Die Betriebergesellschaft des Luxushotels Berlin Kurfürstendamm ist pleite und hat beim zuständigen Insolvenzgericht ein Insolvenzverfahren eröffnet – der Betrieb geht vorerst bis Ende August weiter.
Die Krise rund um das Coronavirus trifft immer mehr Firmen ins Mark. Nicht nur Reiseveranstalter wie Tui oder Fluggesellschaften wie die Lufthansa kämpfen mit Problemen, auch Hotels haben es in diesen Zeiten enorm schwer. Die Auslastungszahlen sind weiterhin im Keller und liegen in den meisten Hotels aktuell bei nur 20 bis 40 Prozent – obwohl die meisten Bereiche der Hotels wieder öffnen dürfen und keineswegs alle Hotelliers überhaupt wieder ihre Tür geöffnet haben. Dass unter diesen Bedingungen nicht alle Hotels überleben werden, scheint klar. In Berlin gibt es nun ein erstes prominentes Opfer, wie der Tagesspiegel berichtet.
Ungewisse Zukunft für das Sofitel Berlin Kurfürstendamm
Mit dem Sofitel Berlin Kurfürstendamm ist das erste prominente Hotel in Deutschland infolge der Krise in die Insolvenz gerutscht. 15 Jahre nach der Eröffnung des Hotels – damals noch als Concorde Hotel – hat die Betreibergesellschaft des Hotels am Mittwoch ein Insolvenzverfahren beim zuständigen Amtsgericht in Berlin Charlottenburg eröffnet. Der Betreiber des Hotels ist zahlungsunfähig und kann den Betrieb des Hotels ohne eine Restrukturierung nicht weiter fortsetzen. Ohne das Coronavirus wäre die Insolvenz “mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passiert”, wie der Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff gegenüber dem Tagesspiegel erklärt hat.
Ob das Hotel trotz der Insolvenz eine Zukunft hat, ist offen. Das Luxushotel soll laut dem Insolvenzverwalter mindestens bis Ende August weiterbetrieben werden und auch weiterhin alle Services anbieten. Sowohl die Restaurants als auch die Bars des Hotels sind aktuell bereits geöffnet, auch der reguläre Hotelbetrieb läuft wieder. Daran soll sich für den Moment auch nichts ändern, mindestens bis Ende August werden weiterhin ganz normal Übernachtungen angeboten. Brockdorf sieht auch generell eine “gute Chance, das Hotel darüber hinaus fortzuführen”, sodass es für die knapp 150 Mitarbeiter des Hotels eine realistische Zukunft gibt. Für den Moment hat der Vermieter der Immobilie alle Mieten gestundet und auch die französische Accor-Gruppe, Inhaber der Marke Sofitel, hat bereits Unterstützung im Insolvenzverfahren angekündigt.
Auslastung von nur 25 Prozent reicht nicht zum Überleben
Dass es für das Sofitel Berlin am Kurfürstendamm aktuell keine Möglichkeit gibt, profitabel zu arbeiten, zeigt ein Blick auf die Auslastung. Laut des Insolvenzverwalters liegt diese aktuell bei gerade einmal 25 Prozent, bis August hofft man auf eine Steigerung auf bis zu 40 Prozent. Vor der Krise lag die Auslastung bei mehr als 85 Prozent, sodass nicht überraschen dürfte, dass mit nur einem Viertel der üblichen Gäste kein finanziell sinnvoller Hotelbetrieb möglich ist. Generell klagen die meisten Hotels in Deutschland über schwierige Auslastungszahlen. In Berlin genauso wie in anderen Großstädten haben die meisten Hotels im Luxussegment aktuell eine Auslastung zwischen 20 und 40 Prozent, was nahezu nie für einen profitablen Betrieb reicht. Einige Hotels haben deshalb gar nicht erst wieder geöffnet, in Berlin bleiben etwa das Regent, das Schlosshotel und auch das Ritz-Carlton vorerst geschlossen.
Die Insolvenz des Sofitel Berlin Kurfürstendamm ist generell auch ein relevanter Schlag für Accorhotels. Das frühere Concorde Hotel hatte vor wenigen Jahren die Sofitel-Marke angenommen und wurde zu diesem Zeitpunkt zum zweiten Sofitel der Stadt. Das “erste” Sofitel am Gendarmenmarkt hat allerdings bereits im letzten Jahr geschlossen und soll im neuen Jahr unter neuer Marke unter dem Schirm von Marriott neu eröffnen. Sollte das Sofitel am Kurfürstendamm es nicht durch die Insolvenz schaffen, würde Accor bereits das dritte Luxushaus in der Stadt verlieren – im Luxussegment würde nur das SO/Das Stue verbleiben. Auch für die City West wäre der Verlust groß, denn schon das Swissôtel (ebenfalls Accor) hatte vor zwei Jahren geschlossen – in der Immobilie entstehen Büros. Die Kapazitäten in diesem Teil von Berlin sind allerdings auch enorm hoch, nicht weit entfernt befinden sich unter anderem auch das Waldorf Astoria, das Pullman (ebenfalls Accor) und das InterContinental.
Fazit zur Insolvenz des Sofitel Berlin Kurfürstendamm
Die Insolvenzmeldung des Sofitel Berlin Kurfürstendamm dürfte nicht die einzige Meldung dieser Art bleiben. Vielmehr ist davon auszugehen, dass in den nächsten Monaten noch weitere Hotelbetreiber aufgeben oder in die Insolvenz müssen. Die gesamte Tourismusindustrie könnte sich in den nächsten Monaten ändern – für die Angestellen sind das keine guten Nachrichten.
Beim derart unattraktiven Bonusprogramm ist es kein Wunder.