Kaum eine Fluggesellschaft bietet auf die Gesamtflotte betrachtet so viele First Class Plätze wie die Swiss – das wird sich mit der neuen Produktgeneration gravierend verändern.
Die Lufthansa-Tochter Swiss bietet aktuell in allen Langstreckenmaschinen acht First Class Plätze, was in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich ist. In Europa gibt es außer den Schweizern beispielsweise keine andere Fluggesellschaft, die noch in allen Langstreckenmaschinen auf eine First Class setzt. Daran wird sich auch nichts ändern, allerdings wird mit der nun vorgestellten neuen Produktgeneration dennoch eine Reduktion der First Class Kapazitäten um mehr als 50 Prozent einhergehen und auch die Business Class Kapazität wird potenziell etwas verringert. Die Folge dürften steigende Preise sein.
Von acht auf drei Plätze in jeder Maschine
Aktuell hat die Swiss in drei verschiedenen Flugzeugen eine First Class eingebaut, dem Airbus A330-300 (14 Maschinen), dem Airbus A340-300 (5 Maschinen) und der Boeing 777-300ER (12 Maschinen). Erste Eindrücke aus der Swiss A330-300 First Class sowie der Boeing 777 First Class könnt Ihr dabei auch auf reisetopia nachlesen. Mit der neuen Produktgeneration Allegris, die zuerst von der Lufthansa als ihr neues Business Class und First Class Produkt vorgestellt wurde, wird sich an der grundsätzlichen Strategie der Swiss auf allen Routen eine First Class nichts ändern. Allerdings wird die Zahl der Sitzplätze von acht auf vier reduziert, wie die Präsentation der Swiss hinsichtlich des neuen Produkts zeigt. Zwar bezieht sich der geteilte Sitzplan auf einen Airbus A330-300, hier zeigt sich aber schon sehr deutlich die Veränderung:
Vor der ersten Tür gibt es bislang acht First Class Plätze sowie zehn Business Class Plätze, zukünftig werden es drei bis vier First Class Plätze (je nachdem, ob der mittlere Sitz von einer oder zwei Personen besetzt ist) und 20 Business Class Plätze sein. Interessant ist dabei, dass sich die Gesamtzahl der Plätze deutlich erhöht, aber die Business Class aufgestockt wird. Hinter der ersten Tür folgen dann zukünftig 23 weitere Business Class Plätze, bislang sind es dort sogar 36 Sitze. Bei dieser Reduzierung ist allerdings zu bedenken, dass diese auch mit der Einführung der Premium Economy Class zu tun hat. Dennoch bleibt als Ergebnis, dass die Swiss im Airbus A330 von acht auf drei bis vier First Class Sitze geht und zudem die Business Class Kapazität von aktuell 45 (einzusehen auf dem Sitzplan auf der Swiss-Webseite) auf dann 43 Plätze reduziert. Insgesamt gibt es also sechs Sitzplätze in den Premium-Reiseklassen weniger als es zuvor der Fall war.
Blickt man noch granularer auf die Aufteilung, fällt auf, dass es bei der Swiss zukünftig in einem Airbus A330 insgesamt acht Business Class Suiten mit Tür gibt und nur 35 “normale” Business Class Sitze geben wird. Wenn man also nach reinen Suiten geht, wird die Kapazität dieser sogar von aktuell acht auf insgesamt elf (inklusive der Doppelsuite in der First Class) erhöht.
Vergleichbare Flottengröße und weniger Premium-Sitze
Erstmals in den Maschinen der Swiss wird man die neuen Business und First Class Sitze vermutlich erst im Jahr 2025 sehen, dann beginnt sukzessive der Umbau der existierenden Flotte sowie die Übernahme von Airbus A350, die von der Lufthansa Group bestellt wurden. Insgesamt fünf dieser Airbus A350-900 ersetzen dann die alternden Airbus A340-300, die im Gegenzug die Flotte verlassen. Diese Maschinen verfügen neben den acht First Class Sitzen sogar über insgesamt 47 Sitze in der Business Class. Geht man davon aus, dass hier auf eine ähnliche Kabinenaufteilung wie bei den Airbus A330-300 gesetzt wird, dürfte mit dem Austausch der Maschinen gegenüber den neuen A350-900 ein Rückgang der First Class Kapazitäten um 50 Prozent (wenn man den Doppelsitz als zwei Plätze rechnet) einhergehen, während die Business Class vermutlich ebenfalls leicht reduziert wird. Neu gibt es dann allerdings die Premium Economy Class.
Da momentan nicht bekannt ist, dass die Lufthansa die Flotte der Swiss in den nächsten Jahren signifikant ausbauen möchte, ist davon auszugehen, dass die Premium-Kapazität generell leicht sinkt. Sollten alle Airbus A330-300 analog der vorgestellten Seatmap umgebaut werden, reduziert sich auch hier die Zahl der Plätze in den Premium-Klassen, in der First Class ebenfalls um 50 Prozent (wenn man den Doppelsitz als zwei Plätze rechnet), in der Business Class wohl um wenige Plätze. Bleiben die Boeing 777-300ER, die bislang die höchste Premium-Kapazität in der Swiss Flotte aufweisen. Diese Maschinen haben momentan 62 Business Class Sitze und 8 First Class Sitze, wie die Swiss Webseite aufzeigt. Aus strategischen Gründen darf man davon ausgehen, dass diese Jets auch zukünftig eine besonders große Kabine in der Business Class haben, weil die Reiseklasse sich momentan genau bis zur dritten Notausgang-Tür erstrecken. Die Premium Economy Class ist schon jetzt dahinter eingebaut und wird dort vermutlich auch verbleiben.
Bei der Boeing 777 darf man davon ausgehen, dass die Veränderungen nicht allzu gravierend sind, denn das neue Produkt der Lufthansa Group wirkt sehr effizient, wenn man einen Blick auf den Sitzplan wirft. Möglich erscheint sogar, dass die Boeing 777 zwar zukünftig mit weniger Plätzen in der First Class, aber sogar mehr Business Class Plätzen daherkommt. Sicher lässt sich das allerdings erst sagen, sobald es auch hier Sitzpläne für die neuen Maschinen gibt.
Etwa 100 First Class Plätze am Tag weniger
Rechnet man die wegfallenden First Class Sitze zusammen und nimmt konservativ an, dass etwa 80 Prozent der Flotte im Einsatz ist und jeden Tag im Schnitt etwas weniger als zwei Flüge absolviert, fallen bei der Swiss nach Fertigstellung der Umrüstung jeden Tag etwa 100 First Class Sitze weg. Sollten stattdessen mehr Maschinen bei der Schweizer Tochter der Lufthansa platziert werden, könnte sich dieser Trend drehen, allerdings müsste die Langstreckenflotte dafür auch deutlich aufgerüstet werden. Da die Lufthansa zahlreiche neue Maschinen bestellt hat, wäre eine Aufstockung der Flotte durchaus denkbar, allerdings müsste hier schon viel passieren, um einen Wegfall der vielen First Class Plätze auch nur im Ansatz auszugleichen. Sollten die Konfiguration analog zum vorgestellten Sitzplan umgesetzt werden, dürften ab 2027 oder 2028 – wenn der Umbau potenziell abgeschlossen ist – gut zehn zusätzliche Maschinen für die Langstreckenflotte der Swiss notwendig sein, um den Rückgang der Premium-Kapazitäten auszugleichen.
Zu erwarten ist das allerdings nicht, denn die Zahl der First Class Plätze ist bei der Swiss traditionell auch im Branchenschnitt sehr hoch. Im Vergleich zur Lufthansa ergibt sich in einigen Maschinentypen eine knapp doppelt so hohe Business Class Kapazität, betreibt die Swiss-Mutter doch beispielsweise Airbus A340-300 mit nur 30 Sitzplätzen in der Business und gar keiner First Class. Mit der Reduzierung der Kapazitäten, die selbst bei einer Erweiterung der Flotte auf Einzelstrecken deutlich weniger First Class Sitze bedeuten würde, dürfte die Swiss noch restriktiver werden, was Angebote und auch die Verfügbarkeiten mit Meilen (aktuell bereits nur für Senatoren und HON Circle Mitglieder bei Miles & More) angeht. Geringere Kapazitäten bedeuten am Ende meist auch höhere Durchschnittspreise, womit leider auch in diesem Fall zu rechnen ist.
Fazit zur Reduzierung der Business und First Class Kapazitäten bei Swiss
Die Swiss setzt zukünftig auf mehr Exklusivität. Nur noch vier First Class Plätze statt acht wie bisher, dazu allerdings gleich acht Business Class Suiten mit Tür pro Maschine. Die First Class wird damit zu einem deutlich exklusiveren Produkt als bislang, was wohl auch nicht durch eine Flottenerweiterung bei der Swiss ausgeglichen wird – wahrscheinlicher scheint, dass man die ab 2025 sukzessive reduzierten Premium-Kapazitäten zu höheren Preisen zu verkaufen plant.
Man kann meiner Meinung nach als Airline nicht dauernd über Nachhaltigkeit faseln und dann mit so einer First Class kommen. Für mich völlig unglaubwürdig. Für mehr Nachhaltigkeit hätte die First abgeschafft gehört. Aber hier hört die Liebe zur Umwelt dann wohl auf.
Nicht, dass ich eine wie auch immer gestaltete First Class ablehne. Für mich geht es erst im Zusammenhang mit allerlei (angeblichen) Bestrebungen zur Verbesserung der Umweltbilanz nicht mehr auf. Man müsste das eine tun und das andere lassen. Immerhin war man so konsequent, der First insgesamt nicht mehr Raum zu geben im Flugzeug, deshalb die im Artikel behandelte Reduktion an Plätzen.
Ohnehin kann man sich fragen, ob es tatsächlich noch eine First braucht, sicher seit der neuesten Generation Business-Class mit Türen, etc. Wenn man zurück schaut, war einer der grössten Vorteile der First einst das voll flache Bett, als in der Business noch “gerutscht” wurde. Diese Zeiten sind fast überall längst vorbei.
Sehr sehr traurig. Ich befürchte, dann werden Deals in First der Vergangenheit angehören. Sowohl bei der LH als auch bei der Swiss werden damit die Kapazitäten mehr als halbiert. Die Doppelsuite kann niemand als vollwertige 2 Sitze ansehen. Wenn 3 einzelne Leute buchen, bleiben es auch nur 3 und werden keine 4.
Mir kommt jetzt noch der Gedanke, Upgrade in F werden damit auch der Vergangenheit angehören.