Immer mehr kommt es zu Spoofing, dem Aussenden von GPS-Störsignalen über Krisengebieten. Auf einer Konferenz in Köln wurde das Thema gestern diskutiert, eine technische Lösung ist nicht in Sicht.

Durch die aktuellen Konflikte in der Ukraine und im Nahe Osten kommt es vermehrt zu sogenanntem Spoofing. GPS-Störsignale werden ausgesendet und gefährden die Sicherheit der Luftfahrtindustrie. Die Branche will sich dagegen stark machen – es muss mehr Maßnahmen gegen die Aussendung von GPS-Störsignalen geben. Wie Reuters berichtet, wurde gestern in Köln darüber diskutiert.

Eine vereinte Front gegen Spoofing

Am gestrigen Donnerstag haben sich viele Größen aus der Luftfahrtindustrie in Köln an einen Tisch gesetzt, um über das wachsende Spoofing-Problem zu sprechen. Gastgeber war die International Air Transport Association (IATA) so wie die European Union Aviation Safety Agency (EASA). Es wurde über langfristige Lösungen diskutiert, aber auch über kurzfristige Abhilfe sowie verfügbare Technologien. Allerdings konnte gestern keine Einigung erzielt werden – eine baldige technische Lösung ist nicht in Sicht. Somit sind die Forderungen erst einmal, die Piloten besser für Spoofing-Szenarien zu schulen.

GPS Cockpit
Heute soll über Anti-Spoofing-Lösungen diskutiert werden

Die Notwendigkeit einer technischen Lösung ist allerdings nicht vom Tisch, allerdings schwer realisierbar. Das Spoofing wird immer ausgeklügelter und technische Lösungen, die generell lange bis zur Zertifizierung benötigen, kommen kaum hinterher. Langfristig wurde über eine zweite Authentifizierungsebene diskutiert, die zwischen guten und schlechten Signalen unterscheiden kann, wie Reuters in einer weiteren Meldung berichtet. Erste Ansätze einer solchen Technik gibt es bereits. Ein Statement der Organisatoren bezüglich des Treffens bleibt bisher aus.

Lufthansa Crew
Piloten sollen darauf geschult werden, Spoofing zu erkennen

Der Begriff Spoofing beschreibt störende GPS-Signale, die Flugzeuge von ihrem Kurs abbringen. Diese können beispielsweise vom Militär ausgesendet werden und beeinträchtigen die kommerzielle Luftfahrt, indem das GPS System diese Signale einfängt. Durch die aktuellen Konflikte in der Weltgeschichte nehmen diese Probleme immer mehr zu.

Fluggesellschaften berichten über Störungen

Die Fluggesellschaft AirBaltic berichtete etwa über einen Anstieg an Fällen. Auch die französische Air France war in Köln anwesend, um Lösungen für das Problem zu finden. Bisher haben die Airlines intern an Vorsichtsmaßnahmen arbeiten müssen, um das Problem in Schach zu halten.

We have created an appropriate risk prevention plan and action algorithm, guided by the aircraft manufacturer’s instructions.

AirBaltic sprecher über ergriffene Vorsichtsmaßnahmen

Teils berichten Piloten, sie haben aus Angst vor Spoofing das GPS in betroffenen Regionen abgeschaltet und die Navigation anderweitig gesteuert. Die Airlines sehen akuten Handlungsbedarf, da die Flugzeuge auf das GPS angewiesen sind.

Die Hürde zur Anti-Spoofing Technologie

Um gegen die GPS-Störsignale vorzugehen, ist teure Technik notwendig oder Methoden zur Eindämmung, die dem Militär vorbehalten sind. Kommerzielle Fluggesellschaften sind der Bedrohung bisher noch relativ ausgeliefert. Die Zertifizierung neuer Schutz-Techniken könnte bis zu zehn Jahre dauern, hinzu kommen Expertenkontrollen, die sichergestellt werden müssten. Aus dem Grund der fehlenden Lösungsansätze ist der Bedarf so hoch, über dieses Problem ins Gespräch zu kommen. Doch auf dem gestrigen Treffen deuteten Regulierungsbehörden an, dass sich der Dauer des Zertifizierungsprozesses wahrscheinlich nichts ändern wird.

GPS Flugzeug
Beim Spoofing bringen Störsignale Flugzeuge vom Kurs ab

Es gilt, eine Lösung zu finden, die für alle beteiligten Parteien umsetzbar ist. Das bedeutet, dass sie von den Behörden abgenommen sowie für die Airlines kostentechnisch umsetzbar sind. Einige sind der Meinung, dass statt auf die Technologie zu setzten, sollte eher auf die Ausbildung der Piloten gesetzt werden. Wenn Piloten lernen, die Manipulation zu erkennen, wäre ein erster Schritt geschafft. Die Lufthansa hatte in der Vergangenheit ihre Piloten bereits geschult, nachdem sie vermehrte Störsignale im Nahen Osten verzeichnet hatte.

Auch die Federal Aviation Administration (FAA) der USA beschäftigen sich mit dem Thema.

The FAA is working with interagency and international partners on global navigation satellite system (GNSS) authentication capabilities and GNSS disruption identification, location and mitigation tools.

Statement der FAA

Das nächste Mal planen die Branchenvertreter sich im Februar in Antalya zusammenzusetzen. Gastgeber ist International Civil Aviation Organization (ICAO), diskutiert werden soll über Navigationssysteme.

Fazit zum Bedarf von Lösungen gegen Spoofing

Besonders über Krisenherden kommt es immer häufiger zu Spoofing, also der Beeinträchtigung des GPS Signals. Das gefährdet den zivilen Luftverkehr und bisher gibt es noch keine griffige Lösung. Gestern haben viele Branchenvertreter über kurz- und langfristige Abhilfe beraten. Eine technische Lösung wird in naher Zukunft allerdings ausgeschlossen. Es bleibt spannend, welche Lösungen die nächste Konferenz im Februar bringt.

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Autor

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

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