Wie wir bereits Anfang des Jahres berichteten, wird die Lufthansa dynamische Ticketpreise einführen, das steht offiziell fest. Allerdings sind nun auch immer mehr Details zu dem neuen Preissystem des Kranich-Konzerns bekannt.
Dabei möchte die Lufthansa bei den durch Buchungsklassen verursachten starken Preisunterschieden feinere Abstufungen ermöglichen. Und das dürfte auch ein großer Vorteil für die Passagiere darstellen.
Keine hohen Preissprünge mehr
Das aktuelle Preissystem orientiert basiert auf den Buchungsklassen, die auf 26 Buchstaben aufgeteilt und besonders für den Kunden häufig sehr undurchsichtig und unverständlich sind. Dadurch ist den Airlines wie der Lufthansa jedoch schon jetzt eine recht flexible Preisgestaltung möglich. Allerdings ist das dem deutschen Flagcarrier noch nicht “fein” genug, weswegen der Kranich die Pläne dynamischer Ticketpreise immer weiter voran treibt und wohl schon eine baldige Einführung plant, auch weil ein vorheriger Test wohl sehr erfolgreich verlief. Dabei soll jede der durch einen Buchstaben gekennzeichnete Buchungsklasse keinen festen Wert mehr haben, sondern eine gewisse Preisspanne.
Dadurch würden drastische Preissprünge, nachdem das Kontingent einer der günstigeren Buchungsklassen bereits ausverkauft ist, vermieden werden, da die jeweilige Buchungsklasse eben durch eine solche Preisspanne dynamischer und flexibler würde. Die neue Preisgestaltung würde sich denn auch in deutlich kleineren Preissprüngen manifestieren, wodurch die Lufthansa auch bei steigenden Preisen für einen Flug mit guter Buchungslage und nachdem die günstigsten Tickets bereits verkauft wurden, konkurrenzfähiger werden möchte. Um den Unterschied zu verdeutlichen, nennt der Kranich einen Flug nach New York als Beispiel, der nach dem aktuellen Buchungsklassen-System preislich noch so aussieht:
- Buchungsklasse S: 500 Euro
- Buchungsklasse W: 565 Euro
- Buchungklasse V: 630 Euro
- Buchungsklasse Q: 820 Euro
Nach dem neuen System mit dynamischen Preisen, würde die Preisgestaltung künftig wie folgt aussehen:
- Buchungsklasse S: 480-530 Euro
- Buchungsklasse W: 531-600 Euro
- Buchungklasse V: 601-680 Euro
- Buchungsklasse Q: 681-820 Euro
Jeder Buchungsklasse wird dann nämlich nicht mehr ein fester Preis zugeordnet, sondern eben eine Preisspanne. Dadurch ergibt es sich, dass die niedrigeren Buchungsklassen eines gut gebuchten Fluges durch eben jene neue Preisspanne denn auch mehr Kontingente zur Verfügung haben und für Kunden länger “geöffnet”, also buchbar sind und potentielle Passagiere bei Ausbuchung der günstigsten Tickets folgend keine allzu großen Preissprünge mehr zu fürchten brauchen. Allerdings ist auch hier das Kontingent freilich ebenfalls beschränkt.
Lufthansa will mehr Tickets selbst verkaufen
Die Einführung dynamischer Preise ist Teil des großen Planes des Kranichs, die direkten Ticketverkäufe über die Fluggesellschaft selbst weiter voranzutreiben. Schließlich verlieren Airlines bei Ticketverkäufen über die diversen Vermittler, wie (Online-)Reisebüros, einiges an Einnahmen durch Zahlungen von Provisionen an eben jene Vermittler und Portale.
Schon jetzt hat es die Lufthansa geschafft, dass die direkten Ticketkäufe im eigenen Hause in etwa zu verdoppeln, auch weil Flugbuchungen über Reisebüros zumeist 16 Euro mehr kosten, da die Airline hier inzwischen eine Gebühr durch Fremdverkäufe erhebt, die auf den Kunden umgeschlagen werden. Dadurch sind Buchungen direkt bei der Lufthansa denn auch meist die günstigere Option. So ist aktuell auch davon auszugehen, dass im laufenden Jahr gut 50 Prozent aller Lufthansa-Tickets von Kunden direkt beim Kranich gebucht werden.
Fazit zu den neuen Details der dynamischen Preise
Es klingt ganz danach, dass die geplante Einführung dynamischer Ticketpreise – was sich im ersten Moment doch zunächst negativ anhören mag – zum Vorteil für die Passagiere entwickeln könnte, die dann künftig bei Ausbuchung einer der günstigsten Buchungsklassen keine heftigen Preissprünge mehr zu erwarten haben. Allen voran hilft es aber natürlich auch der Lufthansa selbst, die angesichts der starken Konkurrenz so wettbewerbsfähiger werden möchte, auch nachdem ein Flug bereits gut gebucht wurde. Wann genau die dynamischen Preise eingeführt werden, ist indes noch nicht bekannt. Wir sind jedoch gespannt darauf, ob das neue System denn auch wie geplant funktionieren und dem Passagier wirklich zum Vorteil dargereicht werden wird – wirklich ausgehen sollte man davon nicht.
Sorry, aber das ist eine Milchmädchenrechnung. Für den Kunden gibt es überhaupt keinen Vorteil. Zum einen geht erst mal Transparenz verloren, viel schwerer wiegt aber der Fakt, dass der Kunde viel früher mehr bezahlen muss. Die Buchungsklassen bleiben ja im Grundsatz unverändert. Bei guter Buchungslage steigen nun einfach erst mal die Preise innerhalb der bereits bekannten Klasse, bis ich für den letzten Sitz fast den Preis der nächsten Klasse erreicht habe. Der Sprung zur ebenderselben ist dann natürlich nur noch minimal, nur hat bis dahin eben bereits die große Mehrheit bereits mehr bezahlt als im alten Modell. Mehrwert für den Kunden? Null.
Der einzige Vorteil für Kunden würde entstehen, wenn die LH in ihrer Preisdynamik Marktpreise bzw. Konditionen von Wettbewerbern berücksichtigen würde und eben auch graduell Preise senkt, wenn sich andere Carrier auf der Strecke besser verkaufen. Ich bezweifle aber, dass das technisch möglich ist, da LH vermutlich gar keinen Zugang zu entsprechenden Real-time-Daten haben wird.
Die Grafik zeigt zwar, dass die Range auch nach unten geöffnet wird, aber ich bezweifle mal, dass das tatsächlich Auswirkungen für Kunden hat. Wenn heute Kunden bereits sind, für Preis x zu buchen, besteht ja keine Notwendigkeit, plötzlich zum Preis x-20% zu verkaufen. Es sei denn, LH packt die Panik, dass plötzlich die Maschine leer bleibt – eher unwahrscheinlich.
Ich verstehe sogar, warum die LH das macht und es ist ok, aber bitte verkauft das nicht als “im Interesse des Kunden)
Ich bin völlig auf der Seite von Franck. Ich setzte sogar noch eins oben drauf. Als Vielflieger weiss ich, dass ich das Ticket immer günstiger einkaufen kann, als bei der Airline selbst. Eine Anfrage von vor 4 Monaten an Lufthansa, wo ein ich einen Flug, um fast die Hälfte günstiger buchte, als auf der Homepage von LH bleibt aus. Selbst wenn ich Codeshare Flüge buche, die dann von LH betrieben werden, buche ich um fast 60% günstiger.
Bitte wo ist da die Transperenz?
Sebastian, ich finde Deine Frage nach der Transparenz ganz interessant. Warum sollte es Deiner Meinung nach Transparenz geben? Die Lufthansa hat nie behauptet oder den Anspruch erhoben, ihre Preisgestaltung und die Ticketpreise transparent zu gestalten.
An Carsten bzgl. Transparenz (ich kann leider nicht auf seinen Beitrag direkt antworten): die LH mag niemals den Anspruch, transparent bei den Preisen zu sein, erhoben haben. Der Grundtenor des Artikels ist allerdings “zum Vorteil des Kunden”. Und Intransparenz ist definitiv das Gegenteil davon. Selbstverständlich muss niemand transparent machen, wie Preise kalkuliert werden und welcher Gewinn gemacht wird. Kundenorientiert wäre aber genau das: ich mache transparent, welche Preise ich für welche Leistungen aufrufe und mache mich damit im Markt vergleichbar. In der Überzeugung, das beste Preis-Leistungsverhältnis zu bieten, habe ich mit der Vergleichbarkeit auch kein Problem. Soweit die Theorie. Bei LH sieht das irgendwie anders aus.
Es ist legitim, den größtmöglichen Preis bei einem Kunden abzugreifen. Kein Problem, nennt sich Marktwirtschaft. Ist das kundenorientiert? Nö. In diesem Sinne verstehe ich Sebastian.
Franck, wie transparent machst Du Deine Bereitschaft, einen bestimmten Preis für eine Leistung zu bezahlen? Oder ist das eine Einbahnstraße?
Und ich glaube auch nicht, dass Kundenorientierung unbedingt damit zu tun hat, wie transparent die Preise dargestellt werden. In einem perfekten Markt (alle Anbieter bieten ein und dasselbe Produkt zu identischen Kosten an und alle Käufer sind willens, den gleichen Preis zu bezahlen) ist das sicherlich der Fall; gerade der Markt für Flugtickets ist aber alles andere perfekt – und das ist gut so.
Aufgrund diverser Veröffentlichungspflichten in Deutschland kannst Du übrigens sehr gut ablesen, wieviel Gewinn die Lufthansa und Ihre Konzerngesellschaften erwirtschaften.
Hhhmmm Carsten, was ist Dein Punkt? Natürlich ist das eine Einbahnstraße, da ich der Kunde bin und LH der Verkäufer. Es geht hier ja nicht um irgendeinen theoretischen Marktmechanismus bei dem der perfekte Preis gefunden wird sondern darum, ob das neue dynamische Preismodell vorteilhaft für den ist. Das war die Ausgangsfrage. Und das ist es ganz klar nicht und mangelnde Transparenz trägt u.a. dazu bei.
Und wie viel Gewinn die LH am Jahresende oder im Quartal macht, ist irrelevant. Die Entscheidung, ob ich ein einzelnes Ticket kaufe oder nicht wird ja nicht dadurch bestimmt, ob LH als Unternehmen einen Gewinn/Verlust macht.
Insofern bin ich ratlos, was Du sagen möchtest. Nicht als Vorwurf gemeint sondern als ernste Frage: kannst Du das erklären?
Könnt ihr bitte noch die Quelle nachreichen? Ist doch vlt aus einem PDF entnommen?
Hallo Andreas, die Quelle für diesen Artikel ist in der Tat die Präsentation zum Capital Markets Day.
Seit wann zahlt Lufthansa denn wieder Provisionen?
Und dient das ganze Preissystem nicht eher dazu, die Preistransparenz zu unterbinden?
Jedenfalls macht LH das nicht, um ihren Kunden eine Freude zu machen.