Die Ticketpreise bei der Lufthansa könnten in den nächsten Monaten und Jahren noch weiter steigen. Aktuelle Zusatzeinnahmen seien bereits verplant, die Gewinnmarge soll dennoch weiter steigen.

Zwischen den Zeilen macht die Lufthansa immer deutlicher, dass sie die aktuellen Ticketpreise nicht für ein temporäres Phänomen hält. Zwar sind Flugtickets so teuer wie schon seit vielen Jahren nicht mehr, doch das dürfte nur der Anfang der Preisrally sein, wenn man Aussagen von Lufthansa-CEO Carsten Spohr glaubt, über die aero.de berichtet. Dieser will die Gewinnmarge im Jahr 2024 fast verdoppeln. Bei gleichzeitig steigenden Kosten dürfte dies nur über einen Weg möglich sein: steigende Ticketpreise.

Teurere Tickets für bis zu acht Prozent Gewinnmarge

Fluggesellschaften sind gemeinhin keine Börsenlieblinge, werfen sie doch nicht gerade üppige Margen ab, wenn sie denn mal Gewinne machen. Die Lufthansa Group will unter Spohr aber die Investoren beglücken und den Trend brechen. “Acht Prozent sind erreichbar”, ließ der CEO der Lufthansa Group demnach verlauten, was im Verhältnis zu anderen DAX-Konzernen eine solide Marge wäre. Doch zu wessen Kosten die Marge gehen wird, dürfte ebenfalls klar sein, denn realisieren lässt sich eine höhere Gewinnmarge für die Lufthansa ausschließlich durch höhere Ticketpreise. Hier dürfte mit den aktuellen Rekordpreisen noch längst nicht das Ende erreicht sein, denn die aktuellen Gewinne reichen bei Weitem nicht für die hochtrabenden Lufthansa-Ziele.

Carsten Spohr Lufthansa-Chef

Selbst im gemeinhin soliden zweiten Quartal stand für die Lufthansa nur eine Gewinnmarge von 4,9 Prozent. Im ersten Quartal war die Marge wie üblich negativ, im dritten Quartal dürfte sie dagegen wegen des starken Sommerreiseverkehrs deutlich positiver ausfallen. Dass der Sommer sich aus Sicht der Fluggesellschaft verlängert, dürfte dabei allerdings nur ein Aspekt sein, der für höhere Margen sorgt. Laut Sport sei der September noch “ein sehr starker Monat”. Zudem ließ Spohr verlauten, dass manche Sommerziele, die einst nur bis Ende August angesteuert wurden, nun sogar bis Ende Oktober oder gar in den November hinein angesteuert würden. Dass die Lufthansa aktuell eine Nachfragesituation erlebe, “die wir in der Form so nicht kennen”, wie Spohr sagt, dürfte entsprechend auch die Motivation sein, die Preise weiter anzuheben.

Gewinne der teuer verkauften Tickets bereits verplant

Dass die Tickets noch teurer werden müssen, damit Spohr und seine Lufthansa Group die noch höhere Marge erreichen kann, liegt auch an der Kostenseite. Laut Spohr sind die Gewinne aus den seit einigen Monaten bereits deutlich teureren Flügen längst verplant, etwa für Investitionen in die Nachhaltigkeit oder die neuen Kabinen der Maschinen. So soll Anfang des neuen Jahres endlich der Einbau des neuen Business und First Class Produkts Allegris beginnen, das sich zuvor mehrere Jahre verzögert hatte. Das Produkt-Upgrade dürfte allerdings nur einer der Punkte sein, der für steigende Kosten sorgt, denn auch beim Treibstoff sind nicht unbedingt sinkende Preis zu erwarten.

Lufthansa Allegris Kabine Layout

Da gleichzeitig auch neue Tarifverträge und Lohnabschlüsse für eine Belastung der Gewinne sorgen, würde die Gewinnmarge der Lufthansa bei gleichbleibenden Preisen in den nächsten Quartalen sinken. Allein die Piloten haben in ihrem neuen Tarifvertrag Lohnerhöhungen von bis zu 18 Prozent verhandelt. Dadurch sollte klar werden, dass die Lufthansa die Preise der Tickets für Privat- und Geschäftsreisende weiter anheben will. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau dürften Flugreisenden mit den Airlines der Lufthansa Group – laut Spohr wird für alle individuellen Fluggesellschaften im Jahr 2024 ein positives Betriebsergebnis angepeilt – in Zukunft entsprechend signifikant mehr bezahlen dürfen.

Fazit zu den geplanten Gewinnmargen der Lufthansa

Acht Prozent Gewinnmarge klingen im ersten Moment nicht verrückt, wurden aber von Fluggesellschaften über mehrere Jahre hinweg im Grunde noch nie erzielt. Allzu realistisch erscheinen die Lufthansa-Ziele entsprechend nicht, zumal sie nur dann in den Bereich des Möglichen gelangen, wenn die Flugpreise in den kommenden Monaten noch weiter steigen. Ob der Markt dies mitmacht, bleibt abzuwarten, sind die enormen Preise doch heute schon eine relevante Belastung für viele Reisende.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Als Quasi-Monopolist in Deutschland kann die Kunden schon schröpfen.
    Ob dann mehr Marge bleibt oder Geld vielleicht für die italienischen Abenteuer draufgeht, will ich mal sehen.

    • Das “italienische Abenteuer” ist Bestandteil der Strategie, die monopolhafte Marktposition auszubauen. Das macht unternehmerisch schon Sinn. Ich kann mir gut vorstellen, dass in zwei bis drei Jahren ein Flug von New York nach Rom billiger ist als ein Direktflug ab München. Zumindest im Sommer. Warum die EU-Kommission das (scheinbar) anstandslos akzeptiert, während man bei anderen Übernahmen (z. B. Asiana-Übernahme durch Korean Air) Bedenken anmeldet, eine andere Frage.

  • Es ist noch nicht lange her, da erklärte Herr Spohr das endgültige Aus des A380, da – so seine Prognose – die Erholung des Luftverkehr noch viele Jahre benötigen würde. Dass diese Einschätzung nicht korrekt sei, war bereits damals absehbar und wurde online auch von vielen Kommentatoren so geäußert.

    Nun scheint es, dass Herr Spohr erneut Defizite bei der Beurteilung (m. E. offensichtlicher) Trends an den Tag legt. Einer davon sind die Expansionspläne der Nahostairlines, insbesondere in Saudi-Arabien. Und speziell über die Projekte des saudischen Kronprinzen lässt sich einiges sagen, nur nicht dass es sich um leere Ankündigungen handelt. Saudia macht bereits jetzt mit Kampfpreisen auf sich aufmerksam und wenn erst die neuen Airlines ihre Flugzeuge bekommen, dann geht es preislich zwischen Europa, Asien und Afrika rund.

    Das alles hat CS offenkundig nicht auf dem Schirm. Oder er glaubt, die Rendite kommt aus dem Nordamerika- und Europageschäft. Oder dass die EU das schon irgendwie richten wird.

    Dieser CEO hat m. E. eine bemerkenswerte Verhaftung in der Gegenwart. Wenn man CS im Juli fragt, wie im Februar das Wetter in Deutschland sein wird, bekommt man voraussichtlich die Antwort “warm”.

  • Es gibt eine ganz einfache Antwort darauf: Mit einer anderen Airline fliegen.

    Oder andersherum gesagt: Wenn die Leute die neuen Preise anstandslos bezahlen, haben die es richtig gemacht.

    Es ist die primäre Aufgabe einer AG Gewinne einzufahren, dazu kommen natürlich die systemischen Zusatzkosten, die wir gewissen Klimaspinnern zu verdanken haben.

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