisenden.

lufthansa a380 grounded

Zudem hatten viele Airlines zu dieser Zeit bereits den Airbus A380-900 auf dem Zettel. Eine gestreckte und etwas effizientere Version des Ursprungsmodells. Der Airbus A380-900 kam jedoch wie die anderen geplanten Modelle nicht. Die Nachfrage war zu gering – auch, weil Boeing das spätere Erfolgsmodell 787 zeitgleich eingeführt hat. Dennoch weist Leahy jegliche Vorwürfe von sich und Airbus, dass man auf falsche Prognosen gesetzt hätte. Vielmehr hätte man vor allem die aufgezählten Fehler vermeiden müssen. Dann hätte auch der Airbus A380-800 Erfolg gehabt und wäre noch heute das Flaggschiff vieler Fluggesellschaften weltweit.

Fazit zu den Aussagen Leahys

John Leahy ist ein ehemaliger Airbus-Manager, der den Konzern zum heutigen Erfolg verholfen hat. Er zählt Fehler auf, die vermeidbar gewesen wären. Damit hätte der Airbus A380-800 eine neue Ära prägen können, ungeachtet der jeweiligen Prognosen von Airbus und Boeing. So glaubt Leahy, dass das Modell auch heute noch erfolgreich hätte fliegen können. Nicht umsonst hat er selbst seine Rente verschoben, um den letzten Deal mit Emirates noch aushandeln zu können. Doch neben internen Schwierigkeiten bemängelt er vor allem Zulieferfirmen wie Rolls-Royce und GE, die Airbus mit neuen Triebwerken für Boeing überraschten. Dennoch konnte Airbus seine Lehren aus der damaligen Zeit ziehen. Nicht umsonst ist der Airbus A350 zum heutigen Erfolgsmodell avanciert.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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