Ein neuer Trend scheint sich in der Airline-Branche abzuzeichnen. Flughafen-Lounges sollen gegen Bezahlung für alle Passagiere zugänglich sein. Auch Premium-Fluggesellschaften schließen sich dem an.
Geld zu verdienen dürfte eine der härtesten Aufgaben für Airlines in den vergangenen 1,5 Jahre gewesen sein. Daher ist es nachvollziehbar, dass sie neue Wege ergründen, um Umsatz zu generieren. Flughafen-Lounges sollen dabei eine wichtige Rolle spielen, wie auch Reuters erfahren hat. Immer mehr Airlines wollen ihre Lounges einem breiten Publikum gegen Bezahlung öffnen. Ein kluger Weg? Wir betrachten die aktuelle Situation und wagen einen Ausblick.
Lounges – die neuen Cashcows?
Die Buchungszahlen steigen, die Auslastung der Flugzeuge ebenfalls. Airlines verzeichnen wieder Gewinne, auch dank sich füllender Flughäfen. Denn ein Problem: Die Wartebereiche sind meist überfüllt, das Restaurantangebot noch überschaubar. Ein Zufluchtsort stellen die Lounges dar. Auch für uns ist einer der größten Vorteile von Premium-Kreditkarten wie der American Express Platinum Card der Zugang zu knapp 1.500 Lounges weltweit. Ein Vorteil, den immer mehr Reisende für sich entdecken, nicht nur Geschäftsreisende. Auch Freizeittouristen wünschen sich Zugang zu den einst exklusiven Bereichen von Flughäfen. Ein Wunsch, den Airlines weltweit erhört haben und nachkommen möchten. Daher erwägen immer mehr Airlines, ihre Lounges auch für Economy Class-Passagiere zu öffnen. Ein Paradebeispiel noch vor wenigen Monaten war die Lufthansa, die selbst ihre First Class Lounge gegen Bezahlung öffnete. Kurze Zeit später ruderte man zwar zurück, ein Einzelschicksal bleibt dieses Beispiel dennoch nicht.
Der britische Lowcost-Carrier easyJet ist ein aktuelles Beispiel dafür, welche Bedeutung Lounges für Passagiere, aber vor allem auch für die Airlines bekommen. Diese beziffern zwar nicht ihre Umsätze mit dem Verkauf von Tickets für Lounges, dieser Umsatz dürfte dennoch nicht unerheblich sein. Wohl auch deshalb eröffnete easyJet zuletzt ihre erste eigene Flughafen-Lounge am Flughafen London Gatwick. Zutritt erhalten etwa nicht die loyalsten Passagiere der Airline. Vielmehr kann dieser für circa 30 Pfund Sterling von allen Passagieren der Airline erworben werden. Doch nicht nur Lowcost-Carrier, auch Premium-Fluggesellschaften entdecken dieses Geschäftsmodell für sich. Qatar Airways hat dafür eigens einen Business Class Lite Tarif eingeführt. Im Ticketpreis ist mehr oder weniger lediglich die Beförderung in der Business Class enthalten. Alle weiteren Vorzüge, vor allem am Boden, sind nicht inkludiert, können aber gegen Aufpreis hinzugebucht werden. Ein Vorbild, welches Schule macht.
A lot of the narrative around 2022 is really going to be around that food program, how we serve our customers and elevating that aspect of the experience. The mix has changed, but our commitment to making sure we have a great premium product hasn’t. We are obviously keeping a very close eye on the traffic we are seeing in our lounges.
Mats Winter, director of product bei Air Canada
Auch Reuters hat bei diversen Airlines nachgefragt beziehungsweise die Situation genauer betrachtet. Dabei missachten US-amerikanische Fluggesellschaften Probleme, die bereits vor der Pandemie bestanden: Die Lounges sind überfüllt. Mit der Fülle an Kreditkarten erhalten nahezu alle Passagiere Zutritt zu den Lounges. Auch American Express beobachtete diesen Trend, hat sich aber dafür entschieden, den Zugang für Mitglieder in den USA zu beschränken. United Airlines teilt diese Ansicht und behält die Restriktionen für ihre Polaris Lounges bei. American Airlines und Air Canada gehen anders vor. Die US-Amerikaner haben jüngst ihre Flagship First Lounge nach deutschem Vorbild für 150 US-Dollar Zutritt geöffnet. Auch Air Canada öffnete die Türen drei ihrer Maple Leaf Lounges für das breite Publikum. Überzeugen wollen sie trotz der hohen Preise mit einem spannenden Speisen- und Getränkeangebot. Regionale Küche und Signature Cocktails spielen dabei schon seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle.
Fazit zu den Entwicklungen
Die Corona-Pandemie hat viel Einfallsreichtum von den Airlines verlangt. Jeder Cent muss doppelt umgedreht werden. Den Umsatz zu steigern ist daher mit jedem Mittel recht. Airlines erwägen deshalb die Öffnung ihrer Lounges für ein breiteres Publikum. Dabei soll zukünftig nicht mehr ein Status oder ein Premium-Ticket über den Zutritt entscheiden, sondern der Geldbeutel. Selbst Premium-Airlines wie American Airlines und Qatar Airways folgen bereits diesem Trend. Ob weitere Airlines folgen, bleibt abzuwarten. Der Reiz von Lounges geht damit jedenfalls immer weiter verloren. Den ruhigen Rückzugsort können sie nicht mehr bieten.
Naja, dann lohnt der Platin Status sich eben nicht mehr…mit entsprechend weniger Flügen…
Nervt ab. Wozu soll ich mir dann noch Gedanken um Gold etc. machen. Fliegen ist längst nichts Spannendes und Besonderes mehr, wie noch vor Jahren, wo man sich darauf freute.
Heute ist fliegen nur noch mit Stress verbunden. Egal ob am Boden oder in der Luft. Ich erinnere mich noch an die tollen Sitze in der Economy, wo noch gutes Essen und Getränke gereicht wurden. Wo Fliegen noch Spaß machte.