Virgin Atlantic kämpft angesichts der Corona-Krise um ihr Leben – steht nur ein Verkauf der Airline bevor?
Um die zweitgrößte britische Fluggesellschaft Virgin Atlantic steht es nicht gut. Die Corona-Krise hat nicht nur für Streckenstreichungen gesorgt, sondern bewegt die Airline, die als einzige echte Konkurrenz zu British Airways gilt, an den Rand der Pleite. Da die Eigentümer, Delta Airlines und der Mitgründer Richard Branson, bei der britischen Regierung aktuell auf keine Hilfen hoffen können, wird ein Verkauf wahrscheinlicher. Besonders für den Mitgründer Branson, der eine weitere Airline seiner Gruppe, Virgin Australia gerade in die Insolvenz hat gehen sehen, wäre das ein herber Rückschlag und würde potenziell den Abschied der Virgin Marke aus der Luftfahrt bedeuten.
Virgin Atlantic steht kurz vor der Pleite und bat um staatliche Hilfe
Die Situation rund um Virgin Atlantic ist schon seit einigen Tagen brenzlig, im Zuge der Corona-Krise ist das auch wenig überraschend. Am 20. April schrieb Richard Branson einen offenen Brief, in der er die Lage rund um Virgin Atlantic beschrieb und die britische Regierung um Hilfe in Form eines über 600 Millionen Pfund schweren Kredits bat. Mit diesem Brief wollte Branson offensichtlich seine Popularität nutzen, um die von der britischen Regierung bereits abgelehnte Anfrage nach Unterstützung umzukehren.
In der Krise schien Bransons Hilferuf nicht wirklich auf Gehör zu stoßen, denn auch darauffolgend gab es keine Zusage von der britischen Regierung. Die Gründe dafür liegen wohl primär in der Eigentümerstruktur von Virgin Atlantic. Diese gehört nämlich zu 49 Prozent der US-amerikanischen Delta Airlines und zu 51 Prozent Richard Branson. Beide Gesellschafter sind nicht unbedingt das, was eine Regierung gerne unterstützen möchte. Auf der einen Seite würde eine US-Airline damit die Unterstützung der britischen Regierung erhalten und auf der anderen Seite ebenso ein Unternehmer, dessen Privatvermögen nicht nur auf mehrere Milliarden Pfund geschätzt wird, sondern der auch noch privat nicht mehr in Großbritannien lebt, sondern auf den British Virgin Islands was nebenbei bemerkt ein steuerlich sehr attraktives Domizil ist. Nun hat Branson sich gegen beide Argumente gewehrt, sein Vermögen liege zum Großteil in Firmenbeteiligungen und nicht bar auf dem Konto. Zudem hat sein gewählter Heimatort nichts mit den steuerlichen Vorteilen zu tun, sondern nur damit, dass er seine eigene Insel Necker Island so schön findet.
Man kann das nun teilweise oder auch ganz glauben, problematisch ist aus Sicht der Regierung wahrscheinlich eher, dass es in der Öffentlichkeit nicht besonders gut ankommen würde, einer Firma mit dieser Eigentümerstruktur zu helfen. Da die Regierung nun die Unterstützung vorerst abgewehrt hat, scheint sich Branson nach einem anderen Weg umzusehen.
Branson bietet seine Mehrheitsbeteiligung an Virgin Atlantic zum Verkauf an
Die Situation scheint jeden Tag brenzliger zu werden, denn Branson scheint nun sogar einen Schritt anzupeilen, der unter normalen Umständen sehr unwahrscheinlich wäre – nämlich den Verkauf seiner Beteiligung an Virgin Atlantic. Es scheint als möchte oder kann er die benötigten finanziellen Mittel nicht selbst nachschießen und sucht daher nach einem neuen Investor, der sich bei Virgin einkauft und die Airline dann retten kann.
Hierfür müsste der Käufer der 51 Prozent allerdings aus der EU oder Großbritannien kommen, ansonsten würden rechtliche Vorgaben verbieten, dass die Airline als britische Gesellschaft fliegen darf. Zudem sieht es so aus, als hätte Virgin Atlantic nicht allzu viel Zeit übrig, nach Berichten wäre die Airline Ende Mai zahlungsunfähig, wenn kein Geld nachgeschossen wird. Die Gespräche um den Verkauf sollen scheinbar auch bereits angelaufen sein, denn mehr als 50 Investoren sollen Interesse bekundet haben.
Für Branson persönlich ist das sicher keine einfache Entscheidung gewesen, denn der Unternehmer gilt als Fan der Luftfahrt. Ein gutes Beispiel ist hier der Verkauf von Virgin America an Alaska Airlines, gegen den er sich vehement gewehrt hatte. Virgin Atlantic, die Branson selbst gegründet und durch mehrere Krisen und einen erbitterten Kampf gegen den Platzhirschen British Airways geführt hatte, will er sicherlich gerade in einer solchen Krise nur ungern verkaufen. Allerdings sollte man auch die Möglichkeit einer staatlichen Unterstützung nicht komplett außer Acht lassen, denn die Verhandlungen sind wohl noch nicht beendet.
Fazit zur Situation bei Virgin Atlantic
Die britische Airline Virgin ist sicherlich ein spezieller Fall, wenn es um die Rettung von Airlines geht. Einem prominenten Milliardär und einer US-Airline mit staatlichen Mitteln unter die Arme zu greifen, klingt nicht gerade nach guter Öffentlichkeitsarbeit. Allerdings ist Virgins Rolle als Herausforderer des Monopols von British Airways in Großbritannien durchaus wichtig und sorgt für gesunde Konkurrenz.
In den kommenden Wochen dürfen wir auf jeden Fall eine Entscheidung rund um die Zukunft von Virgin Atlantic erwarten. Hoffen wir, dass wir uns nicht von noch einer Airline verabschieden müssen!